EditorialDr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Digitalisierte Medizin

Trends, Chancen und Risiken

ÜbersichtMeinolf Karthaus, München, und Hans-Peter Lipp, Tübingen

Voriconazol

Therapiemanagement und Plasmaspiegeloptimierung in der Therapie invasiver Aspergillosen

Das Azol-Antimykotikum Voriconazol ist aktuellen nationalen und internationalen Therapieleitlinien zufolge das Medikament der ersten Wahl bei invasiven Aspergillosen. Der Einsatz von Voriconazol ist mit einer ausgeprägten interindividuellen und intraindividuellen Variabilität der Plasmaspiegel verbunden. Ein Zusammenhang der Wirksamkeit von Voriconazol mit der Wirkstoffexposition erscheint verschiedenen Untersuchungen zufolge wahrscheinlich. Plasmaspiegel-gesteuerte Dosisanpassungen können der Therapieoptimierung dienen, doch ist deren klinischer Nutzen nicht in ausreichendem Maße prospektiv belegt, und es bestehen Unsicherheiten in Bezug auf den Zielbereich und geeignete Dosisanpassungen. Die Bestimmung der Voriconazol-Plasmaspiegel ist keine Standardmaßnahme. Sie kommt in folgenden Situationen infrage: unzureichendes Ansprechen auf die Therapie, Verdacht auf eine Durchbruchmykose, Nebenwirkungen (vor allem neurologische Symptome, ausgeprägte Leberwerterhöhungen), potenzielle Interaktionen mit Komedikationen, kritisch kranke pädiatrische Patienten, septische Zustände mit Verteilungsstörungen.
Arzneimitteltherapie 2016;34:193–200.

FlaggeEnglish abstract

Voriconazole: therapeutic management and plasma level optimization in the treatment of invasive aspergillosis

According to current guidelines, the azole antifungal voriconazole (Vfend®) is the drug of choice for treating invasive aspergillosis. Use of voriconazole is associated with pronounced interindividual and intraindividual variability of plasma levels. A correlation of voriconazole exposure and efficacy of treatment appears likely from clinical investigations. Plasma-level guided dose adjustments may support treatment optimization albeit their clinical usefulness has not been convincingly demonstrated in a prospective manner, and the target range of plasma levels and dose adjustments used for the correction of drug exposure remain poorly defined. Therefore, the determination of voriconazole plasma levels is not a standard measure to date. It may still be considered in the following situations: insufficient treatment effect, suspected breakthrough mycosis, side effects (mostly hepatic or neurological), potential drug-drug interactions, critical illness in pediatric patients, and septic conditions with disturbances of fluid distribution.

Keywords: aspergillosis, voriconazole, plasma level, therapeutic drug monitoring, treatment optimization

ÜbersichtChristian Eckmann, Peine, Kora Huber, Ober-Ramstadt, und Béatrice Grabein, München

Ceftolozan – Tazobactam

Neue Option bei multiresistenten gramnegativen Erregern

Der steigende Anteil resistenter Bakterien als ursächliche Erreger nosokomialer Infektionen stellt die Infektionstherapie vor immer größere Herausforderungen. Etwa 3 bis 12% der hospitalisierten Patienten entwickeln während ihres Krankenhausaufenthalts eine nosokomiale Infektion (hospital acquired infection, HAI), wie aus aktuellen Veröffentlichungen der WHO (world health organization) hervorgeht. Das Risiko ist bei Intensivpatienten besonders groß und geht mit einer erhöhten Letalität einher (25% vs. 11%; p<0,001). Auch die Klinikletalität insgesamt liegt bei Patienten, die an nosokomialen Infektionen erkranken, doppelt so hoch (33% vs. 15%; p<0,001) [28]. Besondere Probleme bereitet der steigende Anteil multiresistenter gramnegativer Bakterien, insbesondere ESBL-bildender Enterobacteriaceae und multiresistenter Pseudomonas aeruginosa. Mit Ceftolozan-Tazobactam steht ein neues Cephalosporin-Antibiotikum in fixer Kombination mit dem seit Jahren bewährten Beta-Lactamase-Inhibitor Tazobactam zur Verfügung, das auch bei Infektionen mit den oben genannten multiresistenten Erregern hohe klinische Therapieerfolgsraten erzielte.
Arzneimitteltherapie 2016;34:203–12.

FlaggeEnglish abstract

Ceftolozane/Tazobactam – a new option for the treatment of infections due to multiresistant gram-negative organisms

Infection is a major cause of morbidity and mortality in intensive care units (ICUs) worldwide and 3 to 12% of hospitalized patients develop a nosocomial infection (hospital acquired infection, HAI). The ICU mortality rate of infected patients was more than twice that of non-infected patients (25% vs 11%, respectively; p<0.001), as was the hospital mortality rate (33% vs 15%, respectively; p<0.001). Especially infections due to ESBL-producing Enterobacteriaceae and multi drug resistant Pseudomonas aeruginosa can cause treatment failures according to antibiotic resistance. Ceftolozane-tazobactam a new cephalosporin-beta-lactamase-inhibitor combination showed substantial clinical and microbiological activity against ESBL-producing Escherichia coli and Klebsiella strains and has potent in vitro activity against Pseudomonas aeruginosa, including multidrug-resistant strains.

Key words: Ceftolozane-tazobactam, ESBL, nosocomial infections, Pseudomonas aeruginosa,

Klinische StudieDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen, Prof. Dr. med. Johannes Hübner, München

Unkomplizierte Hautinfektionen

Cotrimoxazol fördert die Abheilung

In einem Patientenkollektiv mit unkomplizierten Hautinfektionen konnte eine begleitende Antibiotikatherapie mit Cotrimoxazol die Abheilung der Abszesse im Vergleich zu Placebo signifikant verbessern. Darunter waren auch Patienten mit Infektionen, die durch Methicillin-resistente Stapyhlococcus-aureus-Stämme (MRSA) ausgelöst und primär durch eine chirurgische Drainage behandelt wurden. Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Johannes Hübner

Referiert & kommentiert: Aus Forschung und EntwicklungDr. Barbara Ecker-Schlipf, Holzgerlingen

Pulmonale arterielle Hypertonie

Behandlungserfolge mit Selexipag

Bei Patienten mit einer pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) war das Risiko für den primären Endpunkt – zusammengesetzt aus Todesfällen und auf PAH zurückzuführende Komplikationen – unter einer Behandlung mit Selexipag deutlich niedriger als unter Plazebo. Signifikante Unterschiede in der Mortalitätsrate wurden zwischen den beiden Studiengruppen nicht festgestellt.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. med. Marianne Schoppmeyer, Nordhorn

Pankreaskarzinom

Inkretinbasierte Medikamente nicht mit erhöhter Kanzerogenität verbunden

Seit einigen Jahren werden inkretinbasierte Medikamente zur Senkung des Blutzuckers verdächtigt, die Entstehung von Pankreaskarzinomen zu begünstigen. Forschungsergebnisse einer großen bevölkerungsbasierten Untersuchung geben nun Entwarnung: Im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen war die Anwendung inkretinbasierter Medikamente nicht mit einem höheren Risiko für Pankreaskarzinome assoziiert.

Referiert & kommentiert: TherapiehinweiseDr. Matthias Desch, Wien

Therapie nach Insult oder TIA

Pioglitazon reduziert das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt

Pioglitazon, ein Insulinsensitizer, zeigt in der Sekundärprophylaxe von Patienten mit Insulinresistenz nach einem ischämischen Schlaganfall eine signifikante Reduktion von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Gleichzeitig waren Knochenbrüche häufiger im Vergleich zu Placebo. Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren der IRIS-Studie (Insulin resistance intervention after stroke).

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Annette Junker, Wermelskirchen, Prof. Dr. med. Clemens Unger, Freiburg

Angiogenese-Inhibitor

Ramucirumab jetzt in drei Indikationen einsetzbar

Am 25. Januar 2016 hat die Europäische Kommission dem monoklonalen Antikörper Ramucirumab die Zulassungserweiterung für zwei Indikationen erteilt. Der Angiogenese-Inhibitor wurde in Kombination mit FOLFIRI (Folinsäure, 5-Fluorouracil, Irinotecan) zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (mCRC) zugelassen, deren Erkrankung während oder nach einer Erstlinientherapie mit Bevacizumab, Oxaliplatin und einem Fluoropyrimidin progredient geworden ist. Außerdem wurde dem Antikörper am gleichen Tag in Kombination mit Docetaxel die Zulassung zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierten nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) in der Zweitlinientherapie nach einer Platintherapie erteilt. Während des 32. Deutschen Krebskongresses im Februar 2016 wurden die entsprechenden Zulassungsstudien vorgestellt und diskutiert.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Clemes Unger, Freiburg

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Fortgeschrittenes nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom

Neue Daten zu Afatinib und Nintedanib

Aktuelle Ergebnisse der Head-to-Head-Studie LUX-Lung 7 belegen für Afatinib Vorteile gegenüber Gefitinib: So verbesserte Afatinib im Vergleich zu Gefitinib signifikant das PFS bei Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) und häufigen EGFR-Mutationen in der Erstlinientherapie [2, 3]. Für die Zweitlinientherapie konnte in der Phase-III-Studie LUME-Lung 1 gezeigt werden, dass Nintedanib + Docetaxel das Gesamtüberleben signifikant verlängerte im Vergleich zu Placebo + Docetaxel bei Adenokarzinom-Patienten ohne therapierbare Mutationen – besonders profitierten Patienten mit aggressivem Krankheitsverlauf [4]. Die Ergebnisse dieser Studien wurden im Februar 2016 während des 32. Deutschen Krebskongresses in Berlin vorgestellt und diskutiert.

Referiert & kommentiert: Kongresse, Symposien, KonferenzenDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Chronische myeloische Leukämie in chronischer Phase

Ponatinib in der Drittlinientherapie besonders wirksam

Während des diesjährigen Deutschen Krebskongresses in Berlin wurden aktuelle, auf der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) vorgestellte Daten zu Ponatinib (Iclusig®) diskutiert. Die Auswertungen der PACE-Studie von Levy et al. und Hochhaus et al. zeigen, dass es bei CML-Patienten in der chronischen Phase (CP-CML) mit Intoleranz oder Versagen einer vorherigen Therapie unter einem Zweitgenerations-Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) sinnvoll ist, Ponatinib aufgrund seiner überzeugenden antileukämischen Wirkung bereits früher einzusetzen und nicht für spätere Therapielinien aufzusparen [3, 5].

PressekonferenzDr. Yuri Sankawa, Stuttgart

Aktinische Keratosen

Neue S3-Leitlinie und Stellenwert der Feldtherapie mit Ingenolmebutat

Die aktuelle S3-Leitlinie der Internationalen Liga der Dermatologischen Gesellschaften (ILDS) und des Europäischen Forums für Dermatologie (EDF) bietet evidenz- und konsensusbasierte Therapieempfehlungen für verschiedene Patientengruppen mit aktinischen Keratosen (AK). Mit einer starken Empfehlung wurde der Einsatz von Ingenolmebutat bei AK-Patienten mit einer sogenannten Feldkanzerisierung sowie mit multiplen Läsionen versehen [1], wie auf einer von LEO Pharma initiierten Pressekonferenz im Rahmen der DDG KOMPAKT 2016 berichtet wurde.

PressekonferenzDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Hypercholesterinämie

PCSK9-Inhibitor Evolocumab als wirksame Option zur LDL-Cholesterol-Senkung

Das LDL-Cholesterol ist ein entscheidender Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit (KHK). Mit der bisherigen Standardtherapie mit Statinen werden jedoch insbesondere bei Hochrisiko-Patienten die Zielwerte oft nicht erreicht. Mit dem monoklonalen Antikörper Evolocumab steht eine innovative Substanz zur Verfügung, mit der eine starke zusätzliche LDL-Cholesterol-Senkung erreicht werden kann, so das Fazit einer von der Firma Amgen im Rahmen des diesjährigen Kardiologenkongresses veranstalteten Pressekonferenz.

PressekonferenzDr. Bettina Wagner, Konstanz

Asthma bronchiale

Neuer Anti-IL-5-Antikörper Mepolizumab

Mepolizumab ist ein neuer Anti-Interleukin-5-Antikörper. Er ist als Zusatztherapie für erwachsene Patienten mit schwerem refraktärem eosinophilem Asthma bronchiale zugelassen und ist seit Februar 2016 in Deutschland verfügbar. Die zugehörigen Studiendaten wurden auf einer Pessekonferenz von GlaxoSmithKline im Dezember 2015 vorgestellt.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

Aktuelle Meldungen von EMA, FDA, BfArM und AkdÄ