Panitumumab
Theranostik beim metastasierten kolorektalen Karzinom
Mit Panitumumab (Vectibix®) ist in Deutschland seit Mitte Januar 2008 eine neue Behandlungsoption für Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom im Handel. Panitumumab ist ein rekombinanter voll humaner gegen den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) gerichteter Antikörper. Der Zulassung durch die EMEA entsprechend kann Panitumumab bei Patienten, bei denen Fluoropyrimidin-, Irinotecan- und Oxaliplatin-haltige Standardschemata versagt haben, als Monotherapie angewendet werden, wenn bei dem zu behandelnden Patienten ein EGFR-exprimierendes Karzinom mit nicht-mutiertem K-ras-Gen nachgewiesen wurde.Diese Patientensubgruppe hatte in einer randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie besonders von der Therapie mit Panitumumab profitiert. In dieser Studie wurde Panitumumab zusätzlich zu bestmöglicher Supportivtherapie gegeben und die Wirksamkeit dieser Therapie mit bestmöglicher Supportivtherapie allein verglichen. Es zeigte sich, dass das progressionsfreie Überleben von Patienten mit nicht-mutiertem K-ras-Gen mit im Median 12,3 Wochen signifikant länger war als das der Patienten mit K-ras-Mutation, die im Median 7,4 Wochen progressionsfrei überlebten.Der Nachweis der K-ras-Mutation ist aus dem Routinebiopsat oder -operationspräparat sicher durchzuführen. Die zielgerichtete Therapie mit dem Anti-EGFR-Antikörper kann durch die enge Verzahnung von Diagnose und Therapie (Theranostik) sehr gezielt bei den Patienten eingesetzt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung individualisierte Therapie.
Arzneimitteltherapie 2008;26:117–23.
English abstract
Panitumumab
In December 2007 the European Medicines Agency (EMEA) approved panitumumab (Vectibix®) for the treatment of metastatic colorectal cancer. Panitumumab has a conditional approval as monotherapy for the treatment of patients with EGFR-expressing tumours with non-mutated (wild-type) K-ras genes after failure of standard chemotherapy regimens. This specific subgroup of patients showed a more favourable outcome in an controlled, open-label, randomized phase III study. Patients treated with panitumumab plus best supportive care had a significantly prolonged progression-free survival compared to patients receiving best supportive care alone.
Keywords: Panitumumab, metastatic colorectal carcinoma, EGFR, K-ras
Neue Erkenntnisse zur vasoprotektiven Wirkung des NO-Donors PETN
Pentaerythrityltetranitrat (PETN) ist ein Stickstoffmonoxid(NO)-Donor mit vasodilatierenden und antioxidativen Eigenschaften. Studienergebnisse zeigten, dass die vasodilatierende und antianginöse Wirkung von PETN im Vergleich zu anderen Langzeitnitraten weitgehend toleranzfrei ist. Als Ursache für die nachlassende Wirkung unter einer Therapie mit organischen Nitraten gilt die vermehrte Bildung von Sauerstoffradikalen im Endothel. PETN induziert im Gegensatz zu anderen Nitraten Gene, die für Proteine mit antioxidativen Stoffwechselleistungen kodieren wie Hämoxygenase-1 (HO-1) und Ferritin. In Studien mit Inhibitoren und Induktoren der Hämoxygenase-1 wurde gezeigt, dass diesem Enzym eine Schlüsselfunktion bei der Vermeidung der Nitrattoleranz zukommt.PETN und andere Hämoxygenase-1-Induktoren vermindern darüber hinaus durch oxidativen Stress bedingte Endothelschäden. Außerdem führt die Reduktion zelltoxischer Sauerstoffradikale durch PETN zu einer verbesserten Funktion endothelialer Progenitorzellen, wodurch Reendothelialisierung und Neovaskularisation von Gefäßen begünstigt werden.Die zentrale Rolle der Hämoxygenase-1 bei der Aufrechterhaltung der Gefäßintegrität lässt die zukünftige Bedeutung dieses Proteins als Zielstruktur bei der Prävention und Therapie inflammatorischer Gefäßerkrankungen erkennen.
Arzneimitteltherapie 2008;26:126–9.
English abstract
Novel results on vasoprotective actions of the NO donor PETN
Pentaerythritol tetranitrate is a nitric oxide (NO) donor with vasodilatory and antioxidant properties. Experimental studies published in the nineties showed that in contrast to other long acting nitrates, PETN does induce significantly lower tolerance in animal experiments. These results were recently confirmed in humans. Increased formation of reactive oxygen species (ROS) in vascular cells is considered a crucial mechanism of tolerance development to organic nitrates. PETN is a potent inductor of proteins that mediate antioxidant actions such as heme oxygenase-1 (HO-1) and ferritin. Other long acting organic nitrates such as isosorbide dinitrate show little or no effect on the expression of these genes. The use of specific inhibitors and inducers of HO-1 has provided strong evidence that HO-1 assumes a key role in the prevention of nitrate tolerance. HO-1 activity results in the breakdown of heme and formation of the antioxidant bilirubin and the vasodilatory mediator carbon monoxide. Through these mechanisms, PETN and other inducers of HO-1 also reduce oxidant injury in the endothelium. In addition, inhibition of ROS formation by PETN improves the function of endothelial progenitor cells and thus promotes reendothelialization and angiogenesis. Transferring the HO-1 gene transfer has also been reported to suppress arteriosclerosis and induce vasoprotection whereas the absence of a functional HO-1 gene causes massive vascular lesions. These observations demonstrate the central role of HO-1 in maintaining vascular integrity and point to the potential relevance of this enzyme as therapeutic target in cardiovascular disease and other inflammatory processes.
Keywords: nitric oxide, ferritin, heme oxygenase-1, pentaerythritol tetranitrate, antioxidant, endothelial progenitor cells
Asthma bronchiale bei Kindern
Zusammenfassung eines internationalen Konsensusberichts
Im Januar 2008 wurde von der European Academy of Allergy and Clinical Immunology und der American Academy of Allergy, Asthma and Immunology in der Zeitschrift Allergy ein Konsensusbericht zur Diagnose und Behandlung von Asthma bronchiale bei Kindern veröffentlicht [1]. Dem so genannten PRACTALL consensus report liegen bis Juni 2007 veröffentlichte Daten und die bis dato beste klinische Praxis zugrunde. PRACTALL steht für PRACTising ALLergology –eine gemeinsame Initiative der beiden Fachgesellschaften. Der internationale Konsensusbericht soll in Europa und Nord-Amerika als Leitlinie für die klinische Praxis dienen. Der Konsensusbericht wird hier mit dem Schwerpunkt auf der medikamentösen Therapie zusammengefasst. Die Originalversion des Konsensusberichts kann im Internet unter www.blackwell-synergy.com/toc/all/63/1 abgerufen werden.
Arzneimitteltherapie 2008;26:130–6.
Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragen der Therapie und Prävention
Eine Einführung in Frage und Antwort
Initiale Hochdrucktherapie
Initiale Hochdrucktherapie: Inzidenz neuer Diabetes-Fälle mit bestimmten Antihypertensiva
Neu diagnostizierte Diabetes-Fälle traten bei initialer Medikation mit Angiotensin-Rezeptorantagonisten und ACE-Hemmern am seltensten, bei Diuretika am häufigsten auf. So das Ergebnis einer Netzwerk-Metaanalyse.
Diabetes und Herzinsuffizienz
Welches Antidiabetikum für Diabetiker mit Herzinsuffizienz?
Welches Antidiabetikum für Diabetiker mit Herzinsuffizienz?
Nach den Ergebnissen einer systematischen Übersichtsarbeit ist Metformin bei Diabetikern mit manifester Herzinsuffizienz die einzige Behandlung zur Kontrolle des Blutzuckers, die überwiegend positive Effekte auf kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität hat.
Therapie der Migräneattacke
Oraler CGRP-Rezeptorantagonist bei der Behandlung der Migräne wirksam
MK-0974, ein oraler CGRP-Rezeptorantagonist ist in Dosierungen ab 300 mg aufwärts zur Behandlung akuter Migräneattacken wirksam. Die Substanz hat nicht mehr Nebenwirkungen als Plazebo.
Dekompensierte Herzinsuffizienz
Kurz- und Langzeitwirkungen von Tolvaptan
Der orale Vasopressin-V2-Rezeptorantagonist Tolvaptan konnte bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz akute Symptome bessern, ohne dass sich die Nierenfunktion verschlechterte. Ein längerfristiger Einfluss auf Morbidität oder Letalität ließ sich allerdings nicht nachweisen.
PPAR-α-Agonisten
Nutzen-Risiko-Verhältnis noch nicht ausgewogen
In zwei kontrollierten Studien mit dem Lipidsenker Fenofibrat, einem Agonisten des Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptors alpha (PPAR-α), sowie einem neu entwickelten PPAR-α-Agonisten ergaben sich insgesamt lipidsenkende Wirkungen, aber auch einige unerwünschte Effekte.
Antibiotika-assoziierte Diarrhöen
Clostridium difficile ist der häufigste Erreger
Antibiotika-assoziierte Diarrhöen sind nicht immer infektiös bedingt. Doch bei den infektiösen Ursachen ist Clostridium difficile der häufigste Erreger. Das klinische Bild der Infektion reicht von einer leichten Diarrhö bis zu einer schweren pseudomembranösen Kolitis. Ein besonderes Problem der Infektion ist das relativ hohe Rezidivrisiko, wobei die Therapie des Rezidivs jedoch ebenso wie die Erstmanifestation mit Metronidazol behandelt werden sollte.
Psoriasis
Adalimumab als neue Therapieoption
Mit Adalimumab (Humira®) wurde am 19. Dezember 2007 von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) der erste vollständig humane monoklonale TNF-α-Antikörper zur Therapie der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis bei Erwachsenen, die auf eine andere systemische Therapie nicht angesprochen haben, zugelassen. Die Studienergebnisse, die zu dieser Zulassung geführt haben, und aktuelle Daten zur Therapie der Psoriasis wurden auf einer von der Firma Abbott in Frankfurt am 28. Januar 2008 veranstalteten Pressekonferenz vorgestellt.