Progression bei multipler Sklerose


Stillstand durch fortschrittliche Behandlungen

Simon Faissner, Marielena Bongert und Ralf Gold, Bochum

Die multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch Demyelinisierung, axonalen Schaden und Neurodegeneration gekennzeichnet ist. In den meisten Fällen beginnt sie als schubförmig verlaufende Erkrankung (RRMS), die sich bei insuffizienter Behandlung nach etwa 15 Jahren zu einer progredienten MS mit schleichender Behinderungszunahme entwickelt. Durch das zunehmend bessere Verständnis der inflammatorischen Vorgänge der MS gibt es mittlerweile eine Vielzahl immunmodulatorischer Medikamente, die für die RRMS zugelassen sind. Diese sind bei der primär progredienten (PPMS) oder sekundär chronisch-progredienten MS (SPMS) bislang nur unzureichend oder überhaupt nicht wirksam. Gründe hierfür liegen in einer Änderung dominierender Pathomechanismen, die unter anderem eine chronisch-diffuse Inflammation durch T- und B-Zellen, aktivierte Mikroglia, oxidativen Stress, Eisenakkumulation und mitochondrialen Schaden umfassen. Diese Prozesse beschleunigen die Neurodegeneration mit konsekutiver Behinderungszunahme. Mit der Zulassung des B-Zell depletierenden Antikörpers Ocrelizumab für die PPMS sowie des S1P-Rezeptor-Modulators Siponimod für die SPMS hat es in den letzten Jahren positive Entwicklungen in der Behandlung von progredienten MS-Verlaufsformen gegeben. Translationale Studien zu neuroprotektiven Substanzen, wie unter anderem Riluzol, Fluoxetin und Amilorid, waren hingegen negativ. Neuere Ansätze verfolgen die Hemmung der Bruton’s-Tyrosin-Kinase in B-Zellen und myeloiden Zellen durch Blut-Hirn-Schranken-gängige Therapeutika sowie die Entwicklung weiterer neuroprotektiver und remyelinisierender Medikamente wie Clemastin. In dem folgenden Übersichtsartikel werden wir Meilensteine der Behandlung von progredienten Verlaufsformen sowie vielversprechende neue Therapieansätze diskutieren.
Arzneimitteltherapie 2021;39:186–95.

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