Inhibitoren der Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9)
Bei den PCSK9-Inhibitoren handelt es sich um eine der schnellsten Bench-to-Bedside-Entwicklungen in der Geschichte der Pharmakologie. Diese Übersichtsarbeit diskutiert den Wirkungsmechanismus, die vorliegenden klinischen Studiendaten zur LDL-Cholesterin-Senkung und das Nebenwirkungsprofil der PCSK9-Hemmer. Die zwei- oder vierwöchentliche subkutane Therapie mit den neu zugelassenen vollhumanen Antikörpern zur Hemmung von PCSK9 stellt eine zusätz-liche Option für Patienten mit hohem Risiko dar, deren LDL-Cholesterin trotz einer optimalen oralen Therapie mit den bisher vorhandenen Lipidsenkern nicht ausreichend gesenkt werden kann. Die großen Endpunkt-Studien sind bereits fortgeschritten und werden in den nächsten Jahren die noch fehlenden Informationen bezüglich der Langzeit-Sicherheit und der Reduktion klinischer Ereignisse liefern.
Arzneimitteltherapie 2015;33:371–8.
English abstract
Inhibitors of proprotein convertase subtilisin/kexin type 9 (PCSK9)
The development of PCSK9 inhibitors is one of the fastest „bench-to-bedside“-developments in the history of pharmacology. This review describes the molecular mechanism, the available clinical data on LDL-cholesterol lowering and potential side effects. The two- or four-weekly subcutaneous application of human antibodies to inhibit PCSK9 has been approved in Europe and the USA. The treatment emerges as an additional option for patients that do not reach their LDL-targets despite optimal therapy with existing lipid-lowering drugs (e.g. statins, ezetimibe). Large randomized outcome trials are ongoing and will soon provide the necessary information regarding safety and reduction of cardiovascular outcome events.
Key words: PCSK9, review, LDL, statins
Olaparib in der Erhaltungstherapie BRCA-mutierter Ovarial-, Eileiter- oder Peritonealkarzinome
Aus Expertensicht
Arzneimitteltherapie 2015;33:381–3.
English abstract
Olaparib in maintenance therapy of BRCA-mutant ovarian, fallopian tube, or primary peritoneal cancer
Maintenance therapy with the PARP-Inhibitor olaparib significantly improves progression-free survival in platinum-sensitive, relapsed BRCA-mutant ovarian cancer versus placebo by 6.9 months, while overall survival is not affected. This results in a considerable prolongation of time to following treatment or death. Predominant grade 3/4-side effects were fatigue and anemia. Further clinical trials to define the value of olaparib in this setting are currently ongoing.
Blutungen und Notfalloperationen unter Dabigatran
Spezifisches Antidot Idarucizumab
Mit Idarucizumab steht ein spezifisches Antidot zur Behandlung von Patienten zur Verfügung, die mit Dabigatran behandelt werden und bei denen eine schwerwiegende Blutung auftritt oder die notfallmäßig operiert werden müssen.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Duchenne-Muskeldystrophie
Behandlungserfolge mit Idebenon
Idebenon, ein synthetisches, kurzkettiges Benzochinon, reduzierte bei Patienten mit Duchenne-Muskeldystrophie den Verlust der Atemwegsfunktion und empfiehlt sich als neue potenzielle Behandlungsoption gegen fortschreitenden Muskelschwund.
Mukoviszidose
Lumacaftor kombiniert mit Ivacaftor als neue Behandlungsoption
Die Kombination aus dem „CFTR-Korrektor“ Lumacaftor und dem „CFTR-Potentiator“ Ivacaftor konnte bei Mukoviszidose-Patienten mit der häufigen Phe508del-CFTR-Mutation die Lungenfunktion verbessern.
Immunthrombozytopenie
Thrombopoetin-Rezeptor-Agonist Avatrombopag
Die Stimulation der Thrombozytenproduktion durch Thrombopoetin-Rezeptoragonisten hat sich als effektive Therapieoption bei Immunthrombozytopenie etabliert. Nach Versagen einer Erstlinientherapie mit Glucocorticoiden gilt die Splenektomie weiterhin als eine Therapie mit der höchsten dauerhaften Erfolgsrate. Der Stellenwert der Thrombopoetin-Rezeptoragonisten in der Zweit- und Drittlinientherapie soll im Folgenden bewertet werden. Vielversprechende Daten eines Thrombopoetin-Rezeptoragonisten der zweiten Generation, Avatrombopag (AKR-501, E5501), deuten einen starken und anhaltenden Effekt an.
Zerebrale Blutungen unter Antikoagulanzien
Darf man erneut antikoagulieren?
Bei Patienten, die unter Antikoagulanzien zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern eine intrakranielle Blutung erleiden, reduziert eine erneute Antikoagulation zu einem späteren Zeitpunkt signifikant das Risiko von Schlaganfall und Tod. Thrombozytenfunktionshemmer sind entweder unwirksam oder deutlich weniger wirksam. Die Rate erneuter intrakranieller Blutungen und schwerwiegender anderer Blutungskomplikationen ist bei Patienten, die erneut antikoaguliert werden, nicht erhöht.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph-Diener, Essen
Blutungen unter Vitamin-K-Antagonisten
Was ist besser? 4-Faktor-Prothrombinkomplex oder Fresh-frozen-Plasma?
Bei antikoagulierten Patienten, bei denen notfallmäßig ein operativer Eingriff oder eine Intervention vorgenommen werden müssen, ist zur Normalisierung der Gerinnung ein 4-Faktor-Prothrombinkomplex signifikant wirksamer als die Gabe von Fresh-frozen-Plasma.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Orale Antikoagulation mit Edoxaban vs. Warfarin
NOAK verspricht mehr Sicherheit bei gleich guter Wirksamkeit
Der Faktor-Xa-Inhibitor Edoxaban wurde im Juni für die Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit einem nichtvalvulären Vorhofflimmern und für die Akuttherapie und Sekundärprophylaxe bei tiefen Venenthrombosen und/oder Lungenembolie zugelassen. Die Daten der entsprechenden Zulassungsstudien (ENGAGE AF-TIMI 48 und Hokusai VTE) wurden im Rahmen einer von der Firma Daiichi Sankyo veranstalteten Pressekonferenz erläutert.
Fortgeschrittenes NSCLC
Effektiveres Taxan mit weniger Nebenwirkungen für Bronchialkarzinome zugelassen
Die Europäische Kommission hat im März 2015 nab-Paclitaxel (Abraxane®), eine Albumin-basierte Nanotechnologieformulierung von Paclitaxel, in Kombination mit Carboplatin für die Erstlinienbehandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) bei erwachsenen Patienten, bei denen keine potenziell kurative Operation und/oder Strahlentherapie möglich ist, zugelassen. In der Zulassungsstudie zeigten sich im Vergleich zu konventionellem Paclitaxel plus Carboplatin höhere Ansprechraten und eine geringere Toxizität [2]. Vorteilhaft für die Praxis ist auch die ausreichende Wasserlöslichkeit von nab-Paclitaxel. Deshalb sind keine Lösungsvermittler nötig und es kommt nicht zu lösungsmittelbedingten Toxizitäten, was wiederum eine Prämedikation hinfällig macht und die Infusionszeit verkürzt.
Malignes Melanom: PD1-Immun-Checkpoint-Inhibitoren
Umgang mit unerwünschten Wirkungen
PD1-Inhibitoren lösen zwar bei rund 80% der Melanom-Patienten eine unerwünschte Wirkung aus, meist handelt es sich jedoch um eher leichte Nebenwirkungen. Zu beachten ist, dass die unerwünschten Wirkungen im Verlauf der Therapie häufiger werden können. Patienten müssen also nicht nur zu Therapiebeginn sorgfältig auf Nebenwirkungen überwacht werden, wie bei einem Satellitensymposium von MSD Sharp & Dohme beim 25. Deutschen Hautkrebskongress in München im September 2015 berichtet wurde.
CLL und follikuläres Lymphom
Aktualisierte Leitlinien und neue Studien
Die therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung von CLL und follikulären Non-Hodgkin-Lymphomen sind umfangreich. Zahlreiche Studien auch bei vorbehandelten Patienten und mit Kombinationstherapien wurden auf den Jahreskongressen 2015 der American Society of Clinical Oncology (ASCO) und der European Hematology Association (EHA) vorgestellt und ergänzen noch einmal die vielfältigen Optionen. Wie die Therapieentscheidungen in der Erst- und Zweitlinientherapie in verschiedenen Ländern Europas getroffen werden und welche Behandlungs-Leitlinien dabei zu berücksichtigen sind, diskutierten Experten während des 13-ICML (International Conference on Malignant Lymphoma) beim Mundipharma-Satellitensymposium am 18. Juni 2015 in Lugano (Schweiz) – unmittelbar nach den beiden großen ASCO- und EHA-Kongressen. Dem gegenübergestellt wurden die aktualisierten Leitlinien der DGHO vom November 2014.
Polyzystische Nierenerkrankung
Tolvaptan verzögert die Progression
Die polyzystische Nierenerkrankung ist ein genetisch verursachtes Krankheitsbild, das in der Regel zu einem terminalen Nierenversagen führt. Mit Tolvaptan, welches die cAMP-Produktion hemmt, steht jetzt erstmals ein pathogenetisch orientiertes Behandlungskonzept zur Verfügung, das den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflusst. Die Ergebnisse der TEMPO-3/4-Zulassungsstudie wurden im Rahmen eines von der Firma Otsuka veranstalteten Pressegesprächs vorgestellt und diskutiert.
Onkologie
Umgang mit immer kleineren Patientengruppen
Fortschritte in der Erkennung von Genmutationen und in der zielgerichteten Therapie führen zu immer kleineren Patientengruppen in der Onkologie. Zur Untersuchung neuer therapeutischer Ansätze sind daher innovative Studienansätze und eine verstärkte Kooperation in der Klinik und zwischen Zentren erforderlich, wie beim 25. Deutschen Hautkrebskongress in München festgestellt wurde.