Prof. Dr. Clemens Unger, Freiburg
Ein Patient mit einem neu diagnostizierten, lokal begrenzten Prostatakarzinom steht vor einer schwierigen Entscheidung, wenn er mit einer Vielfalt von angebotenen Behandlungsverfahren konfrontiert wird. Tatsächlich sind die Therapieangebote für den Betroffenen oft verwirrend. Verfügbare Vorgehensweisen sind die Chirurgie, Strahlentherapie, Kryotherapie, HIFU-Therapie (hoch intensiv fokussierter Ultraschall) oder die ausschließliche Beobachtung, solange die Erkrankung nicht fortschreitet. Im Falle der chirurgischen Entfernung der Prostata gibt es die offene Chirurgie von abdominal oder retropubisch-anal sowie die laparoskopische oder auch die Roboter-assistierte Operationsmöglichkeit. Bei der Entscheidung für die Strahlentherapie kann perkutan dreidimensional konformal (3D-CRT), intensitätsmoduliert (IMRT) oder Image guided (IGRT) bestrahlt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Brachytherapie mit ihren unterschiedlichen Seed-Applikationstechniken einschließlich der Roboter-Assistenz. Darüber hinaus bieten einzelne Zentren die Protonenbestrahlung als die angeblich der Photonenbestrahlung überlegene Therapieform an. All diese verschiedenen Therapieangebote zielen auf die kurative Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms. Selbst das zuwartende Vorgehen hat noch verschiedene Varianten: die aktive Überwachung (active surveillance) mit der Empfehlung der erneuten Prostatabiopsie in der Verlaufsbeurteilung oder die passive Überwachung (watchful waiting), bei der lediglich PSA-Werte (prostate-specific antigen) kontrolliert werden. Darüber hinaus ist die Frage der adjuvanten Hormonbehandlung bei nodal positiven Risikopatienten nach kurativer Chirurgie oder Strahlentherapie von der Datenlage her durchaus umstritten.
Es ist derzeit unklar, von welcher Form der Behandlung der Patient unter Berücksichtigung von Nebenwirkungen und Komplikationen langfristig am meisten profitiert. Kürzlich wurde daher „Die Deutsche Prostatakrebs-Studie“ (PREFERE) aufgelegt, die die vier wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten vergleichend prüfen soll, nämlich die radikale Prostatektomie, die perkutane Strahlentherapie, die Brachytherapie (Seed Implantation) und die aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrollen. In die PREFERE-Studie sollen über einen Zeitraum von vier Jahren insgesamt 7600 Patienten eingeschlossen werden. Damit wird sie weltweit zur größten Studie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom. Die Teilnehmer werden über einen Zeitraum von mindestens 13 Jahren bis zum Studienende nachbeobachtet. Die Studie wird von einem breiten Bündnis getragen: Eingebunden sind die Deutsche Krebshilfe, die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Deutsche Gesellschaft für Urologie, der Berufsverband Deutscher Urologen, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie sowie die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe. Ziel ist es, bei der Beratung der Prostatapatienten und ihrer Angehörigkeit die größtmögliche Sicherheit einer guten Empfehlung zu erreichen.
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