Prioritäten sind nötig
Myasthenia gravis
Überblick über die immunsuppressiven Therapiemöglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung von Mycophenolatmofetil
Die derzeit zur Therapie der Myasthenia gravis eingesetzten Immunsuppressiva haben teilweise erhebliche Nebenwirkungen und sind somit bei einem Teil der Patienten nicht hinreichend verträglich beziehungsweise ausreichend wirksam. Folglich besteht in der Myasthenie-Therapie Bedarf für ein sicheres und gleichzeitig gut wirksames Immunsuppressivum. Das relativ gut verträgliche Mycophenolatmofetil (MMF) wird daher in dieser Indikation inzwischen zunehmend als „Ausweich-immunsuppressivum“ eingesetzt. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die immunsuppressiven Therapiemöglichkeiten bei Myasthenia gravis. Der Schwerpunkt liegt auf den derzeit verfügbaren Daten zum Einsatz von Mycophenolatmofetil. Fallberichte, retrospektive Serien und Pilotstudien ergaben einen günstigen Effekt bei der Mehrzahl der damit therapierten Myasthenie-Patienten. In zwei randomisiert und Plazebo-kontrolliert durchgeführten Studien blieb jedoch ein Glucocorticoid-einsparender Effekt aus und Mycophenolatmofetil war Prednison in der Initialtherapie nicht überlegen. Der Aussagewert dieser Untersuchungen wird aber unter anderem durch deren kurze Untersuchungsdauer eingeschränkt. Die Übersicht über die publizierten Daten unterstützt die klinische Beobachtung einer Glucocorticoid-einsparenden Wirkung von Mycophenolatmofetil, die jedoch erst im zweiten oder dritten Therapiejahr signifikant wird.
Arzneimitteltherapie 2010;28:151–7.
English abstract
Myasthenia gravis: Systematic review on the immunosuppressive treatment, especially with mycophenolate mofetil
In myasthenia gravis (MG), the currently available immunosuppressive treatments have significant side effects and some patients do not tolerate them or adequately respond to them. Therefore the possibility of a new immunosuppressant agent that is safe and effective is very appealing. Mycophenolate mofetil (MMF) has generated interest because of its comparatively mild side effect profile. The purpose of this article is to systematically review the current evidence for the therapeutic benefit of MMF in myasthenic patients. Case reports, retrospective studies and pilot studies have reported benefit in the majority of MG patients treated with MMF, including those with refractory disease. However, two randomized controlled trials failed to demonstrate steroid-sparing effect or additional benefit of MMF over prednisone alone as initial immunotherapy, but were limited among others by short duration. This review corroborates the clinical experience that MMF is an effective treatment for many MG patients. Long follow-ups demonstrated a steroid-sparing effect of MMF during the second and third year of therapy that could not be demonstrated by studies of shorter duration.
Key words: Myasthenia gravis, mycophenolate mofetil, azathioprine, immunosuppressive therapy, autoimmune disorders
Behandlung von Patienten mit unipolarer Depression
Zusammenfassung der S3-Leitlinie/Nationalen VersorgungsLeitlinie "Unipolare Depression"*
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der ambulanten und stationären Versorgung. Das Wissen um die Behandlungsmöglichkeiten depressiver Erkrankungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. In einer S3-Leitlinie, die gleichzeitig als nationale Versorgungsleitlinie erarbeitet wurde, werden Diagnostik und Therapieverfahren dargestellt und bewertet. Im Folgenden werden vor allem die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie zusammengefasst.
Arzneimitteltherapie 2010;28:158–66.
S3-Leitlinie „Unipolare Depression“: Ist eine aktiv-abwartende Begleitung bei leichten Depressionen…
Kommentar
Die im November 2009 publizierte S3-Leitlinie „Unipolare Depression“ ist das Ergebnis eines über mehrere Jahre gehenden Konsensusverfahrens, in das viel Engagement, Fleiß und Expertenwissen geflossen ist. Entstanden ist eine wichtige und zentrale Orientierungshilfe bei der Betreuung depressiv Erkrankter in Deutschland. Die hier formulierten Empfehlungen basieren überwiegend auf empirisch belegten Evidenzen. Wie auch in anderen Bereichen der Medizin bleibt dennoch viel Spielraum für subjektiv gefärbte Gewichtungen, so dass, trotz des durchgehenden Bemühens um Objektivität, Faktoren wie Berufsinteressen oder Zusammensetzung der am Konsensusprozess Beteiligten dennoch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Einfluss von PPI auf die Bioverfügbarkeit von Calcium-Präparaten
Ein Orthopäde wendet sich mit folgender Fragestellung an das Arzneimittel-Therapie-Informations-System (ATIS, siehe Kasten):
• Kann eine Therapie mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) bei Patienten mit Osteoporose die Bioverfügbarkeit von Calcium-Präparaten so stark vermindern, dass das Frakturrisiko steigt?
• Welche Therapieempfehlungen sind gegebenenfalls zu berücksichtigen?
Ferri-Carboxymaltose bessert subjektive Symptome deutlich
Bei Patienten mit einer stabilen Herzinsuffizienz der NYHA-Klassen II und III und Eisenmangel verbessert sich durch die i.v. Gabe von Ferri-Carboxymaltose die subjektive klinische Symptomatik, die Einstufung in die funktionellen NYHA-Klassen und die Lebensqualität. Diese Ergebnisse wurden unabhängig davon erzielt, ob die Patienten eine Anämie hatten. Das ergab die randomisierte, doppelblinde FAIR-HF-Studie.
Lungenkarzinom
Am Gefäß angreifende Therapieansätze
Als einziger Angiogenesehemmer ist derzeit Bevacizumab für die Therapie von Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zugelassen. Mit den Vascular disrupting Agents (VDA) befindet sich eine neue Substanzgruppe in der Entwicklung, die bereits bestehende Gefäße zerstört.
Infektionen auf der Intensivstation
Orientierung am Procalcitonin-Spiegel verringert den Antibiotikaeinsatz
Mit Therapieempfehlungen, die sich am Procalcitonin-Spiegel orientierten, konnte bei nichtchirurgischen Intensivpatienten mit vermuteten bakteriellen Infektionen der Einsatz von Antibiotika vermindert werden. Im Vergleich zur Standardtherapie wurden keine Nachteile beobachtet, insbesondere keine erhöhte Sterblichkeit.
Diabetes mellitus Typ 2
Überleben als Funktion von HbA1c
Bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 scheint eine ambitionierte Blutzuckersenkung auf einen HbA1c-Wert von unter 6,5% ebenso wie ein hoher HbA1c-Wert die Gesamtsterblichkeit und die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen zu erhöhen. Sollten sich diese Ergebnisse erhärten, müssten die Leitlinien zur Diabetesbehandlung überarbeitet und ein minimaler HbA1c-Wert definiert werden.
Krebserkrankungen
Auch ältere Patienten profitieren von modernen Therapieverfahren
Ältere Patienten, vor allem wenn sie in guter körperlicher Verfassung sind, haben von einer umfassenden Krebsbehandlung einen vergleichbaren Nutzen wie jüngere Patienten. Das biologische und nicht das kalendarische Alter ist für Therapieentscheidungen bestimmend, wie am Beispiel von Daten zum Kolonkarzinom und Lungenkrebs bei einem Satellitensymposium von Roche Pharma AG beim diesjährigen Krebskongress in Berlin gezeigt wurde.
Übelkeit und Erbrechen durch Zytostatika
Aprepitant verstärkt die prophylaktische Wirkung von Ondansetron/Dexamethason
Bei einer moderat emetogenen Chemotherapie kann eine Dreierkombination aus Aprepitant, Ondansetron und Dexamethason unabhängig von der Tumorentität einen signifikant besseren Schutz vor Übelkeit und Erbrechen bieten als die Ondansetron/Dexamethason-Zweierkombination. Dieses Ergebnis einer randomisierten Doppelblindstudie, die bei der Jahrestagung 2009 der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt worden war, wurde im Rahmen der Jahrestagung der Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC) bei einem Symposium der Firma MSD diskutiert.
Kniegelenk-Läsionen
Re-implantierte Knorpelzellen differenzieren sich im Knie weiter
Zur Behandlung fokaler Knorpelschäden im Kniegelenk wurde mit ChondroCelect® das erste Zelltherapieprodukt von der Europäischen Kommission zugelassen. Das Verfahren eignet sich vor allem für Patienten mit einem akuten Knorpelschaden, der noch nicht arthrotisch degeneriert ist. Auf einer Presseveranstaltung der Firma TiGenix im Rahmen des Orthopädiekongresses 2009 wurden die zulassungsrelevanten Studienergebnisse im Vergleich mit der Mikrofrakturierung vorgestellt.