Die Zukunft der Kardiologie


Dr. med. Peter Stiefelhagen, Starnberg

[Foto: privat]

„Die wichtigste Entwicklung im Gesundheitswesen sind neue Räume für die kardiovaskuläre Gesundheit“, so Professor Dr. med. Gerhard Hindricks, Leipzig, Tagungspräsident der 88. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz-Kreislaufforschung, die vom 20. bis 23. April 2022 als Hybridveranstaltung in Mannheim stattfand. Damit verbunden seien intensive Veränderungen der Versorgungsstrukturen mit konsekutiver Verschiebung von traditionellen Behandlungssegmenten. Dabei entstünden neue Versorgungselemente, die mit Begriffen wie „virtuelle Gesundheit“, „Selbstdiagnose“ und „Gesundheit zu Hause“ umschrieben werden. „Die Zukunft der Kardiologie wird geprägt sein von Digitalisierung, Ambulantisierung und Zentrenbildung“, so Hindricks.

Bei dieser Entwicklung spielen neue Technologien eine zentrale Rolle. Dazu gehören die digitale Datenerhebung und Verfügbarkeit durch Datentransfer, eine effektive Auswertung digital verfügbarer Gesundheitsdaten und neue Datenanalysen durch maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. Die Basis der Digitalisierung wird ein kontaktloses Biomonitoring sein; schon heute sind bis zu 60 Signale verfügbar. Dazu kommen angeleitete Selbstuntersuchungen.

Auch wird die künstliche Intelligenz bereits in naher Zukunft den kardiologischen Alltag insbesondere im diagnostischen Bereich wesentlich bereichern. Ein vielversprechendes Beispiel ist die Auswertung eines EKG. „Die künstliche Intelligenz und das Machine Learning penetrieren die Medizin und Bildgebung zunehmend“, so Hindricks. Vor allem für die Bildauswertung und Interpretation sei dies ein großer Fortschritt.

Die komplexe Kombination von bildgebenden und klinischen Parametern in selbstoptimierenden Algorithmen ist Gegenstand des Machine learning. Dabei gewinnt man Informationen, die dem menschlichen Auge schlicht verborgen bleiben beziehungsweise die zunächst bei Betrachtung mit dem Auge als vollkommen normal oder unauffällig erscheinen. So gelang bereits in einer Studie die Prädiktion des Vorhofflimmerns aus dem 12-Kanal-EKG im Sinusrhythmus. In einer anderen Studie konnte mit 95%iger Vorhersagegenauigkeit aus einem vollständig normal erscheinenden Ruhe-EKG das Vorliegen einer hypertrophen Kardiomyopathie detektiert werden. Aussagen über Rhythmusstörungen in der Vergangenheit und in der Zukunft sind ebenso möglich wie Informationen über Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln oder die Nierenfunktion. Das Risiko eines akuten Herztodes dürfte ebenfalls aus dem Routine-EKG ablesbar sein.

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