EditorialDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Antihypertensive Therapie: Wer die Wahl hat, hat die Qual!

Diskussionsforum ArzneimitteltherapieClaus Kroegel, Angelika Reißig, Robert Walter, Martin Förster und Margot Henzgen, Jena

Inhalierbare Glucocorticoide der dritten Generation

Ciclesonid

Inhalierbare Glucocorticoide bilden die Grundlage der Therapie des persistierenden Asthma bronchiale. Trotz eines sehr günstigen Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhältnisses besteht jedoch eine gewisse Unsicherheit wegen potenziellen systemischen Nebenwirkungen bei längerer Anwendung, Überdosierung oder bei der Behandlung von Kindern (Wachstumshemmung, Osteoporose, Glucoseintoleranz, Kataraktentwicklung, Glaukom). Auch die häufiger auftretenden oropharyngealen Affektionen (z. B. Dysphonie, Soor) behindern eine uneingeschränkte Anwendung (Compliance). Bei dem 2005 in Deutschland und Europa zugelassenen Ciclesonid (Alvesco®) handelt es sich um ein inhalierbares Glucocorticoid der dritten Generation („intelligentes Glucocorticoid“), das innerhalb dieser Medikamentenklasse ein bisher nicht gekanntes Sicherheitsprofil aufweist. Ciclesonid wird als inaktive Vorstufe oder Prodrug (CSC-Ciclesonid) inhaliert und erst in den unteren Atemwegen durch bronchiale Esterasen (Cholinesterasen und Carboxylesterasen) zur pharmakologisch wirksamen Substanz des-Ciclesonid (des-Isobutyryl-Ciclesonid; des-CIC) umgewandelt („On-site“-Aktivierung). Des-Ciclesonid besitzt, verglichen mit der inaktiven Form, eine 100fach höhere relative Rezeptoraffinität. Die kontinuierliche Aktivierung von Ciclesonid und seine hohe Fettlöslichkeit gemeinsam mit der Bildung intrazellulärer Lipiddepots erlaubt eine lange pulmonale Verweildauer, die eine nur einmal tägliche Inhalation von Ciclesonid erforderlich macht. Zur Behandlung des Asthma bronchiale werden 80 µg als niedrige, 160 µg als mittlere und ein Vielfaches davon als hohe Dosis empfohlen. Aufgrund der Selektivität für die unteren Atemwege sind oropharyngeale Nebenwirkungen (Heiserkeit, Soor) selten. In der Zirkulation wird Ciclesonid nahezu vollständig an Albumin gebunden (99 %), durch Leberoxidasen schnell abgebaut und eliminiert, so dass praktisch keine freien Moleküle systemisch bioverfügbar sind. Aufgrund der Selektivität sowie der pharmakokinetischen Eigenschaften erweitert Ciclesonid die Behandlungsmöglichkeiten des Asthma bronchiale. Das gilt nicht zuletzt auch für den pädiatrischen Bereich, wo die antientzündliche Therapie wegen der Gefahr potenzieller Nebenwirkungen nur zögerlich zum Einsatz kommt.
Arzneimitteltherapie 2006;24:73–83.

ÜbersichtThomas Herdegen, Kiel, und Joachim Fauler, Dresden

Zur Arzneimittelsicherheit von NSAR und COX-2-Hemmern

Mit der empfohlenen Rücknahme von Valdecoxib (Bextra®) in der ersten Aprilwoche 2005 durch die amerikanische FDA erreichte die Auseinandersetzung um die selektiven Cyclooxygenase-2-Hemmstoffe, die so genannten Coxibe, einen neuen Höhepunkt. Zur gleichen Zeit bewertete die FDA das kardiovaskuläre Risiko der herkömmlichen „altbewährten“ nichtsteroidalen antiphlogistischen Analgetika/Antirheumatika (NSAR) als ernsthaft, ähnlich dem Risiko der COX-2-Hemmer. Mit anderen Worten, NSAR sind nicht sicherer als COX-2-Hemmer. Alle NSAR müssen laut FDA mit einem schwarzen Warnaufdruck versehen werden, der auf das potenzielle kardiovaskuläre und tödliche gastrointestinale Risiko hinweist.
Analgetika gehören zu den am meisten verkauften Medikamentengruppen. Viele Patienten leiden jedoch entweder unter den Nebenwirkungen oder der mangelhaften Wirksamkeit, was immer wieder zu Wechseln zwischen Analgetika führt. Dies sollte auch COX-2-Hemmer als wirksame und nebenwirkungsarme Alternative im Repertoire der Schmerzmittel einschließen.
In dieser Bewertung wird das Nutzen-Risiko-Profil der COX-2-Hemmer mit dem der unselektiven NSAR verglichen und die leichtfertige und gefährliche Bewertung von „Pharmako-Politikern“ und Arzneimittelkritikern diskutiert, die „altbewährte“ NSAR als „sichere“ Alternative empfohlen haben, obwohl diese Wirkstoffe im Gegensatz zu den COX-2-Hemmern noch nie auf ihre kardiovaskulären Risiken in jahrelangen Studien gegen Plazebo untersucht wurden. Eine rationale und sichere Pharmakotherapie sollte keine unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe für neue und alte Wirkstoffe anlegen.
Arzneimitteltherapie 2006;24:84–9.

ÜbersichtLutz Vogel, Ostfildern, im Auftrag der AABG-Arbeitsgruppe des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA e. V.)

Diuretika zur Behandlung von Hypertonie und Ödemen

AABG: Preisgünstige Therapiealternativen nach § 115c SGB V

Das Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz (AABG) sieht mit § 115c SGB V vor, dass bei Krankenhausentlassung ein preisgünstigerer Therapievorschlag anzugeben ist. Als Entscheidungshilfe für eine Aut-simile-Substitution ist die vorliegende Vergleichstabelle der Diuretika anzusehen. Sie wurde von der AABG-Arbeitsgruppe des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA e. V.) erstellt. Die Erstpublikation erfolgte in Krankenhauspharmazie 2005;26:471–80.
Arzneimitteltherapie 2006;24:90–9.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Diabetes mellitus Typ 2

Pioglitazon senkt kardiovaskuläre Sterblichkeit

Die zusätzliche Therapie mit Pioglitazon reduzierte bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskulärer Erkrankung die Gesamtsterblichkeit sowie die Anzahl nicht tödlicher Myokardinfarkte und Schlaganfälle. Dieser Effekt könnte auf einer Steigerung der Insulin-Sensitivität bei den Patienten beruhen. Die Ergebnisse der Proactive-Studie wurden auf einer im Rahmen der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie von Takeda veranstalteten Pressekonferenz in Dresden im Oktober 2005 vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Asthma bronchiale

Erhöhtes Sterberisiko durch kurzwirksame, leicht reduziertes Risiko durch langwirksame …

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. H. C. Diener, Essen

Neuropathische Schmerzen

Kombinationstherapie wirksamer als Monotherapie?

Die Kombination von retardiertem Morphin mit Gabapentin ist wirksamer bei der Behandlung chronisch neuropathischer Schmerzen als die entsprechende Monotherapie. Die Kombinationstherapie hat additive Wirkungen.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Neurokinin-Rezeptorantagonist

Aprepitant auch bei moderat emetogener Chemotherapie empfohlen

Der Neurokinin-Rezeptorantagonist Aprepitant wird in den neuen Behandlungsempfehlungen der Multinational Association for Supportive Care in Cancer (MASCC) nun auch bei moderat emetogener Chemotherapie zusätzlich zu Serotonin-Antagonisten und Glucocorticoden empfohlen. In einer prospektiven randomisierten doppelblind durchgeführten Studie konnte die Wirksamkeit bei dieser Indikation sowohl beim akuten als auch beim verzögerten Erbechen gezeigt werden, wie bei einem von MSD Sharp & Dohme unterstützten Satellitensymposium im Rahmen der 13. European Cancer Conference (ECCO) Anfang November 2005 in Paris berichtet wurde.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Fortgeschrittenes follikuläres B-Zell-Lymphom

Hohe Ansprechrate unter Radioimmuntherapie

Patienten mit einem fortgeschrittenen niedriggradigen follikulären B-Zell-Lymphom sprechen gut auf eine Radioimmuntherapie mit 131I-Tositumomab an. Die Verträglichkeit der Therapie war zufrieden stellend.

Referiert & kommentiertAlexandra Hennemann, Stuttgart

Fieber unbekannter Ursache

Caspofungin nach allogener Stammzelltransplantation als Zweittherapie wirksam

Das Echinocandin Caspofungin war bei 31 Patienten mit Fieber unklarer Genese oder invasiver Pilzinfektion nach allogener Stammzelltransplantation als Zweittherapie nach Versagen von Amphotericin B oder einer anderen antimykotischen Ersttherapie wirksam. Zwischen Caspofungin und Ciclosporin wurden keine klinisch bedeutsamen Interaktionen beobachtet.

Referiert & kommentiertDr. Annemarie Musch, Stuttgart

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Therapieansprechen abhängig von Pathogenese?

Auch wenn es verschiedene neue Erkenntnisse zur Pathogenese chronisch entzündlicher Darmerkrankungen gibt, ist eine Vorhersage des Therapieansprechens bislang nicht möglich. Aktuelle Daten wurden im Rahmen der 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten auf einem von der Firma UCB veranstalteten Satelliten-Symposium im September 2005 vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Morbus Crohn

Stimulation des unspezifischen Immunsystems als neuer Therapieansatz

Der rekombinante Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierenden Faktors Sargramostim kann bei Patienten mit mittelschwerem- bis schwerem aktiven Morbus Crohn die Krankheitsschwere und die Lebensqualität bessern.

Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen

Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer

Duloxetin bei schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie

Duloxetin ist in einer Dosis von 60 und 120 mg/Tag eine wirksame Substanz zur Behandlung der schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie.

Referiert & kommentiertDr. Barbara Kreutzkamp, München

Antiretrovirale Medikamente

Virusmutanten kontra Virustatika

Bei der Entwicklung neuer antiretroviraler Medikamente ist deren Resistenzprofil von besonderem Interesse. In-vitro-Tests geben erste Aufschlüsse, zuverlässige Aussagen lassen sich aber nur in klinischen Studien erhalten.

Referiert & kommentiertDr. med. Anneke Vonend,Bochum

Chlamydia pneumoniae

Arteriosklerose – eine entzündliche Erkrankung

Entzündungsreaktionen spielen eine Schlüsselrolle beim Fortschreiten einer Arteriosklerose. Ob eine Infektion mit Chlamydia pneumoniae hierbei von Bedeutung ist, wurde in zwei großen klinischen Studien überprüft.Es zeigte sich, dass eine langfristige Gabe von Chlamydien-wirksamen Antibiotika das Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung nicht verhindern kann. Möglicherweise spielt Chlamydia pneumoniae eine Rolle bei der Initiierung einer Arteriosklerose, hat aber keinen Einfluss auf die Progression.

Referiert & kommentiertDr. Susanne Heinzl, Stuttgart

Caspofungin

Keine Wechselwirkungen mit Mycophenolatmofetil

Das Echinocandin Caspofungin (Cancidas®) verändert bei gleichzeitiger Gabe die pharmakokinetischen Parameter des Immunsuppressivums Mycophenolatmofetil (CellCept®) nicht, auch die Parameter von Caspofungin werden durch das Immunsuppressivum nicht beeinflusst. Dies ergab eine Plazebo-kontrollierte Studie mit gesunden Freiwilligen.