Lacosamid
Neues Antiepileptikum zur Add-on-Therapie bei fokalen Anfällen
Lacosamid (Vimpat®) ist seit Anfang September 2008 in Deutschland zur antiepileptischen Add-on-Therapie bei Patienten mit fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung ab 16 Jahren zugelassen. Für das Antiepileptikum wurden zwei neue Wirkungsmechanismen beschrieben. Neben einer Verstärkung der langsamen Inaktivierung spannungsabhängiger Natriumkanäle bindet Lacosamid an das Collapsin-response-mediator-Protein-2 (CRMP-2). Dieses Protein ist Bestandteil der neuronalen Signaltransduktionskaskade und ihm werden neuroprotektive Effekte zugeschrieben. In doppelblinden, Plazebo-kontrollierten und randomisiert durchgeführten Studien konnte bei Patienten mit fokaler Epilepsie, die bereits erfolglos zahlreiche andere Antiepileptika eingenommen und nach wie vor mehrere Anfälle pro Monat hatten, durch Lacosamid die Anfallshäufigkeit signifikant reduziert werden.
Arzneimitteltherapie 2009;27:157–62.
Autoimmunhepatitis
Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine wichtige Differenzialdiagnose der chronischen Hepatitis und häufig mit anderen Autoimmunopathien assoziiert. Frauen sind mit etwa 80% häufiger betroffen, die Erstmanifestation kann in jedem Alter erfolgen. Laborchemisch findet sich charakteristischerweise eine Erhöhung der Transaminasen und der Gammaglobuline, meist außerdem Autoantikörper sowie eine Grenzzonenhepatitis in der Histologie. Durch eine immunsuppressive Therapie kann die AIH bei rechtzeitiger Diagnose in fast 90% der Fälle in Remission gebracht und damit die Lebenserwartung normalisiert werden. Budesonid stellt im Vergleich zur Standardbehandlung mit Prednisolon eine neue Therapieoption dar, da es bei reduzierten Glucocorticoidnebenwirkungen eine bessere Wirkung gezeigt hat. Patienten, die nicht auf eine Standardbehandlung ansprechen, können nach individueller Indikationsstellung mit anderen Immunsuppressiva, wie beispielsweise Ciclosporin, Tacrolimus oder Mycophenolatmofetil, behandelt werden.
Arzneimitteltherapie 2009;27:165–70.
English abstract
Autoimmune hepatitis
Autoimmune hepatitis (AIH) is an important differential diagnosis of chronic hepatitis and often associated with other autoimmune disorders. AIH predominantly affects women at any age. Typical laboratory findings include elevated transaminases and γ-globulins, mostly autoantibodies and interface hepatitis on histology. Immunosuppressive therapy is the treatment of choice and can achieve remissions in nearly 90% of patients without cirrhosis at diagnosis, which translates in an almost normal life expectancy. Budesonide is a new therapeutic option for autoimmune hepatitis in comparison to the standard therapy with prednisolone with less steroid-associated adverse effects and a better efficacy. Patients not responding to the standard medication can alternatively be treated on an individual basis with other immunosuppressants, e.g. ciclosporine, tacrolimus or mycophenolate mofetil.
Keywords: Autoantibodies, azathioprine, budesonide, prednisolone, survival
Sanierung von MRSA-positiven Patienten
Die Zunahme von mit Methicillin-resistenten Staphylococcus-aureus(MRSA)-Stämmen besiedelten oder infizierten Patienten ist eines der großen klinischen und epidemiologischen Probleme weltweit. Neben der konsequenten Prävention von Übertragungen ist die Sanierung von MRSA-Trägern die entscheidende Maßnahme zur Eindämmung des Problems. Hierfür stehen eine breite Palette hoch wirksamer, gut verträglicher und relativ kostengünstiger Antiseptika und Desinfektionsmittel sowie ein immer umfangreicheres Wissen über Kolonisierungswege und kritische Punkte bei der Sanierung zur Verfügung. Trotzdem wurde in der Vergangenheit der Versuch einer nachhaltigen Sanierung als wenig erfolgversprechend angesehen. Dies zeigt, dass eine erfolgreiche und nachhaltige Sanierung nur gelingen kann, wenn die antiseptische Behandlung in ein fundiertes Gesamtkonzept eingebettet ist. Basierend auf der aktuellen Literatur und den Erfahrungen der Autoren, soll dieser Artikel helfen, individuelle, sichere, effektive und erfolgreiche Sanierungsregime für den ambulanten und stationären Bereich zu entwickeln und durchzuführen.
Arzneimitteltherapie 2009;27:171–7.
Hemmung des RAA-Systems nach Myokardinfarkt?
Ein 68-jähriger Patient mit Zustand nach Myokardinfarkt weist folgende kardiovaskulären Risikofaktoren auf: arterielle Hypertonie, langjähriger Nicotinabusus, Hypercholesterolämie. Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion ist eingeschränkt. Zur Besserung der kardiovaskulären Prognose des Patienten soll das Renin-Angiotensin-System gehemmt werden.
• Welche pharmakologischen Prinzipien sind zur Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems geeignet?
• Welche großen Vergleichsstudien liegen für den Einsatz von Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen vor?
• Welche Substanzgruppe ist nach aktueller Studienlage zu empfehlen?
• Welche Erkenntnisse erbrachte die ONTARGET-Studie?
Arteriosklerose
Keine signifikante Besserung der kardiovaskulären Prognose mit Succinobucol
Das Antioxidans Succinobucol (AGI-1067), ein Bernsteinsäureester von Probucol, bewirkte bei Patienten mit vorangegangenem Koronarsyndrom keine signifikante Besserung der kardiovaskulären Prognose.
Schubförmig remittierende multiple Sklerose
Erste klinische Erfolge mit oralem Dimethylfumarat (BG-12)
Orales Dimethylfumarat (BG-12) in einer Dosis von dreimal 240 mg täglich reduziert bei Patienten mit schubförmig remittierender multipler Sklerose die Krankheitsaktivität, gemessen anhand der Abnahme neuer Läsionen im MRT.
Koronare Herzerkrankung
Kein erhöhtes Risiko durch Arzneimittel-freisetzende Stents bei Diabetikern
Nachdem in Studien bei Diabetikern ein erhöhtes Sterberisiko nach Implantation Sirolimus-freisetzender Stents im Vergleich zu Metall-Stents beobachtet wurde, kamen Bedenken zur Sicherheit der Arzneimittel-freisetzenden Stents auf. Eine große aktuelle Metaanalyse konnte nun zeigen, dass kein erhöhtes Sterberisiko besteht, wenn nach der Stent-Implantation eine mindestens 6 Monate andauernde thrombozytenfunktionshemmende Therapie mit Acetylsalicylsäure und Clopidogrel durchgeführt wird.
Akute Rhinosinusitis
Antibiotika-Gabe nur selten indiziert
Bei akuter Rhinosinusitis konnten keine klinischen Symptome identifiziert werden, die eine antibiotische Therapie eindeutig rechtfertigen. Selbst bei längerdauernden Beschwerden oder hohem Lebensalter sollte Erwachsenen nicht automatisch ein Antibiotikum verordnet werden.
Tocilizumab
Erster Interleukin-6-Rezeptorblocker zur Therapie der rheumatoiden Arthritis
Mit Tocilizumab wurde am 16. Januar 2009 von der europäischen Zulassungbehörde ein Biologikum mit einem neuen Wirkungsmechanismus zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) zugelassen. Es ist seit dem 2. Februar 2009 als RoACTEMRA® im Handel verfügbar. Die neue Substanz wurde bei einer Pressekonferenz von Roche Pharma und Chugai Pharma Marketing Ltd. am 11. Februar 2009 in Köln vorgestellt.
Rezidivierendes Ovarialkarzinom
Kombinationstherapie: Trabectedin und liposomales Doxorubicin
Die Zwischenauswertung einer Phase-III-Studie beim rezidivierten Ovarialkarzinom weist auf den Benefit einer neuen Kombinationstherapie hin. So führte die Gabe von Trabectedin (Yondelis®) und pegyliertem liposomalem Doxorubicin (Caelyx®) zu einem längeren progressionsfreien Überleben als die Monotherapie mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin. Daten zum Gesamtüberleben liegen noch nicht vor. So das Fazit eines Symposiums mit anschließendem Pressegespräch, veranstaltet von PharmaMar im Rahmen der Jahrestagung der DGHO im Oktober 2008 in Wien.