Viele Patienten werden gleichzeitig mit verschiedenen Arzneimitteln behandelt. Je mehr unterschiedliche Medikamente bei einem Menschen eingesetzt werden, umso höher ist das Risiko für Arzneimittel-Wechselwirkungen.
Zwei Übersichtsbeiträge in diesem Heft befassen sich mit diesem Thema. Dr. Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden, stellt die klinisch wichtigen Interaktionen bei der Therapie mit Antimykotika vor. Zur Einstimmung in das Thema finden Sie in diesem Beitrag auch eine Einführung in die verschiedenen Formen der Wechselwirkungen.
In den letzten Jahren werden Wechselwirkungen bei der Biotransformation über das Cytochrom-P-450-System verstärkt beachtet, denn die Aktivität mancher CYP-Enzyme wird durch Induktion oder Hemmung reguliert. Diese Eigenschaft bedingt teilweise folgenreiche Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln. So kann es bei gleichzeitiger Gabe von zwei Substanzen, die mit Hilfe desselben Enzyms verstoffwechselt werden, zu einem verringerten Abbau eines oder beider Stoffe kommen. Die Plasmaspiegel können hierdurch in toxische Bereiche steigen.
Über diesen Mechanismus ausgelöste Interaktionen beispielsweise bei der Behandlung mit Psychopharmaka, Antiallergika, Antimykotika, Chinolonen oder auch Ciclosporin können teilweise schwere Nebenwirkungen hervorrufen und haben dadurch die Aufmerksamkeit der Fachöffentlichkeit vermehrt auf die Problematik der Wechselwirkungen gelenkt.
Diese „Konzentration“ auf CYP-Enyzme führte dann aber wiederum zu Marketing-Aussagen, dass eine Substanz deshalb keine Interaktionen haben sollte, weil sie nicht über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt wird. Dieser Umkehrschluss ist nicht richtig. Denn Arzneimittelinteraktionen sind ja nicht nur beim Metabolismus, sondern auch bei anderen pharmakokinetischen Vorgängen wie Resorption, Verteilung oder Ausscheidungsvorgängen und natürlich auch im Bereich der Pharmakodynamik möglich. Auf den Seiten 72 bis 74 sind diese Mechanismen kurz zusammengefasst.
Arzneimittel-Interaktionen haben aber nicht immer nur nachteilige Folgen, teilweise macht man sie sich auch zunutze, um die Wirkung einer Substanz zu verstärken (s. S. 83). Ein nunmehr schon historisches Beispiel hierfür ist die Exkretionshemmung von Penicillin oder anderen sauren Arzneistoffen durch Probenecid. Aktuell wird derzeit vor allem die so genannte „Ritonavir-Boosterung“ in der Behandlung von HIV-Infizierten genutzt.
Zur antiretroviralen Therapie eingesetzte Medikamente sind ingesamt sehr „interaktionsanfällig“, damit befasst sich der Übersichtsbeitrag von Prof. Dr. Hartwig Klinker, Würzburg.
Nicht zu vergessen sind die Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Nahrung. Wichtiges Beispiel: Grapefruitsaft. Auf der Internet-Seite www.powernetdesign.com/grapefruit/ kann man sich über Interaktionen zwischen Grapefruitsaft und Arzneimitteln informieren.
So wird beispielsweise die Serumkonzentration von Calciumantagonisten vom Dihydropyridintyp bei gleichzeitigem Genuss von Grapefruitsaft erhöht (siehe Seite 94 dieser Ausgabe).
Während Arzneimittel-Wechselwirkungen meist unerwünscht sind, sollte es zwischen einer Zeitschrift und ihren Lesern erwünschte und möglichst zahlreiche Interaktionen geben. Um Ihre Wünsche und Anregungen künftig noch besser berücksichtigen zu können, haben wir dieser Ausgabe einen Fragebogen beigefügt. Wir bitten Sie herzlich, diesen Fragebogen zu beantworten und uns per Fax oder per Post zukommen zu lassen. Unter den Einsendern verlosen wir 50 Büchergutscheine im Wert von 50€. Wir freuen uns auf eine intensive Interaktion.
Susanne Heinzl
sheinzl@wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de
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