Infektiöse Endokarditis – Risikofaktoren, Erreger, antibakterielle Therapie


Pramod M. Shah, Frankfurt am Main

Die infektiöse Endokarditis (IE) geht, obwohl eine antibiotische Therapie möglich ist, weiterhin mit hoher Morbidität und Letalität einher. Nach einer Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Leitender Kardiologischer Krankenhausärzte e. V. beträgt die Letalitätsrate bis zu 18% und die Latenzzeit bis zur Diagnosestellung 29±35 Tage. Die Inzidenz der IE wird mit 3–10 Episoden/100000 Personen/Jahr geschätzt. Rheumatische Klappenerkrankungen, die früher einen häufigen Risikofaktor darstellten, werden heute in Deutschland kaum noch beobachtet. Als Risikofaktoren sind eher degenerative Klappenerkrankungen und intrakardiale Implantate vorhanden. Bei community-acquired IE der Nativklappe sind Streptokokken (47%) weiterhin die häufigsten Erreger, gefolgt von Staphylokokken (26%). Bei nosokomialen Nativklappen-Endokarditiden und Klappenprothesen-Endokarditiden überwiegen Staphylokokken (58% bzw. 40%). Durch S. aureus bedingte Endokarditiden verlaufen akuter, haben eine signifikant kürzere Latenzzeit bis zur Diagnosestellung als durch andere Erreger verursachte Endokarditiden (p<0,001) und gehen mit einer signifikant höheren Letalität einher (S. aureus 22,4% vs. Non-aureus 14,6%; p<0,001). Bei länger andauerndem Fieber unklarer Genese oder Rezidiv nach Beendigung einer ungezielten antibiotischen Therapie muss eine Endokarditis in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden, vor allem wenn ein Herzgeräusch vorhanden ist.
Arzneimitteltherapie 2010;28:231–40.

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