Die „Droge“ Arzt
Opioide in der Anästhesie
Opioide sind die ältesten und bis heute potentesten Mittel zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen. Ihr Einsatz in der Anästhesie führte zu einer deutlichen Zunahme der Patientensicherheit während der Allgemeinanästhesie. Vor allem kardiovaskulär nachteilige Wirkungen, wie sie aus Narkoseverfahren mit hoch dosiertem Einsatz von Barbituraten und volatilen Anästhetika bekannt sind, lassen sich durch ihre Anwendung reduzieren. Opioide binden an G-Protein gekoppelte Rezeptoren (μ-, δ- und κ-Rezeptoren) im zentralen und peripheren Nervengewebe und induzieren einen analgetischen Effekt. Fentanyl, Sufentanil, Alfentanil, Remifentanil und Morphin sind in der Anästhesie die am häufigsten verwendeten Opioide. In der vorliegenden Arbeit werden die pharmakologischen Eigenschaften der Opioide beschrieben und ihre potenziellen Einsatzbereiche in der Anästhesie diskutiert.
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Arzneimitteltherapie 2016;34:235–42.
English abstract
Opioids in anesthesia
Opioids are the oldest and most effective drugs in the treatment of acute and chronic pain. Since they are used in anesthesia, the risk of cardiovascular effects known from the application of high doses of barbiturates and inhaled anesthetics has significantly decreased. Opioids act through G protein-coupled receptors (μ-, δ- and κ-receptors), expressed in the central and peripheral nervous tissue and induce a potent analgesic effect. The most used opioids in anesthesia are fentanyl, sufentanil, alfentanil, remifentanil and morphine. This work reviews the pharmacological properties of opioids and analyzes their clinical use for anesthetic purposes.
Key words: Opiods, opioid receptors, opioid analgesia, opioid pharmacology
Talimogen laherparepvec
Onkolytische Immuntherapie beim nicht resezierbaren metastasierten Melanom
Talimogen laherparepvec ist ein modifiziertes, abgeschwächtes Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) mit onkolytischer Wirkung. Durch Genmodifikation ist es in der Lage, sich in Tumoren zu replizieren und den humanen Granulozyten-Makrophagen-koloniestimulierenden Faktor (GM-CSF) zu produzieren. Dadurch werden eine systemische Antitumor-Immunreaktion und eine Effektor-T-Zellreaktion gefördert. In einer Phase-III-Studie wurde bei Patienten mit inoperablem Melanom gezeigt, dass die anhaltende Ansprechrate (DRR) durch eine Therapie mit Talimogen laherparepvec im Vergleich zu einer subkutanen GM-CSF-Behandlung von 2,1% auf 16,3% erhöht werden konnte [4].
Arzneimitteltherapie 2016;34:245–8.
English abstract
Talimogene laherparepvec: Oncolytic viral therapy for patients with unrespectable metastatic melanoma
Melanoma is a great health concern in the European Union as it causes approximately 22,000 deaths per year [7, 9]. While treatment in the early stages provides a high cure rate, melanoma that has spread are very difficult to treat. Many patients with advanced melanoma stages do not respond even to the newly available treatment options with immunotherapy [10]. As a new treatment option talimogene laherparepvec (Imlygic®) was approved by the European Commission in October 2015 for adult patients with unresectable metastatic melanoma of the Stages IIIB, IIIC and IVM1a and with no brain, bone, lung, or other visceral disease [6]. Talimogene laherparepvec is the only FDA-approved Oncolytic Viral Therapy [3]. It is a genetically modified herpes simplex virus 1 (HSV-1), which can replicate within tumors and produce the human immune stimulatory protein Granulocyte-macrophage colony-stimulating factor (GM-CSF). The exact mechanism of action is still not completely understood. It is assumed that talimogene laherparepvec leads to lysis of the tumor cells, which causes a release of tumor-derived antigens, which in combination with virally produced GM-CSF promotes an antitumor immune response [3]. The pivotal phase III trial OPTiM was performed with melanoma patients stages IIIB, IIIC and IVM1 and has shown a significant increased durable response rate (DRR) of 16,3% compared to 2,1% in patients treated with GM-CSF [4].
Key words: Metastatic melanoma, oncolytic viral therapy, talimogene laherparepvec.
Talimogen laherparepvec zur Behandlung des metastasierten Melanoms (Stad. IIIB–IV M1c)
Aus Expertensicht
Arzneimitteltherapie 2016;34:249–50.
HOPE-3-Studie/Schlaganfallprävention
Blutdrucksenkung bei Patienten mit mittelhohem Risiko ohne kardiovaskuläre Erkrankungen
Bei Personen mit einem mittleren vaskulären Risiko und ohne kardiovaskuläre Erkrankungen führt eine moderate Blutdrucksenkung mit Candesartan und Hydrochlorothiazid nicht zu einer Reduktion von vaskulären Ereignissen, so das Ergebnis der HOPE(heart outcomes prevention evaluation)-3-Studie.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
Rheumatoide Arthritis
Behandlungserfolge mit Baricitinib
Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, die zuvor erfolglos sowohl mit konventionellen Behandlungsmethoden als auch mit einem oder mehreren biologischen Medikamenten therapiert worden waren, konnte der Januskinase-1- und -2-Inhibitor Baricitinib die Krankheitsaktivität bei einem akzeptablen Nebenwirkungsprofil signifikant reduzieren.
Ovarialkarzinom
Cediranib in der Erhaltungsphase verlängert progressionsfreies Überleben
Patientinnen mit rezidivierendem, Platin-sensitivem Ovarialkarzinom profitieren von einer Erhaltungstherapie mit dem oralen VEGF(Vascular endothelial growth factor)-Inhibitor Cediranib, so das Ergebnis der kürzlich im Lancet veröffentlichen ICON6(International collaboration for ovarian neoplasia)-Studie.
Kopfschmerz
AMG 334, ein monoklonaler Antikörper gegen CGRP zur Prophylaxe der episodischen Migräne
Eine 70-mg-Dosis von AMG 334, einem Antikörper gegen den CGRP-Rezeptor, injiziert alle vier Wochen, rechtfertigt in einer größeren Phase-II-Studie den Einsatz zur Prophylaxe der episodischen Migräne.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Schmerztherapie
Botulinumtoxin A zur Behandlung chronisch neuropathischer peripherer Schmerzen
Zwei lokale Injektionen von Botulinumtoxin A bei Patienten mit chronisch neuropathischen, durch periphere Nervenläsion bedingten Schmerzen sind einer Behandlung mit Placebo überlegen, so das Ergebnis einer in der Zeitschrift Lancet Neurology veröffentlichten Studie. Eine Allodynie scheint einen prädiktiven Wert für den Therapieerfolg zu haben.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
Blutungen
Intrazerebrale Blutungen unter neuen Antikoagulanzien
Bei intrazerebralen Blutungen unter Nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (NOAKs) haben Patienten eine hohe Sterblichkeit und eine schlechte Prognose, so das Ergebnis einer prospektiven Beobachtungsstudie.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Zerebrale Blutungen
Erhöhen Statine das Risiko zerebraler Blutungen nach ischämischem Insult?
Eine Vorbehandlung mit Statinen oder eine frühe Initiierung von Statinen führt beim ischämischen Insult nicht zu einem erhöhten Risiko für intrazerebrale Blutungen. Dies gilt auch für Patienten, die lysiert werden. Dies ergab die Analyse von Daten des Virtual International Stroke Trials Archive (VISTA). Die Daten der 90-Tage-Mortalität zeigen möglicherweise einen Nutzen der Statin-Therapie.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
Vorhofflimmern/intrakranielle Blutung
Orale Antikoagulation bei Patienten mit Vorhofflimmern und intrakranieller Blutung
Bei Patienten mit Vorhofflimmern, die eine intrazerebrale Blutung erlitten und ein hohes Risiko für eine zerebrale Ischämie haben, ist eine spätere erneute orale Antikoagulation wirksam. Das ist das Ergebnis einer in der Zeitschrift Circulation veröffentlichten Studie.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
Schlaganfall
Therapie Antikoagulanzien-induzierter intrakranieller Blutung
Bei Patienten mit intrakraniellen Blutungen im Rahmen einer Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten scheint Prothrombinkomplexkonzentrat (PCC) wirksamer zu sein als gefrorenes Frischplasma (FFP), so das Ergebnis der INCH-Studie. Dies bezieht sich auf die Normalisierung des International Normalized Ratio (INR) sowie auf die Größenzunahme des initialen Hämatoms.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
Neue Cholesterol-Senker
Evolocumab bei Patienten mit Statin-induzierten Muskelbeschwerden
Bei Patienten mit Statin-Intoleranz und muskelbezogenen Nebenwirkungen führt die Behandlung mit dem PCSK9-Hemmer Evolocumab verglichen mit Ezetimib über einen Zeitraum von 24 Wochen zu einer signifikant größeren Reduktion der LDL-Cholesterinspiegel, so das Ergebnis der GAUSS-3-Studie.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen
Herzinsuffizienz
Inkretinbasierte Arzneimittel erhöhen nicht das Herzinsuffizienz-Risiko
Inkretinbasierte Arzneimittel scheinen nicht generell häufiger mit Hospitalisierungen aufgrund einer Herzinsuffizienz einherzugehen. Anders als bei dem DPP-4-Hemmer Saxagliptin konnte ein solches Risiko nicht generell für jedes inkretinbasierte Arzneimittel nachgewiesen werden. Dies belegen Auswertungen einer großen bevölkerungsbasierten Untersuchung aus drei Ländern.
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. med. Ulrich Laufs, Homburg
Nierenzellkarzinom
Adjuvantes Sunitinib und Sorafenib ohne Wirkung beim nichtmetastasierten Nierenzellkarzinom
Die oralen Angiogenese-Hemmer Sunitinib und Sorafenib haben die Prognose für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom erheblich verbessert. Ob eine Anwendung im adjuvanten Setting für Patienten mit nichtmetastasiertem Nierenzellkarzinom, aber hohem Rezidivrisiko sinnvoll ist, sollte die im Lancet veröffentlichte E2805-Studie von Haas et al. zeigen.
Thromboseprophylaxe und -therapie
Certoparin ist einfach und sicher anwendbar
Sowohl chirurgische als auch internistische Patienten mit einem mittleren und hohen Thromboembolierisiko benötigen eine medikamentöse Thromboseprophylaxe mit einem niedermolekularen Heparin (NMH). Die in Studien nachgewiesene Sicherheit und Wirksamkeit, aber auch die Einfachheit der Handhabung – das heißt die von Körpergewicht und Nierenfunktion unabhängige Standarddosierung – sprechen für Certoparin, so das Fazit eines von der Firma Aspen Germany GmbH anlässlich des diesjährigen Internistenkongresses (DGIM) veranstalteten Pressegesprächs.
Arterielle Hypertonie
Initiale Kombinationstherapie ist sinnvoll
Auch wenn in den Leitlinien zum Management der arteriellen Hypertonie eine Stufentherapie empfohlen wird, so spricht doch vieles vor allem bei Hochrisikopatienten für eine initiale Kombinationstherapie mit einer Fixkombination. Die Zielwerte werden schneller erreicht, die Adhärenz wird gesteigert und auch die Verträglichkeit ist besser. Dies ist das Fazit eines von der Firma Servier im Rahmen des 122. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) veranstalteten Satellitensymposiums.
Chronische obstruktive Lungenerkrankung
Inhalierbare Glucocorticoide sind keine Silver-Bullets
Die hohen Verordnungszahlen von inhalierbaren Glucocorticoiden bei chronischer obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) scheinen den aktuellen Leitlinien zu widersprechen. Auf der Jahrestagung 2016 der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin wurde im April diskutiert, ob zuerst eine Kombinationstherapie mit oder ohne inhalierbares Glucocorticoid begonnen werden sollte.
Bakterielle und virale Infektionen
Neue Herausforderungen erfordern innovative Medikamente und Strategien
Ob es Erkrankungen durch multiresistente Bakterien sind oder Epidemien durch neue virale Erreger – die Infektiologie steht immer wieder vor neuen Herausforderungen. Wie sie diesen begegnen kann, war Gegenstand eines von der Firma MSD im Rahmen des diesjährigen Internistenkongresses (DGIM) veranstalteten Pressegesprächs.
Adipositas
Neue Therapieoption zur medikamentös unterstützten Gewichtsreduktion
Für Menschen mit einem Body Mass Index (BMI) von mindestens 30 kg/m2 oder mindestens 27 kg/m2 und zusätzlichen gewichtsbedingten Begleiterkrankungen steht mit Liraglutid 3 mg eine neue Behandlungsmöglichkeit zur Gewichtsreduktion zur Verfügung, wie auf der von Novo Nordisk veranstalteten Launch-Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. In Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und verstärkter körperlicher Aktivität kann der Glucagon-like-Peptid-1(GLP-1)-Rezeptoragonist zu einer Abnahme des Körpergewichts und des kardiometabolischen Risikos beitragen. Wichtig für das Therapiemanagement ist eine Kontrolle des Behandlungserfolgs nach zwölf Wochen. Nur wenn die Patienten mindestens 5% ihres Ausgangsgewichts abgenommen haben, sollte die Therapie fortgesetzt werden.
Polycythaemia vera
Hauttoxizität bei Hydroxyurea-Intoleranz
Die bisherige Standardtherapie bei der Polycythaemia vera ist Hydroxyurea. Doch bei einem Teil der Patienten besteht eine Hydroxyurea-Resistenz oder -Intoleranz, die sich nicht selten in Form von Hauterkrankungen manifestiert, so das Fazit eines von Novartis Oncology veranstalteten Pressegesprächs. Für solche Patienten steht der Tyrosinkinase-Inhibitor Ruxolitinib zur Verfügung.
Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie
MASCC/ESMO-Leitlinien interprofessionell umsetzen
Übelkeit und Erbrechen sind unangenehme Nebenwirkungen einer Chemotherapie – sie können die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen und sogar den Erfolg der onkologischen Therapie gefährden. Im Rahmen eines Symposiums beim europäischen Krankenhausapothekerkongress EAHP in Wien erläuterten Prof. Dr. med. Karin Jordan, Oberärztin an der medizinischen Universitätsklinik in Halle, und Prof. Dr. rer. nat. Hans-Peter Lipp, Leiter der Universitätsapotheke in Tübingen, weshalb es so wichtig ist, dass Ärzte und Apotheker beim Management von Übelkeit und Erbrechen an einem Strang ziehen. Sie waren sich einig, dass evidenzbasierte Leitlinien die Grundlage der antiemetischen Strategien bilden müssen.
Moderate bis schwere Plaque-Psoriasis
Frühe und effektive Therapie kann Aufsummieren von Krankheitslast verhindern
Psoriasis kann als chronische, lebenslange Erkrankung betroffene Patienten schwer belasten und in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung einschränken. Um solche Lebenszeitbelastung möglichst gering zu halten, empfiehlt sich eine frühe und effiziente Therapie. Erwachsene mit moderater bis schwerer, konventionell nicht ausreichend behandelbarer Psoriasis profitieren von einer systemischen Erstlinientherapie mit dem Interleukin-17A-Hemmstoff Secukinumab. Mit dieser Substanz lässt sich bei drei von vier Patienten eine mindestens 90%ige Symptomverbesserung erreichen. Darauf wurde auf einer von der Firma Novartis Pharma GmbH veranstalteten Pressekonferenz hingewiesen.
Mukoviszidose
Inhalatives Levofloxacin zur Therapie chronischer Pseudomonas-aeruginosa-Infektionen
Für erwachsene Mukoviszidose-Patienten mit chronischer Pseudomonas-aeruginosa-Infektion der Lunge ist seit Kurzem in Deutschland inhalatives Levofloxacin erhältlich. Die Ergebnisse der Zulassungsstudie wurden im April 2016 auf der Launch-Pressekonferenz der Firma Raptor Pharmaceuticals in Frankfurt vorgestellt.
TNF-α-Blocker
Infliximab-Biosimilar ist wirksam, sicher und preiswert
Remsima® ist das erste zugelassene Infliximab-Biosimilar. Die Erfahrungen nach einem Jahr sprechen dafür, dass mit diesem Präparat ein wirksamer und sicherer TNF-α-Blocker zur Verfügung steht, der darüber hinaus im Vergleich zum Originator ein deutliches Einsparpotential bietet, so das Fazit einer von Mundipharma veranstalteten Pressekonferenz.