EditorialDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Krisen erfordern eine professionelle Kommunikation

ÜbersichtGerd Laux, Wasserburg a. Inn/München

Agomelatin

Eine Übersicht

Das Anfang 2009 zugelassene Antidepressivum Agomelatin weist als melatonerger (MT1- und MT2-Rezeptor-) Agonist und gleichzeitiger Serotonin-5-HT2C-Rezeptor-Antagonist einen innovativen Wirkungsmechanismus auf. Experimentell ließen sich schlafregulierende Eigenschaften verifizieren. Kontrollierte klinische Studien versus Plazebo, Escitalopram, Fluoxetin, Sertralin und Venlafaxin belegen antidepressive Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit, auch eine jüngst abgeschlossene große Anwendungsbeobachtungsstudie zeigte günstige Resultate. Es konnten keine klinisch relevanten Veränderungen laborchemischer oder kardiovaskulärer Parameter und keine Gewichtsveränderung festgestellt werden. Sexuelle Funktionsstörungen waren unter Agomelatin-Therapie im Vergleich zu Venlafaxin deutlich seltener, Absetzsymptome traten im Vergleich zu Paroxetin nicht auf. Als Wirkprofil von Agomelatin scheinen sich depressionsassoziierte Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus herauszukristallisieren.
Arzneimitteltherapie 2011;29:211–7.

FlaggeEnglish abstract

The new antidepressant agomelatine: a review

Preclinical studies suggested that agomelatine, a synthetic melatonergic MT1 and MT2 receptor agonist with 5-HT2C receptor antagonistic properties may represent a new approach in the treatment of depression. In clinical trials, including phase III studies, superior efficacy compared to placebo and at least equal efficacy compared to standard antidepressants was shown for agomelatine. The improvement of sleep-wake-rhythm, the tolerability in terms of sexual side effects, and the lack of withdrawal symptoms after abrupt discontinuation of treatment may represent important clinical benefits compared to established antidepressants. Controlled clinical studies have been undertaken in comparison with placebo, paroxetine, sertraline, escitalopram, and venlafaxine showing a favourable tolerability profile. No clinical significant alterations of cardiovascular (encl. ECG) and lab parameter could be registered. The most common reported adverse events have been headache, nausea, dizziness and fatigue with comparable rates to placebo. Agomelatine was associated with less sexual side effects and induced no discontinuation syndrome in comparison with paroxetine and venlafaxine. Efficacy and promising tolerability under “real world” routine treatment in practice have been confirmed by the extensive non-interventional study VIVALDI.

Key words: Agomelatine, antidepressants, melatonin, major depression

ÜbersichtKristina M. Dahlem, Esther Biesenbach, Natig Gassanov, Erland Erdmann und Fikret Er, Köln

Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel in der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in den westlichen Industrieländern wesentlich für die Mortalität und Morbidität in der Bevölkerung verantwortlich. In der Pathogenese der Atherosklerose spielen oxidative Prozesse eine entscheidende Rolle. Durch Oxidation von Lipoproteinen kommt es zu einer massiven Fettüberladung der Makrophagen mit Schaumzellbildung und der Entstehung einer atherosklerotischen Plaque. Vitamine und andere Nährstoffe bieten theoretisch die Möglichkeit, über antioxidative oder weitere protektive Mechanismen frühzeitig in die Pathogenese kardiovaskulärer Erkrankungen einzugreifen. Beobachtungsstudien ergaben Hinweise auf eine inverse Korrelation zwischen der Einnahme von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln und dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse. In prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studien konnte eine Supplementierung mit Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln jedoch weder im Rahmen der Primär- noch in der Sekundärprävention als sinnvoller therapeutischer Einsatz bestätigt werden.
Arzneimitteltherapie 2011;29:218–28.

FlaggeEnglish abstract

Vitamins and nutritional supplements for prevention of cardiovascular events

Today cardiovascular diseases are the main cause of mortality and morbidity in industrialised countries. Oxidative stress plays an important role in the pathogenesis of atherosclerosis. Lipoprotein particles may be modified by oxidation and be internalized by macrophages. Accumulation of lipids induces the formation of foam cells and the development of fatty streaks. Vitamins and other nutritional supplements are thought to prevent cardiovascular events by influencing and modifying the early development of atherosclerotic lesions through their antioxidativ or other protective mechanisms. In summary, observational studies suggest an inverse correlation between the dietary intake of vitamins and other supplements and the incidence of cardiovascular events. In contrast, most prospective, randomized, controlled trials failed to show a beneficial effect of nutritional supplements in primary and secondary prevention.

Key words: Vitamins, cardiovascular morbidity, coronary artery disease, prevention

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Intensivpatienten

Rivastigmin für die Therapie des Deliriums ungeeignet

Obwohl der Einsatz eines Cholinesterasehemmers beim Delirium biologisch plausibel erscheint, musste eine Studie in den Niederlanden wegen erhöhter Sterblichkeit in der Rivastigmin-Gruppe vorzeitig beendet werden.

Referiert & kommentiertBettina Christine Martini, Legau

Kardiovaskuläres Risiko

LDL-Cholesterol je niedriger desto besser

In einer großen Metaanalyse mit 170000 Patienten wurde untersucht, inwieweit eine stärkere Senkung des LDL-Cholesterolwerts auch eine bessere Risikoreduktion bewirkt. Die Ergebnisse sprechen für eine möglichst starke Absenkung des LDL-Cholesterols.

Referiert & kommentiertDr. med. Claudia Borchard-Tuch, Zusmarshausen

CSE-Hemmer

Entzündungshemmend und leicht diabetogen

Die CSE-Hemmer Atorvastatin und Rosuvastatin führen zu einer deutlichen Verbesserung einer Hyperlipidämie und zu einer Verringerung des Entzündungsmarkers CRP. Veränderungen verschiedener Parameter der Glucosehomöostase lassen jedoch auf eine leichte diabetogene Wirkung schließen.

Referiert & kommentiertRosemarie Ziegler, Albershausen

Hypertonie

Initiale Kombinationstherapie mit Aliskiren und Amlodipin

Die Kombination von Aliskiren und Amlodipin ist seit Kurzem zur Behandlung der Hypertonie zugelassen. In der ACCELERATE-Studie wurde der initiale Einsatz dieser Kombination mit einem verzögerten Therapiebeginn nach initialer Monotherapie mit Aliskiren oder Amlodipin verglichen. Bei vergleichbarer Verträglichkeit wurde eine raschere Blutdrucksenkung erreicht.

Referiert & kommentiertSimone Reisdorf, Erfurt-Linderbach

Komplizierte Infektionen

Tigecyclin, ein Instrument der antibiotischen Vielfalt

Während Infektionen durch multiresistente Bakterien immer häufiger werden, schwinden die Möglichkeiten einer antibiotischen Therapie. Betroffen sind davon vor allem infizierte Patienten auf Intensivstationen. Die Wirksamkeit des intravenös applizierbaren Tigecyclin ist dennoch unverändert gut, und zwar in vitro und in vivo. Dies wurde auf einem von der Pfizer Deutschland GmbH veranstalteten Pressegespräch in Berlin betont.

Referiert & kommentiertAndrea Warpakowski, Itzstedt

Chronische Hepatitis C

Höhere Chancen auf Heilung mit dem HCV-Proteasehemmer Boceprevir

Werden Patienten mit einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) vom Genotyp 1 zusätzlich zu einer Standardtherapie mit dem HCV-Proteasehemmer Boceprevir behandelt, ist die Heilungsrate etwa zwei- bis dreimal so hoch wie bei einer alleinigen Standardtherapie, und zwar sowohl bei therapienaiven als auch bei vorbehandelten Patienten. Dieses Ergebnis wurde, ebenso wie Prädiktoren für eine Heilung und eine kürzere Therapiedauer, auf einer Pressekonferenz des Unternehmens MSD Sharp & Dohme im Rahmen des 46th Annual Meeting of the European Association for the Study of the Liver (EASL) in Berlin vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Chemotherapie-induzierte Nausea und Emesis

Erfolgreiche Prävention mit Fosaprepitant

In einer randomisierten, doppelblinden Studie wurde die Wirksamkeit einer einmaligen Infusion von 150 mg Fosaprepitant mit derjenigen einer dreimaligen Einnahme von Aprepitant in der Prävention akuter und verzögerter Nausea und Emesis bei hochemetogener Chemotherapie verglichen. Studiendaten zur Anwendung von Fosaprepitant in dieser neuen Dosierung wurden bei einem Satellitensymposium der MSD Sharp & Dohme GmbH anlässlich des 2. Jahreskongresses der Arbeitsgemeinschaft „Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin“ der Deutschen Krebsgesellschaft (ASORS) in Berlin vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. med. Peter Stiefelhagen, Hachenburg

Idiopathische Lungenfibrose

Pirfenidon wirkt antifibrotisch und antiinflammatorisch

Die idiopathische Lungenfibrose ist eine progressive Erkrankung mit sehr schlechter Prognose. Pathogenetisch spielt die Aktivierung von Fibroblasten eine wichtige Rolle. Pirfenidon, das antifibrotisch und antiinflammatorisch wirkt, wurde Ende Februar 2011 in Europa als erstes Arzneimittel zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose zugelassen. Wesentlich für die Zulassung waren vier randomisierte, Plazebo-kontrollierte Studien. Im Rahmen einer von InterMune Deutschland GmbH veranstalteten Pressekonferenz anlässlich des 52. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. in Dresden wurden Ergebnisse dieser Studien vorgestellt.

Referiert & kommentiertDr. Annette Junker, Wermelskirchen

Onkologie

Zielgerichtete Therapien bei fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom

Eine platinhaltige Zweifachkombination ist seit langem Standard in der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC). Bei Patienten mit einem Nicht-Plattenepithelkarzinom kann eine solche Zweifachkombination um den monoklonalen Antikörper Bevacizumab ergänzt werden. Bei Patienten, deren Krankheitszustand nach einer platinbasierten Standard-Chemotherapie unverändert ist, kommt eine Erhaltungstherapie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Erlotinib infrage. Studienergebnisse, die zeigen, dass Erlotinib in der Zweitlinientherapie des fortgeschrittenen NSCLC ebenso wirksam ist wie Docetaxel oder Pemetrexed, wurden bei einer Presskonferenz der Roche Pharma AG anlässlich des 52. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) in Dresden vorgestellt.

NotizenBettina Christine Martini, Legau

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