NachrufErnst Mutschler, Paul Schölmerich, Hans C. Diener, Kurt Kochsiek, Susanne Heinzl

In memoriam Prof. Dr. Dr. Gerhard Thews

Diskussionsforum ArzneimitteltherapieHanno Riess, Berlin

Aktiviertes Protein C bei Sepsis

Rationale und klinische Ergebnisse

Im Vergleich zu den natürlichen Gerinnungsinhibitoren Antithrombin und Tissue-Factor-Pathway-Inhibitor, die entgegen präklinischen und ersten klinischen Untersuchungen keine relevante Reduktion der Sterblichkeit bei Patienten mit schwerer Sepsis in Phase-III-Studien erreichen konnten [1, 13, 14, 16, 29, 33, 38, 40], zeichnet sich aktiviertes Protein C durch eine Thrombin-unabhängige, profibrinolytische Wirkung aus. Die konsequente Entwicklung dieses antithrombotischen und antiinflammatorischen Therapieprinzips und seine Evaluation bei Patienten mit schwerer Sepsis im Rahmen einer prospektiv randomisierten Dosisfindungsstudie führte zum Nachweis einer klinisch relevanten Sterblichkeitsreduktion bei Patienten mit schwerer Sepsis durch 96-stündige Infusion von Drotrecogin alfa (aktiviert), (Xigris®), und damit zu einem deutlichen Fortschritt in der Sepsisbehandlung. Aufgrund dieser Datenlage hat Xigris® Eingang in die Patientenversorgung gefunden.
Arzneimitteltherapie 2003;21:66-72.

Diskussionsforum ArzneimitteltherapiePeter Nielsen, Hamburg

Orale Eisensubstitution bei Anämie

Fe-II-Sulfat oder Fe-III-Saccharose-Präparate?

Orale Eisen-II-Salze können gastrointestinale Störungen auslösen, die von den Patienten als sehr unangenehm empfunden werden und die Compliance negativ beeinflussen. Bedeuten neue Eisen-III-Präparate wie Selectafer® N Liquidum oder Ferroinfant® Neu liquidum eine Verbesserung der Eisentherapie mit geringen Nebenwirkungen? Sollten Sie Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung ausschließlich empfohlen werden?
Arzneimitteltherapie 2003;21:73-4.

ÜbersichtWolfgang Preiser und Hans Wilhelm Doerr, Frankfurt/Main

Fortschritte bei der Therapie viraler Erkrankungen

In den vergangenen Jahren gab es bei der Entwicklung antiviraler Wirkstoffe große Fortschritte, und zwar nicht nur bei der gegen die HIV-Infektion und -Erkrankung gerichteten antiretroviralen Chemotherapie. Auch die gezielte antivirale Behandlung anderer, wichtiger viraler Infektionskrankheiten ist mittlerweile möglich. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wesentlichen Entwicklungen. Neu entwickelte Wirkstoffe mit teilweise völlig neuen Wirkungsprinzipien – viele davon durch gezieltes „Drug Design“ entwickelt – stehen pharmakologischen Weiterentwicklungen bereits bekannter Substanzen gegenüber. Zu letzteren zählen Prodrugs mit erhöhter Bioverfügbarkeit und chemische Modifikationen. Die Verwendung von Kombinationstherapien – heute obligat bei HIV-Infektionen – und prophylaktische Therapieschemata brachten ebenfalls erhebliche Verbesserungen mit sich, erfordern aber immer aufwendigere begleitende Laboruntersuchungen.
Arzneimitteltherapie 2003;21:75-83.

ÜbersichtRainer Düsing und Udo Schmitz, Bonn

Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten

Dosisabhängigkeit von Blutdrucksenkung, Organprotektion und Prognoseverbesserung

Eine Vielzahl von klinischen Befunden zeigt, dass AT1-Rezeptorantagonisten organprotektive und Prognose-verbessernde Effekte entfalten können, die teilweise Blutdruck-unabhängig sind. Die optimale Dosis für solche Zusatzeffekte bei Patienten mit hypertensiven und/oder diabetischen Organschäden und bei solchen mit Herzinsuffizienz und Zustand nach Myokardinfarkt ist höher als die Dosis, die bei unkomplizierter Hypertonie Blutdrucksenkung gewährleistet und üblicherweise eingesetzt wird. Umgekehrt weisen AT1-Antagonisten in der blutdrucksenkenden Wirkung eine flache Dosis-Wirkungs-Kurve auf. Für eine wirksamere Blutdrucksenkung stellt entsprechend die Kombination mit einem Diuretikum anstelle einer Dosiserhöhung des jeweiligen AT1-Antagonisten die effektivere Therapieanpassung dar. Höhere Dosen des AT1-Antagonisten zur effektiveren Organprotektion und Prognose-Verbesserung, Kombination von AT1-Antagonisten mit Hydrochlorothiazid zur verstärkten Blutdrucksenkung – diese Faustregel könnte als therapeutische Leitlinie beim Umgang mit den unterschiedlichen Dosen von AT1-Antagonisten und den Kombinationen mit Hydrochlorothiazid dienen.
Arzneimitteltherapie 2003;21:84-7.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

PTCA bei koronarer Herzkrankheit

Langzeittherapie mit ASS plus Clopidogrel besser als ASS allein

Patienten mit einer PTCA benötigen eine effektive Thrombozytenaggregationshemmung. In der CREDO-Studie wurde gezeigt, dass durch die Kombination aus Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel über ein Jahr die Therapieergebnisse im Vergleich zu ASS allein verbessert werden können. Dabei sollte Clopidogrel nach Möglichkeit mehr als 6 Stunden vor der Intervention gegeben werden.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Akutes Koronarsyndrom

Kein Nutzen durch längere präinterventionelle antithrombotische Therapie

Bei Hochrisiko-Patienten mit akutem Koronarsyndrom ohne ST-Hebungsinfarkt ist eine möglichst rasche invasive Therapie anzustreben. Diese sollte immer unter dem Schutz einer intensiven kombinierten antithrombotischen Therapie erfolgen. Durch eine Verlängerung der präinterventionellen antithrombotischen Therapie („cooling off“) kann das Behandlungsergebnis nicht verbessert werden, so das Ergebnis der ISAR-COOL-Studie.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Herzinfarkt

Prähospitale Therapie verringert ischämische Ereignisse im Krankenhaus

Durch die prästationäre Gabe von Tenecteplase plus Enoxaparin wird das Risiko eines ischämischen Ereignisses im Krankenhaus stärker reduziert als bei Kombination des Fibrinolytikums mit unfraktioniertem Heparin. Bei über 75-Jährigen fand sich jedoch ein signifikant erhöhtes zerebrales Blutungsrisiko.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Annette Kloboucek, München

Malignes Melanom

Nutzen von Interferon alfa unklar

Ob eine Therapie mit Interferon alfa (IFN-α) bei Patienten mit malignem Melanom die Überlebensrate erhöht, ist nach wie vor nicht geklärt. Das geht aus einer systematischen Überprüfung mehrerer randomisierter kontrollierter Studien hervor.

Informationsforum ArzneimitteltherapieDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Mammakarzinom

Paclitaxel verbessert Überleben

Eine zweiwöchentliche, so genannte dosisdichte Behandlung mit Paclitaxel zusätzlich zu Doxorubicin und Cyclophosphamid senkte bei Frauen mit Brustkrebs im Vergleich zur herkömmlichen dreiwöchentlichen Gabe der Zytostatika die Rezidivrate um 26 % und die Sterblichkeit um 31 %. Dies zeigten erste Ergebnisse einer großen Phase-III-Studie der Cancer and Leukemia Group B (CALGB).

Informationsforum ArzneimitteltherapieSusanne Wasielewski, Münster

Gerinnungshemmstoffe

Antithrombin bei schwerer Sepsis nicht wirksam

In einer großen Plazebo-kontrollierten Doppelblindstudie profitierten Patienten mit schwerer Sepsis nicht von einer hoch dosierten Antithrombin-Behandlung.

Informationsforum ArzneimitteltherapieRosemarie Ziegler, Albershausen

Lebertransplantation

Tacrolimus versus Ciclosporin-Mikroemulsion

Im ersten Jahr nach einer Lebertransplantation wurde mit Tacrolimus ein besseres klinisches Ergebnis als mit mikroemulgiertem Ciclosporin erzielt. Dies ergab eine randomisierte kontrollierte Studie.

Informationsforum ArzneimitteltherapieBettina Polk, Stuttgart

Sildenafil

Fragen zur breiten Anwendung

Inzwischen wurden in über 100 Studien 28 000 Patienten mit Sildenafil (Viagra®) behandelt. Weltweit haben etwa 20 Mio. Menschen Sildenafil eingenommen. Dennoch treten immer wieder neue Fragen für Arzt und Patient auf.

Informationsforum ArzneimitteltherapieGabriele Blaeser-Kiel, Hamburg

Schizophrenie

Erstes atypisches Neuroleptikum in Depotform

Als Nachteil der atypischen Antipsychotika galt bisher, dass sie nicht als Depotformulierung zur Verfügung standen. Diese therapeutische Lücke wurde jetzt durch Einführung von Risperidon-Microspheres geschlossen.

Informationsforum ArzneimitteltherapieAlexandra Hennemann, Stuttgart

Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom

Zulassung von Docetaxel plus Cisplatin zur First-Line-Therapie

Die Kombination von Cisplatin mit Docetaxel (Taxotere®) bei nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium IIIb und IV verlängert im Vergleich zu Vinorelbin das Überleben um etwa einen Monat und verringert die Häufigkeit von Anämie und Erbrechen vom Grad 3/4, wie eine Studie mit 1 218 Patienten ergab. Diese Ergebnisse führten zur Zulassung von Docetaxel zur First-Line-Therapie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Bronchialkarzinom.

Informationsforum ArzneimitteltherapieAlexandra Hennemann, Stuttgart

Brustkrebs

Prophylaxe mit Anastrozol

Die Möglichkeiten zur Prävention von Brustkrebs bei Hochrisiko-Patientinnen mit einer Anastrozol-Therapie über 5 Jahre werden in einer Studie untersucht. Tamoxifen hatte sich als wirksam zur Brustkrebsverhütung erwiesen, hatte jedoch teilweise erhebliche Nebenwirkungen. Bisherigen Studien zufolge hat Anastrozol weniger Nebenwirkungen als Tamoxifen.