Funktionelle Verdauungsstörungen gehören zu den Erkrankungen, mit denen der Arzt in Klinik und Praxis am häufigsten konfrontiert wird. Unter funktionellen Darmerkrankungen verstehen wir Erkrankungen, für die sich mit den gängigen Routineverfahren keine ausreichenden strukturellen oder biochemischen Veränderungen finden lassen. Sie werden nach dem Rom-III-Konsens beim Erwachsenen in sechs voneinander abgrenzbare Syndrome untergliedert: funktionelle Ösophagusstörungen, funktionelle gastroduodenale Störungen (Non-ulcer-Dyspepsie, NUD), funktionelle Darmstörungen (funktionelle Verstopfung/Diarrhö, [irritables Darmsyndrom, IBS]), funktionelle abdominale Schmerzen, funktionelle Gallenblasen- und Sphinkter-Oddi-Störungen und funktionelle anorektale Störungen. Die Behandlung muss auch heute noch, nach Ausschluss organischer Ursachen, symptomenorientiert erfolgen und sollte zeitlich begrenzt durchgeführt werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass viele Symptome gemeinsam auftreten können (Schmerzen, „Discomfort“, Dyspepsie, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, Obstipation, Stuhlentleerungsstörungen, Diarrhö), die häufig mit einer viszeralen Hypersensitivität assoziiert sind. Häufig ist eine kombinierte medikamentöse Therapie erforderlich, wobei Funktionsstörungen und Symptomatik nicht miteinander korrelieren müssen. Viele Medikamente sind für spezielle funktionelle Verdauungserkrankungen nicht zugelassen.
Arzneimitteltherapie 2008;26:204–10.