Prof. Dr. med. Roland Gugler, Karlsruhe
In einer Vielzahl von Übersichtsarbeiten wurde gezeigt, dass der untersuchte Wirkstoff in Studien, die von pharmazeutischen Unternehmen finanziert wurden, signifikant besser bewertet wurde als in unabhängigen Studien [1, 2]. Daraus lässt sich ableiten, dass Interessenkonflikte einen Einfluss auf wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse haben können. Die möglichen Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von der tendenziösen Fragestellung im Studienprotoll über Unregelmäßigkeiten bei Durchführung und Auswertung bis zu verzerrter Darstellung der Ergebnisse in der Diskussion und den Schlussfolgerungen. Neben gezielten Verzerrungen gibt es auch mehr oder weniger unbeabsichtigte einseitige Darstellungen, weil sowohl Auftraggeber als auch Studienleiter das positive Ergebnis wünschen und weil dem Autor dann von der wissenschaftlichen Öffentlichkeit eine höhere Aufmerksamkeit zukommt. Solche Übersichtsarbeiten haben erheblich dazu beigetragen, dass dem Thema Interessenkonflikte eine wachsende Bedeutung beigemessen wurde.
Obwohl das Problem auch in früheren Zeiten immer wieder angesprochen wurde, hat erstmalig 1984 mit dem New England Journal of Medicine eine renommierte Fachzeitschrift von den Autoren eine Erklärung zu Interessenkonflikten verlangt. Das Deutsche Ärzteblatt fordert seit 2002 eine Erklärung zu Interessenkonflikten, seit 2005 in schriftlicher Form mit Unterschrift des Autors. Noch immer gibt es eine Reihe von Zeitschriften, die eine solche Erklärung nicht verlangen oder sie nicht veröffentlichen. Der Anteil der Autoren, bei denen Interessenkonflikte vorliegen, beträgt in verschiedenen Fachzeitschriften zwischen 20 und 30% [2]. Interessenkonflikte sind von besonderer Bedeutung bei Übersichtsarbeiten und Leitlinien, weil hier konkrete und objektive Handlungsempfehlungen vermittelt werden sollen. Bei diesen Publikationen müssen die Maßstäbe für die Unabhängigkeit von Autoren noch höher angesiedelt werden als in wissenschaftlichen Studien zu begrenzten Themen.
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