COVID-19: Intensivpflichtige Patienten


Aktuelle medikamentöse Strategien

Balint Bauko, Malte Anders, Holger Neb, Kai Zacharowski und Sebastian Zinn, Frankfurt am Main

Seit 2020 stellt COVID-19 Pflegekräfte und Ärzte vor eine neue Situation – eine unbekannte, potenziell tödliche Erkrankung ohne klinischen Erfahrungsschatz bezüglich Pathogenese, Krankheitsstadien und Verlauf. Sie betrifft die Menschen weltweit und verlangt nach einer Therapie – und das in kürzester Zeit. Natürlich sollen Wirksamkeit und Verträglichkeit gegeben sein. Das stellt eine Herausforderung für Kliniker und Wissenschaftler dar. Zahlreiche Ansätze werden verfolgt und teils wieder verworfen. Innerhalb eines Jahres wurde zwischen Klinikern und Forschern weltweit eine unglaubliche Menge an Informationen ausgetauscht. Bis dato fehlt es allerdings noch an kausalen Therapieansätzen. Im intensivmedizinischen Bereich stehen nach wie vor die Optimierung der Pharmakotherapie und Symptomkontrolle im Vordergrund. Die wichtigsten pharmakologischen Optionen der intensivmedizinischen Therapie stellen vor allem das Gerinnungsmanagement und die Inflammationskontrolle dar.
Seit dem Ausbruch der SARS-CoV-2-Pandemie im Jahr 2019 wurden weltweit mehr als 84 043 276 (Stand 01.01.2021) Infizierte registriert, davon endeten mehr als 1 828 893 Fälle tödlich [17]. 8 % der aufgrund von COVID-19 hospitalisierten Patienten waren in Deutschland am Anfang des Jahres 2021 intensivbehandlungspflichtig. Unter den intensivbehandlungspflichtigen Patienten betrug die Sterblichkeit im Mittel 26 % [28]. In Deutschland wird im Frühjahr eine Sterblichkeit bei beatmeten Patienten mit 53 % und bei zusätzlicher Dialysepflichtigkeit bis 72 % berichtet [40].
Zu den von der zweiten Welle am schwersten getroffenen Regionen der Welt zählt auch Europa. Parallel mit den steigenden Fallzahlen nimmt vor allem die Erfahrung der behandelnden Pflegekräfte und Ärzte zu, die Zahl der zur Verfügung stehenden Therapieoptionen ist aber nach wie vor limitiert. In diesem Artikel möchten wir ein umfassendes Bild über die aktuellen medikamentösen Strategien geben, die im Rahmen der Intensivbehandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt werden können.
Zunächst geben wir einen allgemeinen Überblick über die Eigenschaften des SARS-CoV-2 und die Pathophysiologie der von SARS-CoV-2 ausgelösten COVID-19. Danach werden wir die Strukturen sowie die pathophysiologischen Mechanismen beleuchten, die als Ziel verschiedener Therapieoptionen dienen können.
Arzneimitteltherapie 2021;39:70–80.

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