Interdisziplinäres Management der Akne inversa


Pharmakologische Therapieoptionen und innovative Behandlungskonzepte

Michael Schultheis, Mainz

Die Akne inversa ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haut, die sich bevorzugt an den intertriginösen Arealen manifestiert und sich in entzündlichen Knoten, Abszessen und Fisteln äußert. Sie betrifft etwa 1 % der Bevölkerung und tritt hauptsächlich bei jungen Menschen auf. Die Krankheit verläuft häufig progressiv und kann zu dauerhaften körperlichen Einschränkungen, Arbeitsunfähigkeit und sozialer Isolation führen [56]. Die aktuelle Versorgung von Akne-inversa-Patienten ist optimierungsbedürftig. Aufgrund der Verwechslungsgefahr mit dem akuten Abszess und der ungeschickten Namensgebung „Akne“ erhalten Patienten im Schnitt erst nach sieben bis neun Jahren eine korrekte Diagnose. In dieser Zeit kann die Progression der Erkrankung bereits irreversible Schäden hinterlassen haben. Komorbidität wie Depression, metabolisches Syndrom oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind nicht selten [3, 11]. Wichtig ist es zu erkennen, dass die adäquate Behandlung dieser komplexen, multifaktoriellen Systemerkrankung eine besondere klinische Expertise, oft von mehreren Fachrichtungen, fordert. Der kurzwegige Transfer des Wissens von Experten/Spezial-Sprechstunden – oft in Kliniken – in den ambulanten Bereich findet derzeit bei diesem Krankheitsbild nur unzureichend und/oder verzögert statt. Die Konsequenz sind Fehldiagnosen, Komorbidität, unnötige Untersuchungen und ineffektive Therapien, die die Progression der Krankheit nicht aufhalten können. Dies führt insbesondere bei Patienten, aber auch bei medizinischem Fachpersonal zu Frustration und Hilflosigkeit [3, 11, 26]. Obwohl die Erkrankung bereits 1839 vom französischen Chirurgen Velpeau beschrieben wurde [49], wurde mehr als die Hälfte der wissenschaftlichen Arbeiten zu Akne inversa in den letzten fünf Jahren publiziert [21]. Noch immer ist die Akne inversa nicht heilbar, doch Weiterentwicklungen in den Therapieoptionen ermöglichen mittlerweile ein Krankheitsmanagement, das die Krankheitslast positiv beeinflusst. Krankheitsaktivität und Lebensqualität der Betroffenen werden dadurch deutlich verbessert [1, 37, 42, 54, 56].
Arzneimitteltherapie 2021;39:60–7.

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