EditorialHans-Christoph Diener, Essen

bad-drug.com

ÜbersichtSebastian Dietz und Karl Werdan, Halle (Saale)

Neue medikamentöse Therapieansätze bei akuter Herzinsuffizienz

Die akute Herzinsuffizienz ist der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung bei über 65-Jährigen, mit einer Krankenhaussterblichkeit von ca. 10% und einer Ein-Jahres-Letalität bis zu 30%. In Abhängigkeit von der Form der kardialen Dekompensation besteht die Therapie in der Gabe von Sauerstoff, Diuretika, Nitraten, Opiaten und – bei Hypotonie und Schock – Inotropika und Vasopressoren. Mehrere neue Therapiekonzepte – Ultrafiltration, natriuretische Peptide, Blockade von Endothelin A-Typ-, B-Typ-, Vasopressin-V2- und Adenosin-A1-Rezeptoren sowie Aktivierung der löslichen Guanylatcyclase – haben in randomisierten kontrollierten Prognosestudien keine günstigen oder inakzeptable unerwünschte Wirkungen gezeigt. Von den weiteren, in Erprobung befindlichen neuen Substanzen hat Serelaxin, ein rekombinantes humanes Relaxin-2, in der RELAX-AHF-Studie die bisher Erfolg versprechendsten Ergebnisse gezeigt, mit einer signifikanten Besserung der Dyspnoe (primärer Endpunkt) und einer 37%igen, signifikanten Senkung der 180-Tage-Letalität (prospektiver Sicherheits-Endpunkt); allerdings auch mit fehlender Reduktion der 60-Tage-Letalität und 60-Tage-Rehospitalisierung (sekundärer Endpunkt). In der RELAX-AHF-Folgestudie wird die Senkung der 180-Tage-Letalität durch Serelaxin als primärer Endpunkt ausgewertet.
Arzneimitteltherapie 2013;31:220–32.

FlaggeEnglish abstract

Novel drug approaches in acute heart failure

Acute heart failure is the most frequent reason for hospitalisation of patients over 65 years, with a hospital mortality of about 10% and a 1-year-mortality of up to 30%.

Dependent on the subgroup of cardiac decompensation, treatment consists of oxygen, diuretics, nitrates, opiates, and – in case of hypotension and shock – of inotropics and vasopressors. Several new therapeutic concepts – ultrafiltration, natriuretic peptides, endothelin A-type, B-type receptor antagonist, vasopressin V2-receptor blocker, adenosine A1-receptor antagonist, soluble guanylyl cyclase activator – have shown to be of no beneficial effects or having even inacceptable side effects in randomised, controlled trials. Of further drugs being tested, serelaxin, a recombinant human relaxin 2, in the RELAX-AHF trial has shown the most promising results, with a significant improvement in dyspnoea (primary endpoint) and a 37%, significant reduction in 180-day-mortality (a prespecified safety end point), however, with no reduction in mortality and rehospitalisation within 60 days (secondary endpoint). Hopefully, the RELAX-AHF-follow-up study with 180-day-mortality as primary end point will confirm reduction in 180-day-mortality by serelaxin.

Key words: Acute heart failure, serelaxin, relaxin, RELAX-AHF, levosimendan, vasodilators

ÜbersichtKatinka Albrecht, Berlin, und Klaus Krüger, München

Pharmakotherapie der rheumatoiden Arthritis

Neues von der S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zur sequenziellen Therapie der rheumatoiden Arthritis

Die neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie gibt aktualisierte Empfehlungen zur sequenziellen Therapie der rheumatoiden Arthritis mit konventionellen krankheitsmodifizierenden Basistherapeutika und biologischen Wirkstoffen. Neben einer Zusammenfassung der Empfehlungen werden die wichtigsten Substanzen in ihrer klinischen Anwendung vorgestellt.
Arzneimitteltherapie 2013;31:235–41.

FlaggeEnglish abstract

Medical treatment of rheumatoid arthritis

The German Society of Rheumatology approved new guidelines for the sequential medical treatment of rheumatoid arthritis. The article summarizes the recommendations and describes the main pharmacological characteristics of the substances in their clinical practice.

Key words: Rheumatoid arthritis, disease modifying antirheumatic drugs, biological agents

Klinische StudieDr. Dr. Tanja Neuvians, Ladenburg

Akute venöse Thromboembolie

Weniger Blutungen mit Apixaban als Erstlinientherapie

In der AMPLIFY-Studie (Apixaban for the initial management of pulmonary embolism and deep-vein thrombosis as first-line therapy) wurde die therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit des Faktor-Xa-Inhibitors Apixaban als Erstlinientherapie bei akuter venöser Thromboembolie im Vergleich zur konventionellen Antikoagulationsstrategie untersucht. Apixaban ist der Kombination aus niedermolekularem Heparin und Vitamin-K-Antagonisten nicht unterlegen und zieht weniger Blutungskomplikationen nach sich. Eine generelle Therapieumstellung kann jedoch noch nicht empfohlen werden.

Referiert & kommentiert: Aus Forschung und EntwicklungDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Hepatitis C

Erfolg versprechende Ergebnisse mit Sofosbuvir

Der Polymerase-Inhibitor Sofosbuvir könnte die Behandlungsmöglichkeiten bei Hepatitis-C-Infektionen weiter verbessern. In vier Phase-III-Studien an fast 1000 Patienten mit chronischer Hepatitis C zeigte der neue, oral anwendbare Arzneistoff neben einer guten Wirksamkeit auch eine gute Verträglichkeit.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Susanne Heinzl, Reutlingen, Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Clopidogrel plus Acetylsalicylsäure

Duale Therapie senkt Schlaganfallrisiko nach Hochrisiko-TIA

Werden Patienten mit transitorischer ischämischer Attacke (TIA) oder kleinerem Schlaganfall innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn mit der Kombination aus Clopidogrel plus Acetylsalicylsäure behandelt, kann das relative Risiko für einen Schlaganfall in den nächsten 90 Tagen im Vergleich zu alleiniger Acetylsalicylsäure-Gabe signifikant um 32% verringert werden.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Schlaganfall

Frühere Thrombolyse – höherer Nutzen

Die Wirksamkeit einer Lyse-Therapie bei Schlaganfall ist stark abhängig von der Zeit, die zwischen Symptombeginn und Therapiebeginn verstreicht. Die Analyse der Daten eines großen US-Registers bestätigt diese bereits aus randomisierten Studien gewonnene Erkenntnis nun für die breite Anwendung von Alteplase (Actilyse®).

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenAndrea Warpakowski, Itzstedt

HIV-1-Infektion

Integrasehemmer-basiertes Eintabletten-Regime zugelassen

Seit Juni 2013 steht eine komplette HIV-Therapie aus vier Medikamenten in einer Tablette, ein sogenanntes Single-Tablet-Regime (STR), zur Verfügung. Zugelassen ist das Integrasehemmer-basierte STR für die Behandlung HIV-1-infizierter Erwachsener, die nicht vorbehandelt sind oder bei denen keine Mutationen nachgewiesen werden können, die zu einer Resistenz gegen eines der im STR enthaltenden Medikamente führen. Die Daten zu diesem neuen Therapieregime wurden auf einer Pressekonferenz des Unternehmens Gilead im Rahmen des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses diskutiert.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenReimund Freye, Baden-Baden

Alkoholabhängigkeit

Substanz zur Reduktion der Alkohol-Konsummenge bald auf dem Markt

Bei der Behandlung von Alkoholkranken galt strikte Abstinenz lange Zeit als einziges Therapieziel. Hier hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Auch eine Reduktion des Alkoholkonsums wird nunmehr als sinnvoller Behandlungszweck angesehen. Unterstützt werden die therapeutischen Bemühungen in dieser Hinsicht von dem seit kurzem zugelassenen Arzneistoff Nalmefen, mit dessen Markteinführung im Herbst 2013 gerechnet wird. Es hat in randomisierten klinischen Studien seine Überlegenheit versus Plazebo bei der Reduktion der Trinkmenge unter Beweis gestellt. Die Daten stellte der Studienleiter Prof. Dr. med. Karl Mann, Mannheim, auf einer Presseveranstaltung von Lundbeck in Berlin vor.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenMartin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Hypertoniebehandlung

Aktualisierung der ESH-ESC-Leitlinien

Einheitliche Blutdruckziele unter 140 mmHg systolisch für alle, unabhängig vom kardiovaskulären Risiko, mehr Blutdruckselbstmessung, raschere Intensivierung der therapeutischen Bemühungen bei Nichterreichen der Blutdruckziele und keine Bevorzugung einer antihypertensiv wirksamen Substanzklasse: das ist die Quintessenz der neuen Leitlinien für das Management der arteriellen Hypertonie, die von der European Society of Hypertension (ESH) und der European Society of Cardiology (ESC) verabschiedet und auf der diesjährigen ESH-Tagung in Mailand (Italien) vorgestellt wurden.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenMartin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Hypertonie

Neue Evidenz für Kombinationen in der Hochdrucktherapie

Die neuen ESH/ESC-Leitlinien zur Behandlung der arteriellen Hypertonie propagieren einen frühen Einsatz von Kombinationstherapien, um das Blutdruckziel unter 140 mmHg systolisch konsequent verfolgen und eher erreichen zu können. Während die Überlegenheit von Kombinationstherapien gegenüber den jeweiligen Einzelsubstanzen unbestritten ist, existieren nur wenige Daten zum Vergleich der Kombinationstherapien untereinander. Für den Angiotensin-II-Rezeptorblocker Olmesartan wurden auf der 23. Jahrestagung der European Society of Hypertension (ESH) neue Studienergebnisse zu dieser Fragestellung präsentiert.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Bevacizumab

Kein Nutzen beim Glioblastom in der Erstlinientherapie

Bevacizumab (Avastin®) zusätzlich zur Chemoradiotherapie in der Erstlinienbehandlung gegeben verbessert bei Patienten mit Glioblastom das Überleben nicht. Der Angiogenesehemmer erhöht jedoch die Zahl der unerwünschten Wirkungen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Bevacizumab in der Erstlinientherapie von Patienten mit Glioblastom nicht eingesetzt werden sollte.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Susanne Heinzl, Reutlingen

Unerwünschte Wirkung

Fampridin kann Trigeminusneuralgie verschlechtern

Der selektive Kaliumkanalblocker Fampridin (Fampyra®) kann bei Patienten mit multipler Sklerose eine Trigeminusneuralgie verschlechtern, wie eine retrospektive Analyse aus Minneapolis (USA) zeigte.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenHelga Brettschneider, Frankfurt am Main

Reizdarmsyndrom mit Obstipation

Linaclotid verbessert abdominelle Schmerzen und Stuhlfrequenz

Seit Mai 2013 erweitert Linaclotid (Constella®) die Therapieoptionen für Patienten mit Reizdarmsyndrom mit Obstipation. Studien ergaben signifikante Verbesserungen der Hauptsymptome Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlfrequenz. Die Ergebnisse wurden bei einer Veranstaltung der Firma Almirall im Rahmen des Internistenkongresses in Wiesbaden präsentiert.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

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