Epidemiologie und Therapie der mehrfachresistenten Tuberkulose


MDR- und XDR-Tuberkulose

Doris Hillemann, Sabine Rüsch-Gerdes und Ulf Greinert, Borstel

Mycobacterium-tuberculosis-Stämme, die gegenüber einer zunehmenden Zahl von Antibiotika Resistenzen aufweisen, sind weltweit ein wachsendes Problem in der Bekämpfung der Tuberkulose (TB). In den letzten zwei Jahrzehnten war es vor allem die multiresistente (MDR) Tuberkulose, definiert als Resistenz gegenüber mindestens Isoniazid (INH) und Rifampicin (RMP). Die Behandlung von MDR-TB erfordert den Einsatz von sogenannten Zweitrang- (oder auch „Second-Line“-) Medikamenten (SLDs), die weniger effektiv, mit mehr Nebenwirkungen behaftet und auch teurer sind als Erstrang- („First-Line“-) Medikamente. Die neueste Entwicklung ist das Auftreten von extensiv-resistenter TB (XDR-TB), die als spezielle Form der MDR-TB definiert ist, mit zusätzlichen Resistenzen gegenüber den Fluorchinolonen und mindestens einem der injizierbaren Medikamente, die in der TB-Therapie verwendet werden: Amikacin, Kanamycin oder Capreomycin. Patienten mit XDR-TB haben weniger Heilungschancen aufgrund begrenzter Therapieoptionen und sind über längere Zeiten infektiös. Hohe HIV-Koinfektionsraten und überforderte Gesundheitssysteme haben zur Entstehung von XDR-TB beigetragen. Um ein weiteres Fortschreiten der MDR- und der nahezu unbehandelbaren XDR-TB zu verhindern, sind Verbesserungen in der Überwachung der TB, Ausweitung der Laborkapazitäten zur schnelleren Detektion der resistenten Stämme und bessere Infektions- und Therapiekontrollen notwendig.
Arzneimitteltherapie 2009;27:279–85.

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