Management der Sepsis
Die Maßnahmenbündel der Internationalen Sepsis-Kampagne bleiben eine Herausforderung für den Kliniker
Diagnostik und Therapie der akuten Sepsis können durch standardisierte notfallmedizinische Abläufe optimiert werden. Die internationale Sepsis-Kampagne hat die empfohlenen Maßnahmen zu zwei „Bündeln“ zusammengefasst. Das in den ersten sechs Stunden umzusetzende Bündel wird auch als „early goal directed therapy“ bezeichnet. Seine klinische Effektivität ist durch Studien gut belegt. Demgegenüber werden die Maßnahmen, die für die nachfolgenden 18 Stunden empfohlen werden, noch kontrovers beurteilt. Der Beitrag stellt aktuelle klinische Studien dazu dar.
Arzneimitteltherapie 2014;32:83–6.
English abstract
Management of sepsis: compliance with surviving sepsis campaign recommendations remains a clinical challenge
Diagnosis and therapy of acute sepsis can be optimized by a standardized process of emergency care. The international sepsis campaign has summarized recommended measures in the form of two “bundles”. Measures that should be instituted during the first six hours are also known as the “early goal directed therapy” bundle. The clinical efficacy of this bundle has been proven by various studies. By contrast, measures recommended for the following 18 hours are still under debate. The article summarizes recent studies concerning this topic.
Key words: Sepsis, surviving sepsis campaign, antibiotics, bundle
Toxische Myopathien
Unter toxischen Myopathien werden Muskelschäden durch externe Einflüsse wie Arzneimittel oder Alkohol und Drogen verstanden. Alkohol-induzierte Myopathien sind dabei deutlich häufiger als Arzneimittel-induzierte Myopathien, die vor allem durch zu hohe Arzneimitteldosen auftreten. Das Spektrum ist äußerst vielfältig und reicht von lokalen Muskelschäden bis hin zu generalisierten Verlaufsformen wie der nekrotisierenden Myopathie. Die kausale Therapie toxischer Myopathien besteht aus der Beseitigung der ursächlichen Noxe. Zusätzlich müssen jedoch Komplikationen wie ein akutes Nierenversagen vermieden werden und eine symptomatische Therapie, beispielsweise in Form einer adäquaten Analgesie, erfolgen. Bei rascher Identifikation und Beseitigung des auslösenden Agens ist die Prognose der toxischen Myopathien gut. Präventiv sollten zu hohe Arzneimitteldosen vermieden und mögliche medikamentöse Wechselwirkungen beachtet werden.
Arzneimitteltherapie 2014;32:87–92
English abstract
Toxic myopathies
Toxic myopathies describe a heterogeneous group of muscle damage caused by external factors such as drugs. Myopathies induced by alcohol are much more common than those by pharmaceuticals which are mainly caused by overdosing. The spectrum of toxic myopathies varies widely and ranges from local muscle damage to generalized forms such as necrotizing myopathy. Therapy of toxic myopathies consists of identification and cessation of the triggering agent. In addition, complications such as acute renal failure need to be prevented and symptomatic treatment such as adequate analgesia has to be ensured. Prognosis of toxic myopathies is good if the causative agent is identified and eliminated rapidly. Preventive high drug levels should be avoided and potential pharmacological interactions need to be considered.
Key words: Myopathy, toxic, statin, alcohol, antiretroviral
Osteogenesis imperfecta
Orale Risedronsäure verhindert bei Kindern auch Frakturen
In einer im Lancet veröffentlichten, multizentrischen Studie konnte bei Kindern mit Osteogenesis imperfecta durch oral verabreichtes Risedronsäure nicht nur die Knochenmineraldichte erhöht, sondern auch die Zahl neuer Brüche nichtvertebraler Knochen verringert werden.
Schlaganfallprävention
Edoxaban versus Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern
Beide Dosierungen von Edoxaban (30, 60 mg) sind im Vergleich zu Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern zur Reduktion von Schlaganfällen und systemischen Embolien nicht unterlegen. Edoxaban führt zu einer signifikanten Reduktion von Blutungskomplikationen und der kardiovaskulären Sterblichkeit.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener
Akutes Koronarsyndrom
Varespladib eher schädlich als nützlich
Der Hemmstoff der sekretorischen Phospholipase A2 vermag das Risiko für rezidivierende kardiovaskuläre Ereignisse nicht zu senken und erhöht das Herzinfarktrisiko signifikant. Das zeigen die Ergebnisse der nach 21 Monaten abgebrochenen VISTA-16-Studie.
Herpes genitalis
Pritelivir als neue Behandlungsoption?
In einer randomisierten Studie konnte Pritelivir, der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffgruppe von Helicase-Primase-Inhibitoren, bei symptomfreien Patienten mit Herpes genitalis die Freisetzung von Viren deutlich unterdrücken. Auch die Anzahl der Tage mit Herpes-Symptomen wurde reduziert. Ungeklärte Befunde aus einer tierexperimentellen Studie ließen allerdings Zweifel über die Sicherheit dieses Wirkstoffs aufkommen.
Hepatitis C
Erfolg versprechende orale Therapie mit Daclatasvir und Sofosbuvir
Die Kombination aus Daclatasvir und Sofosbuvir, einmal täglich oral verabreicht, erzielte bei Hepatitis-C-Infektionen des Genotyps 1, 2 und 3 innerhalb von 24 Wochen hohe Ansprechraten, auch bei solchen Patienten, bei denen die herkömmliche Standardmedikation unwirksam war.
MPACT-Studie
nab-Paclitaxel plus Gemcitabin bei fortgeschrittenem Pankreaskarzinom
Die Kombination von Paclitaxel, das an Nanopartikel von Albumin gebunden ist (nab-Paclitaxel), mit Gemcitabin ist für Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom eine neue Therapieoption; im Januar 2014 erfolgte die Zulassung in Europa. Im Vergleich zu Gemcitabin allein verlängerte die Kombinationstherapie das Überleben der Patienten in der MPACT-Studie um fast zwei Monate.
Restless-Legs-Syndrom
Opioide zur Behandlung der schweren Verlaufsform
Retardiertes Oxycodon in Kombination mit Naloxon war bei Patienten mit Therapie-refraktärem Restless-Legs-Syndrom in einer doppelblinden randomisierten Plazebo-kontrollierten Studie wirksam.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Schlaganfallprävention
Neue direkte orale Antikoagulanzien im Vergleich zu Warfarin bei Patienten mit Vorhofflimmern
Die erste Metaanalyse, die alle vier neuen oralen Antikoagulanzien bei Patienten mit Vorhofflimmern für die Prävention von Schlaganfall und systemischen Embolien im Vergleich zu Warfarin analysiert, wurde nun im Lancet veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen eine Überlegenheit der neuen Antikoagulanzien für den kombinierten Endpunkt aus Schlaganfall und systemischer Embolie, für die Reduktion hämorrhagischer Schlaganfälle und die Reduktion der Mortalität. Nicht signifikant reduziert sind ischämische Insulte und Myokardinfarkte. Die neuen oralen Antikoagulanzien haben ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener
Metastasiertes Nierenzellkarzinom
CHANGE – Everolimus in der klinischen Anwendung
Der m-TOR-Inhibitor Everolimus wird nach den Ergebnissen des RECORD-Studienprogramms standardmäßig in der zweiten Linie des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) eingesetzt. Um den Einsatz dieser Substanz im klinischen Alltag zu prüfen wurde die nichtinterventionelle Studie CHANGE aufgelegt, welche die Effektivität und Sicherheit von Everolimus in der Praxis zum Gegenstand hatte. Auf der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie in Wien wurde die finale Analyse dieser Anwendungsbeobachtung vorgestellt. Hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens (PFS) schnitt Everolimus in dieser praxisbezogenen Untersuchung besser ab als in dem evidenzbasierten Studiendesign der RECORD-Studie.
Metastasiertes Nierenzellkarzinom
Tumoransprechen als unabhängigen prognostischen Faktor verstehen
Sowohl in laufenden Studien als auch in üblichen Behandlungsparadigmen wird das progressionsfreie Überleben (PFS) als wichtiges Zielkriterium bei der Behandlung von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom (mRCC) herausgestellt. Aber offensichtlich ist auch das Tumoransprechen ein wertvoller und unabhängiger Parameter im Hinblick auf die Prognose. Das zeigte eine gepoolte retrospektive Analyse von insgesamt 2749 mRCC-Patienten, die während des europäischen Krebskongress ECC 2013 in Amsterdam vorgestellt wurde.
Metastasiertes Kolorektalkarzinom
Erstlinientherapie bei RAS-Wildtyp mit Panitumumab verlängert Überleben
Eine Neubewertung der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. – KoloRektalKarzinom (AIO-KRK) empfiehlt, vor einer Therapieentscheidung den RAS-Mutationsstatus (KRAS und NRAS) bei Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom zu bestimmen, und – falls ein Wildtyp vorliegt – eine Erstlinientherapie mit einem Anti-EGFR-Antikörper zu beginnen, beispielsweise mit Panitumumab. Die Studienergebnisse, die zu dieser Empfehlung führten, wurden auf einem Satellitensymposium des Unternehmens Amgen im Rahmen des 31. Deutschen Krebskongresses am 20. Februar 2014 in Berlin diskutiert.
Zu diesem Artikel existiert ein Korrekturhinweis.
Fortgeschrittenes Melanom
Langzeitüberleben möglich unter Ipilimumab-Therapie
Patienten mit fortgeschrittenen Melanomen, die mit dem monoklonalen Antikörper Ipilimumab behandelt werden, können bis zu zehn Jahren überleben. Das zeigte eine gepoolte Analyse von 12 prospektiven und retrospektiven Studien, die während des europäischen Krebskongress ECC 2013 in Amsterdam vorgestellt wurde.
CML und Ph+-ALL
Ponatinib als neue Option bei Resistenz und Unverträglichkeiten
Mit Ponatinib steht seit Juli 2013 ein weiterer Tyrosinkinase-Inhibitor für vorbehandelte Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) sowie Philadelphia-Chromosom-positiver akuter lymphatischer Leukämie (Ph+-ALL) zur Verfügung. Wie auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Krebskongresses 2014 deutlich wurde, ist Ponatinib ein wichtiges Arzneimittel für Patienten, bei denen der Nutzen ein mögliches Risiko – insbesondere für vaskuläre Komplikationen – überwiegt.
Antiemese in der Onkologie
Palonosetron
Chemotherapie(CT)-induzierte Übelkeit und CT-induziertes Erbrechen waren in den Anfängen der systemischen CT ein großes Problem. Inzwischen scheint dieses Problem vielen in der Onkologie beschäftigten Berufsgruppen durch potente Arzneimittel weitestgehend gelöst zu sein. Aber ein optimales Management in der Anwendung des zur Verfügung stehenden Medikationsarsenals ist immer noch dringend notwendig. Palonosetron als 5-HT3-Antagonist der zweiten Generation sollte dabei besonders zur Prophylaxe bei moderat emetogenen Schemata eingesetzt werden. Pharmakologische Hintergründe und klinische Daten dazu wurden im Februar 2014 bei einem Pressegepräch von Riemser Pharma im Ramen des 31. Deutschen Krebskongresses erläutert.
B-Zell-Lymphome
Vielversprechende Daten für Ibrutinib bei CLL und MCL
Die Bruton-Tyrosinkinase (BTK) stellt innerhalb des Signalwegs des B-Zell-Rezeptors eine Zielstruktur für die Therapie von B-Zell-Lymphomen dar. Für den in Deutschland noch nicht zugelassenen BTK-Inhibitor Ibrutinib, der einmal täglich oral verabreicht wird, zeigen zwei Studien bei Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie sowie dem Mantel-Zell-Lymphom hohe Ansprechraten und ein gutes Sicherheitsprofil. Auf dem Jahreskongress 2013 der American Society of Hematology (ASH) vorgestellte Studien bestätigen die Effektivität und Sicherheit der zielgerichteten Behandlung bei Patienten mit therapierefraktärer Erkrankung. Die Studien wurden bei einem von Janssen-Cilag veranstalteten Presseworkshop im Januar 2014 in Frankfurt präsentiert.
TNF-α-Blocker und darüber hinaus
Etablierte und neue Targets in der Rheumatologie
Der Erkenntniszuwachs in der Pathologie rheumatischer Erkrankungen sorgt dafür, dass die Entwicklungspipeline auch in Zukunft gut gefüllt ist. Darunter sind viele Substanzen, die bereits aus der Onkologie bekannt sind. Ihr für die Anwendung in der Rheumatologie neuartiges Verträglichkeitsprofil erfordert eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung. Die TNF-α-Blocker werden aber auch in absehbarer Zukunft ein unentbehrliches Standbein in der Therapie rheumatischer Erkrankungen bleiben. So das Fazit einer von MSD Sharp & Dohme organisierten Fortbildungsveranstaltung
Chronische HCV-Infektion Genotyp 1
Faldaprevir in interferonbasierten und interferonfreien Therapieschemata
Der HCV(Hepatitis-C-Virus)-Proteasehemmer Faldaprevir wird sowohl als interferonbasierte Dreifachtherapie als auch ohne Interferon entwickelt. Zurzeit bearbeitet die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) beschleunigt den Zulassungsantrag für Faldaprevir in Kombination mit pegyliertem Interferon und Ribavirin. Eine Heilung mit der Faldaprevir-basierten Dreifachtherapie erreichten bis zu 88% der therapienaiven Patienten und 70% der vorbehandelten Patienten mit Relapse. Die aktuellen Daten zum Studienprogramm des Proteasehemmers wurden auf einer Pressekonferenz des Unternehmens Boehringer Ingelheim in Hamburg diskutiert.