Einsatz innovativer Antidiabetika bei Patienten ohne Diabetes mellitus
Erkenntnisse aus bisherigen Endpunktstudien und ein Ausblick
SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Analoga haben in großen kardiovaskulären Endpunktstudien bei Typ-2-Diabetikern eine Verringerung kardiovaskulärer Ereignisse bewiesen. Inzwischen wurde dieser Nutzen für SGLT-2-Inhibitoren auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz ohne Diabetes mellitus Typ 2 gezeigt. Innovative GLP-1-basierte Therapien sind zudem zur Gewichtsreduktion bei übergewichtigen oder adipösen Patienten unabhängig eines vorbestehenden Typ-2-Diabetes hochwirksam, wobei aktuell die ebenso gezeigte GLP-1-vermittelte Verbesserung kardiovaskulärer Risikofaktoren in Hinblick auf harte kardiovaskuläre Endpunkte in diesem Patientenkollektiv untersucht wird. Diese Übersicht ordnet die aktuellen Studiendaten zur Wirksamkeit dieser beiden Substanzklassen über die Blutzuckersenkung hinaus ein.
Arzneimitteltherapie 2021;39:379–84.
English abstract
Use of innovative antidiabetic drugs in patients without diabetes mellitus
SGLT-2 inhibitors and GLP-1 analogues have shown to improve major cardiovascular events in large cardiovascular outcome trials in subjects with type 2 diabetes. Recently, a benefit of SGLT-2 inhibitor therapy has also been shown in patients with heart failure and chronic kidney disease independent of existing type 2 diabetes. Innovative GLP-1-based therapies are highly effective for weight reduction in overweight and obese patients regardless of pre-existing type 2 diabetes, whereby the GLP-1-mediated improvement of cardiovascular risk factors with regard to cardiovascular endpoints is currently being investigated in those patients. This overview aims to summarize the current evidence of health benefits of these two substance groups beyond their glucose-lowering effects.
Key words: antidiabetics, cardiovascular risk, dapagliflozin, empagliflozin, semaglutide
Ponesimod
Neuer S1P-Rezeptor-Modulator gegen schubförmige multiple Sklerose
Die multiple Sklerose verläuft typischerweise in Schüben, die mit antientzündlichen Wirkstoffen behandelt werden. Für die langfristige Basistherapie kommen immunmodulierende Wirkstoffe zum Einsatz. Dazu gehören selektive Immunsuppressiva wie die Modulatoren des Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptors 1, der sich auf der Oberfläche von Lymphozyten befindet. Ponesimod ist ein oraler S1P-Rezeptor-Modulator. Er reduziert die Anzahl von Lymphozyten, die ins zentrale Nervensystem einwandern können. Der Wirkstoff wurde im Mai 2021 von der Europäischen Kommission für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit schubförmiger MS mit aktiver Erkrankung zugelassen. In der Zulassungsstudie OPTIMUM reduzierte sich unter Ponesimod im Vergleich zum Immunmodulator Teriflunomid die mittlere jährliche Schubrate um rund 30 %. Zu den häufigsten Nebenwirkungen des Immunsuppressivums gehörten bakterielle und virale Infektionskrankheiten. Insbesondere zu Beginn der Dosistitration kann außerdem eine Bradykardie auftreten, die in der Regel ohne Intervention abklingt. Patienten mit Risikofaktoren sollten dennoch zu Beginn der Therapie mittels EKG überwacht werden. Vor Behandlungsbeginn mit Ponesimod müssen zudem die aktuellen Transaminasen- und Bilirubinwerte geprüft werden.
Arzneimitteltherapie 2021;39:387–90.
Migräne
Orales Atogepant zur Prophylaxe der Migräne
Mit einem Kommentar des Autors
Einmal täglich oral eingenommenes Atogepant war bei episodischer Migräne bezüglich der Reduktion der Anzahl der Migräne- und Kopfschmerztage über einen Zeitraum von zwölf Wochen wirksamer als Placebo. Zu den unerwünschten Ereignissen gehörten Verstopfung und Übelkeit. Allerdings sind längere und größere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Atogepant bei der Migräneprophylaxe zu ermitteln.
Thromboseprophylaxe
Abelacimab, ein Faktor-XI-Inhibitor zur Thromboseprophylaxe nach elektiver K…
Abelacimab, ein FXI-Inhibitor, zeigte sich zur postoperativen Prophylaxe einer venösen Thromboembolie der Standardtherapie mit Enoxaparin als überlegen. Die Sicherheit war annähernd gleich. Die Ergebnisse müssen aber in einer größeren Phase-III-Studie bestätigt werden.
Diabetes mellitus Typ 2
Dank GLP-1-Rezeptoragonist: Weniger Herz- und Nierenerkrankungen
Erhalten Patienten mit Typ-2-Diabetes und vorangegangenen kardiovaskulären Erkrankungen oder akutem Nierenleiden den GLP-1-Rezeptoragonisten Efpeglenatid, so verringert sich das Risiko, ein größeres kardiovaskuläres oder ein Nieren-Ereignis zu erleiden. Das geht aus den Daten der AMPLITUDE-O-Studie hervor.
Diabetes mellitus Typ 2
Neuer GIP/GLP-1-Rezeptoragonist in Sicht?
Tirzepatid ist ein neuer dualer GIP/GLP-1-Rezeptoragonist, der in zwei Studien für die Therapie eines Typ-2-Diabetes geprüft wurde. Sowohl gegenüber Placebo als auch gegenüber Semaglutid zeigte sich die neue Substanz unter anderem hinsichtlich der glykämischen Kontrolle als überlegen.
Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen
Bringen Kombinationstherapien Vorteile, insbesondere mit ASS?
Mit einem Kommentar von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen
Gegenstand dieser Metaanalyse war die Bewertung von Daten zum Einsatz von Kombinationstherapien in der kardiovaskulären Primärprävention. Entsprechende festdosierte Behandlungen mit Blutdrucksenkern und HMG-CoA-Reductasehemmern (Statinen) können demnach das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie für einzelne nicht-tödliche kardiovaskuläre Ereignisse wie Myokardinfarkt, Schlaganfall, Revaskularisation sowie für kardiovaskuläre Todesfälle senken. Der Einfluss von Acetylsalicylsäure (ASS) wurde dabei gesondert betrachtet.
Herzinsuffizienz
Einfluss von Dapagliflozin auf ventrikuläre Arrhythmien
SGLT2-Inhibitoren wird eine kardioprotektive Wirkung zugeschrieben. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion stellen ventrikuläre Arrhythmien eine häufige Todesursache dar. Können SGLT-2 Inhibitoren das Risiko einer ventrikulären Arrhythmie senken?
Diabetes mellitus Typ 2
Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes: Head-to-Head-Vergleich zwischen iGlarLixi und BIAsp 30
Mischinsuline sind in der Typ-2-Diabetes-Therapie weit verbreitet. Neue Alternativen sind Fixkombinationen, die in einer Formulierung unterschiedliche Wirkungsmechanismen kombinieren, um eine optimierte Blutzuckersenkung zu ermöglichen. Ist die Anwendung einer Fixkombination gegenüber einem Mischinsulin effektiver und sicherer?
G-BA-Beschluss
Remdesivir bei COVID-19
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat im September 2021 mit Remdesivir erstmals den Zusatznutzen eines antiviralen COVID-19-Arzneimittels bewertet. Die Datenlage erlaubt die Bewertung des Zusatznutzens allerdings nur für Patienten, deren Lungenentzündung noch nicht weit fortgeschritten ist.
Schwere Thrombozytopenie bei chronischer Lebererkrankung
Weniger Thrombozytentransfusionen durch Lusutrombopag-Therapie
Mit der Markteinführung von Lusutrombopag im November 2021 steht in Deutschland eine orale Therapieoption zur Behandlung schwerer Thrombozytopenien bei erwachsenen Patienten mit chronischer Lebererkrankung, die sich einem invasiven Eingriff unterziehen müssen, zur Verfügung. In einer von der Firma Shionogi organisierten hybriden Pressekonferenz wurden die Daten der zulassungsrelevanten Studien L-PLUS 1 und L-PLUS 2 vorgestellt.