Therapie mit niedermolekularen Heparinen bei Niereninsuffizienz und älteren Patienten


Andreas Rank und Erhard Hiller, München

Aufgrund des zunehmenden Alters unserer Bevölkerung besteht bei einem immer größeren Patientenanteil eine altersbedingt eingeschränkte Nierenfunktion. Zugleich steigt die Zahl derjenigen Patienten, die durch „Wohlstandserkrankungen“, wie Diabetes mellitus oder arterielle Hypertonie, sekundär an einer Niereninsuffizienz leiden. Bei einer erheblichen Zahl dieser Patienten ist durch gleichzeitig bestehendes Vorhofflimmern oder ein thromboembolisches Ereignis eine therapeutische Antikoagulation indiziert. Dies hat insbesondere für den Einsatz von niedermolekularen Heparinen (NMH), die in den letzten Jahren unfraktioniertes Heparin (UFH) bis auf einige Ausnahmen fast vollständig ersetzt haben, Bedeutung. In dieser Übersicht soll deshalb schwerpunktmäßig auf zwei damit einhergehende Probleme eingegangen werden:Zum einen können niedermolekulare Heparine aufgrund der vorwiegend renalen Elimination zu gefährlichen Überdosierungen mit schweren Blutungskomplikationen führen. Da sich aber die derzeit kommerziell verfügbaren niedermolekularen Heparine in ihren pharmakologischen Eigenschaften zum Teil deutlich voneinander unterscheiden, ist eine allgemein gültige Dosisreduktion für diese Substanzklasse in Abhängigkeit vom Schweregrad der Niereninsuffizienz nicht möglich. Bisher liegen für einige Substanzen nur kleinere Einzelstudien und retrospektive Analysen vor, deren Schwerpunkt auf der Messung der Anti-Xa-Aktivität liegt. Zum anderen stellt bei niereninsuffizienten Patienten die therapeutische Antikoagulation im Fall einer Heparin-induzierten Thrombozytopenie vom Typ II ein Problem dar. Neben den klassischen Antithrombotika Danaparoid und Hirudin stehen dabei zwei Substanzen als Therapiealternative zur Verfügung, die erst vor kurzem in Deutschland zugelassen wurden: Fondaparinux und Argatroban.
Arzneimitteltherapie 2006;24:391–5.

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