Dr. Maja M. Christ, Stuttgart
Foto: Ferdinando Iannone
So lautet das diesjährige Motto der Diabetes Herbsttagung, die Ende November 2022 stattfindet und von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) veranstaltet wird. Dieses Leitwort soll die Wichtigkeit interdisziplinärer Kooperationen betonen: Nur durch niederschwellige Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen könnten alle Beteiligten der zunehmenden Komplexität der Medizin und damit den Patienten gerecht werden, heißt es im Grußwort zur Tagung [2]. Dazu gehörten auch die Prävention und Therapie vaskulärer Komplikationen des Diabetes wie des diabetischen Fußsyndroms.
Im medizinischen Alltag wird die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit auch bei dem Krankheitsbild der Polyneuropathie (PNP) deutlich: Ihre Ursachen sind vielfältig und reichen von Arzneimittelnebenwirkungen – etwa im Bereich der Onkologie – über Alkoholabusus und Erkrankungen wie dem Sjögren-Syndrom bis hin zu hereditären Formen [4]. Ein bekannter Risikofaktor ist auch Diabetes mellitus: Bis zu 50 % der Typ-1- und Typ-2-Diabetiker sind betroffen, wobei sowohl das periphere als auch das autonome Nervensystem involviert sein kann [1]. Die Therapieziele sind individuell abzuklären und hängen unter anderem von Begleiterkrankungen, Alter, Lebenserwartung und der Lebensqualität der Betroffenen ab [1].
Letztere wird insbesondere von neuropathischen Schmerzen eingeschränkt. Gängige Leitlinien empfehlen zur Schmerztherapie Amitriptylin, Duloxetin, Pregabalin oder Gabapentin – allerdings ist die Studienlage zu diesen Arzneimitteln nicht sehr gut, vor allem, was Kombinationstherapien betrifft. In einer großen Cross-over-Studie wurden nun verschiedene Kombinationen für die Erstbehandlung der schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie miteinander verglichen [5]. Hans-Christoph Diener, Essen, stellt diese – wie er betont – „bisher gründlichste und beste Studie zur Therapie von neuropathischen Schmerzen aufgrund einer diabetischen Polyneuropathie“ in dieser Ausgabe vor.
Ein Viertel der PNP bleibt allerdings ätiologisch unklar [4]. Abzugrenzen sind PNP unter anderem vom Restless-Legs-Syndrom (RLS), wie in der kürzlich aktualisierten S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) betont wird [3] (Kasten). Während die Parästhesien bei einer PNP meist symmetrisch sockenförmig an den Füßen beginnen, treten RLS-Beschwerden zunächst vor allem auf Höhe der Unterschenkel auf. Beide Syndrome können allerdings auch gemischt vorliegen [3].
Eine häufige Form der „Small-Fiber“-Neuropathie betrifft ebenfalls die Beine – beziehungsweise die Fußsohlen: das „Burning Feet Syndrome“ (BFS). Ähnlich wie RLS-Betroffene müssen die Patienten nachts oft das Bett verlassen. Wichtigste und häufigste Ursache des BFS ist ein Diabetes mellitus. So gilt also auch hier: Auf einem Bein kann man nicht stehen.
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