COVID-19: Neue Erkenntnisse


Manifestation im Nervensystem

Hans-Christoph Diener, Essen

Die COVID-19-Pandemie hat Deutschland und die Welt im Griff. Initial sah es so aus, als ob die Infektion bei den meisten Patienten nur zu einer atypischen Pneumonie führt. In der Zwischenzeit stellt sich heraus, dass bei vielen der Infizierten auch andere Organsysteme betroffen sind. Eine Studie aus Wuhan in China mit 214 Patienten zeigte, dass 30 bis 40 % der betroffenen Patienten auch Symptome aufweisen, die auf eine Manifestation im zentralen und peripheren Nervensystem hinweisen [1]. Im Vordergrund stehen hier Schwindel und Benommenheit sowie Kopfschmerzen. Bis zu 15 % der Patienten haben unabhängig von ihrer Ventilationsstörung eine Bewusstseinsstörung. Bei betroffenen Patienten besteht auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle.

Besonders eindrucksvoll ist die Häufigkeit von Riech- und Geschmacksstörungen. Eine italienische Studie bei 417 Patienten mit COVID-19-Infektion mit Geruchs- und Geschmackstestung zeigte, dass fast 90 % der infizierten Patienten eine Geruchs- oder Geschmacksstörung aufweisen [2]. Damit ist dieses Symptom offenbar das häufigste Symptom der Erkrankung und differenziert die COVID-19-Infektion von der klassischen Influenza, bei der Geruchsstörungen nicht auftreten. Die Beobachtungen über Riechstörung könnten auch ein Hinweis darauf sein, wie das Virus ins Gehirn gelangen kann. In Japan wurde ein Fall beschrieben, bei dem ein junger Mann eine Meningoenzephalitis entwickelte, wobei das Virus nicht im Serum, sondern nur im Liquor nachweisbar war [3]. Die kernspintomographischen Bilder zeigen eine Manifestation der Erkrankung, die der Herpesenzephalitis ähnelt. Bei dieser wird ebenfalls angenommen, dass das Virus über den Riechnerv ins Gehirn gelangt.

Neuere Erkenntnisse zeigen, dass das Virus aber auch andere Organe wie das Herz, die Nieren oder die Leber befallen kann. Dies könnte auch erklären, warum es bei einigen Patienten unabhängig vom Schweregrad der Pneumonie zu schwerwiegenden und potenziell tödlichen Herzrhythmusstörungen kommt.

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