Krebstherapie im Wandel?


Dr. rer. nat. Maja M. Christ, Stuttgart

[Foto: Ferdinando Iannone]

„Perspektiven verändern Krebs – Krebs verändert Perspektiven“

So lautet das Motto des diesjährigen Deutschen Krebskongresses (DKK), der Ende Februar 2018 in Berlin stattfindet [2]. Dank Fortschritten in Diagnostik und Therapie kann man viele maligne Tumoren früher und gezielter behandeln. Besser wirksame Therapien rücken den Blick auf die Lebensqualität. Krebspatienten wollen mit ihrer Erkrankung nicht nur länger, sondern auch gut leben können.

Das Motto zielt zwar vor allem auf bildgebende Verfahren. Aber auch in der medikamentösen Therapie hat sich einiges getan: Mehr als ein Dutzend neue Onkologika wurden 2017 in Europa zugelassen. Hinzu kamen zahlreiche Zulassungserweiterungen. Einige davon stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe der Arzneimitteltherapie vor (z.B. Atezolizumab und Inotuzumab Ozogamicin). Unter den Neuzulassungen waren auch neue therapeutische Ansätze. So sind mit Avelumab und Atezolizumab die ersten Inhibitoren des programmed death ligand 1 (PD-L1) auf den Markt gekommen.

In aller Munde ist seit Kurzem die CAR(Chimeric Antigen Receptor)-T-Zell-Therapie. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat 2017 bereits Kymriah® und Yescarta® zugelassen; für Europa hat der Hersteller den Zulassungsantrag für Kymriah® eingereicht.

Aber nicht nur die Lebensqualität rückt mehr in den Fokus, sondern auch die Kosten neu zugelassener Arzneimittel. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) will neue Krebsmedikamente künftig noch schärfer überprüfen lassen [1]. Vor allem soll die Lebensqualität der Patienten stärker in der Nutzenbewertung berücksichtigt werden. Doch schon jetzt schaffen nur wenige neue Arzneimittel die AMNOG-Hürde, wobei die Onkologika noch relativ gut abschneiden, so der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken. Von fünf Arzneimitteln zur Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) ergab sich für drei „Zusatznutzen nicht belegt“. Lediglich Pembrolizumab, das eine Zulassungserweiterung für die Erstlinientherapie erhalten hatte, und Osimertinib wurde ein Anhaltspunkt für beträchtlichen Zusatznutzen bescheinigt.

Ende letzten Jahres veröffentlichten die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland (GeKiD) und das Robert Koch-Institut (RKI) die aktuellen Krebserkrankungszahlen [3]. Ob heute mehr oder weniger Menschen an Krebs erkranken und sterben, ist auch eine Frage der Perspektive. So nahm die absolute Zahl der Krebsneuerkrankungen zwischen 2004 und 2014 bei Männern um 6% zu, bei Frauen um 9%. Berücksichtigt man jedoch die Altersstrukturen, ergibt sich für Männer ein Rückgang um 10%, bei Frauen einen Anstieg von 3%. Für die altersstandardisierte Krebssterberate ergab sich zwischen 2005 und 2015 ein Rückgang bei Männern um 12%, bei Frauen um 7%. Der Anteil der Krebserkrankungen an allen Todesursachen ist in Deutschland seit Ende der 1990er Jahre mit etwa 22% bei Frauen und 28% bei Männern nahezu konstant [3].

Wie groß der Fortschritt der einzelnen neuen Arzneimittel letztendlich sein wird – auch in Bezug auf harte Parameter wie das Gesamtüberleben –, muss sich zeigen.

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