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EditorialDr. Maja M. Christ, Stuttgart

Zulassungserweiterungen ohne Zusatznutzen?

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ÜbersichtJulia Martensen und Janne Kandulla, Hamburg

Fortschritte in der Therapie der Tuberkulose

Ein Update

Tuberkulose zählt weiterhin zu den tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit. Besonders bedrohlich ist die Zunahme resistenter Bakterienstämme. In Deutschland werden bedingt durch die Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine aktuell erstmals wieder steigende Infektionszahlen verzeichnet. Mit der Entwicklung von Rifapentin und Pretomanid stehen sowohl für die arzneimittelsensible Tuberkulose als auch für die multiresistente Tuberkulose hocheffektive, rein orale und deutlich kürzere Therapieregime zur Verfügung. Dies erhöht die Verträglichkeit und Therapieadhärenz. Bedauerlicherweise ist Rifapentin als Teil eines 4-monatigen Regimes für die arzneimittelsensible Tuberkulose in Europa nicht erhältlich, sodass derzeit an der herkömmlichen 6-monatigen Vierfach-Standardtherapie aus Rifampicin, Isoniazid (über 6 Monate), Ethambutol und Pyrazinamid (erste 2 Monate) festgehalten wird. Pretomanid als Teil des 6-monatigen BPaLM-Regimes (Bedaquilin, Pretomanid, Linezolid, Moxifloxacin) für multiresistente Tuberkulose muss aus dem Ausland importiert werden. In Deutschland wird hier weiterhin eine 18-monatige Therapie basierend auf einer Kombination von mindestens vier Arzneimitteln aus den effektivsten Wirkstoffgruppen empfohlen. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über aktuelle Neuerungen in der Therapie der arzneimittelsensiblen und -resistenten Tuberkulose.
Arzneimitteltherapie 2023;41:208–17.

Seite 219 - 223
Arzneimittel in der DiskussionLarissa Tetsch, Maisach

Mirikizumab

Neue Behandlungsoption für mittelschwere und schwere Verläufe der Colitis ulcerosa

Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Dickdarms, die typischerweise in Schüben verläuft. Je nach Schweregrad beschränkt sich die Entzündung auf den Mastdarm oder breitet sich auf den linksseitigen oder sogar den gesamten Dickdarm aus. Leitsymptome sind chronische, oft blutige Durchfälle, Schmerzen im linksseitigen Unterbauch und ein starker imperativer Stuhldrang. Die entzündungshemmende Behandlung erfolgt vor allem mit Aminosalicylaten und Glucocorticoiden, bei schweren Fällen kommen u. a. Immunmodulatoren oder JAK-Inhibitoren zum Einsatz. Seit Mai 2023 steht in Europa mit Mirikizumab ein weiteres Biologikum für die Therapie der mittelschweren bis schweren Colitis ulcerosa zur Verfügung. Der humanisierte, monoklonale IgG4-Antikörper bindet die für Interleukin (IL) 23 spezifische Untereinheit p19 und verhindert dadurch die Aktivierung des IL23-Rezeptors. In den Zulassungsstudien LUCENT-1 und LUCENT-2 erreichten unter Mirikizumab signifikant mehr Probanden die klinische Remission als unter Placebo. Als häufigste Nebenwirkungen der Behandlung traten Reaktionen an der Einstichstelle, Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerzen und Hautausschlag auf.
Arzneimitteltherapie 2023;41:219–23.

FlaggeEnglish abstract

Mirikizumab

Ulcerative colitis is a chronic inflammatory disease of the colon that typically occurs in flare-ups. Depending on the severity, the inflammation may be limited to the rectum or may spread to the left side or even the entire colon. Key symptoms include chronic, often bloody diarrhea, pain in the lower left abdomen, and a strong bowel-movement urgency. The anti-inflammatory treatment primarily involves aminosalicylates and glucocorticoids, while severe cases may also require immunomodulatory agents and JAK inhibitors. Since May 2023, with the biologic agent mirikizumab a new option for the treatment of moderate to severe ulcerative colitis is available in Europe. This humanized, monoclonal IgG4 antibody binds to the p19 subunit specific for interleukin 23, thereby preventing the activation of the IL23 receptor. In the registration studies LUCENT-1 and LUCENT-2, significantly more patients achieved clinical remission with mirikizumab compared to placebo. The most common side effects of the treatment were injection site reactions, upper respiratory tract infections, headaches, and skin rashes.

Key words: interleukin 23, mirikizumab, ulcerative colitis

Seite 219 - 223
Arzneimittel in der DiskussionElena Sonnenberg, Berlin

Mirikizumab

Aus Expertensicht

Arzneimitteltherapie 2023;41

Seite 224 - 225
Klinische StudieFriederike André, Hannover

Morbus Crohn

Upadacitinib überzeugt in Phase-III-Studien

In den Phase-III-Studien U-EXCEL, U-EXCEED und U-ENDURE überzeugte der selektive Januskinase-1-Inhibitor Upadacitinib in der Induktions- und Erhaltungstherapie bei Patienten mit Morbus Crohn durch eine signifikant höhere klinische und endoskopische Ansprechrate im Vergleich zu Placebo.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Adipositas

Orforglipron, ein oraler GLP-1-Rezeptoragonist zur Therapie der Adipositas bei Erwachsenen

Mit einem Kommentar des Autors
Die tägliche orale Einnahme von Orforglipron, einem nichtpeptidischen GLP-1-Rezeptoragonisten, führte im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Gewichtsreduktion bei adipösen Erwachsenen. Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen waren ähnlich wie bei den injizierbaren GLP-1-Rezeptor-Agonisten.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertSarah F. Decker, Wäschenbeuren

Colitis ulcerosa und chronische Pouchitis

Vedolizumab ist wirksamer als Placebo

Eine Pouchitis ist gekennzeichnet durch erhöhte Stuhlfrequenz, Bauchschmerzen, Stuhldrang und Einschränkung der Lebensqualität. Sie entwickelt sich bei der Hälfte aller Patienten, die sich aufgrund einer Colitis-ulcerosa-Erkrankung einer Proktokolektomie mit ilealer Pouch-Anal-Anastomose unterziehen. Bei 20 % wird sie chronisch. Vedolizumab zeigte sich in der EARNEST-Studie als wirksames Therapeutikum bei chronischer Pouchitis.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertDr. Marianne Schoppmeyer, Nordhorn

Morbus Crohn

Kombinationstherapie von Adalimumab plus Methotrexat bei Kindern vorteilhaft

Die TNF-α-Inhibitoren Adalimumab und Infliximab haben ihren festen Platz in der Therapie des Morbus Crohn bei Kindern und Jugendlichen. Eine aktuelle Studie zeigte nun, dass eine Kombination von Adalimumab mit Methotrexat beim pädiatrischen M. Crohn einen deutlichen Nutzen gegenüber der alleinigen Therapie mit Adalimumab erbringt. Bei Kindern, bei denen Methotrexat mit Infliximab kombiniert wurde, war dieser Vorteil nicht zu beobachten.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Kardiovaskuläre Ereignisse

Bempedoinsäure zur Primärprävention bei Patienten mit Statin-Intoleranz

Mit einem Kommentar des Autors
Eine Subgruppenanalyse der CLEAR-Outcome-Studie mit 4206 Hochrisikopatienten in der Primärprävention zeigte, dass eine Behandlung mit Bempedoinsäure im Vergleich zu Placebo mit einer geringeren Anzahl schwerer kardiovaskulärer Ereignisse verbunden war.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Vorhofflimmern und ischämischer Schlaganfall

Früher versus später Beginn der Antikoagulation bei Vorhofflimmern und ischämischem Schlaganfall

Mit einem Kommentar des Autors
In der ELAN-Studie war die Inzidenz von rezidivierenden ischämischen Schlaganfällen, systemischen Embolien, schweren extrakraniellen Blutungen, symptomatischen intrakraniellen Blutungen oder vaskulärem Tod nach 30 Tagen tendenziell niedriger, wenn die Sekundärprävention mit direkten oralen Antikoagulanzien früh begonnen wurde.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertLaura Witt, Münster

Atherosklerose

Höheres Risiko für Folgen der Atherosklerose bei postmenopausalen Frauen

Frauen entwickeln eine Atherosklerose im Median zwölf Jahre später als Männer. Das Risiko für schwerwiegende Folgen steigt nach der Menopause deutlich an.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertProf. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Traumabedingte Koagulopathie

Gabe von Tranexamsäure vor der Krankenhausaufnahme bei schweren Traumata

Mit einem Kommentar des Autors
Bei Erwachsenen mit schwerem Trauma und Verdacht auf eine traumabedingte Koagulopathie war die prähospitale Verabreichung von Tranexamsäure, gefolgt von einer Infusion über acht Stunden, bei Patienten, die nach sechs Monaten mit einem günstigen funktionellen Ergebnis überlebten, nicht besser wirksam als Placebo.

Seite 226 - 238
Referiert & kommentiertProf. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen

Chronische Migräne

CGRP-Serumspiegel vor und nach Behandlung mit monoklonalen CGRP(-Rezeptor)-Antikörpern

Mit einem Kommentar des Autors
Die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern ist bei Patienten mit chronischer Migräne wirksam und in der Lage, die basal erhöhten Alpha-CGRP-Spiegel zu normalisieren. Dieser Effekt korreliert mit der Wirksamkeit, was die wichtige Rolle von Calcitonin gene related peptide (CGRP) als möglichem Biomarker für die chronische Migräne unterstützt.

Seite 239 - 240
NotizenSaskia Fechte, Stuttgart

G-BA-Beschluss

Risankizumab bei Morbus Crohn

Seite 241
NotizenDr. Jasmine Naun, Stuttgart

G-BA-Beschluss

Trastuzumab-Deruxtecan (neues Anwendungsgebiet: Mammakarzinom, HER2-low)

Seite 242 - 247
Seite 248 - 251
PressekonferenzSaskia Fechte, Stuttgart

Kardiologie

Sacubitril/Valsartan nun auch für Kinder mit Herzinsuffizienz zugelassen

Sacubitril/Valsartan wurde für die Behandlung von Patienten mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit linksventrikulärer Dysfunktion (HFrEF) im Alter von 1 bis < 18 Jahren in der Europäischen Union zugelassen. Grundlage dieser Entscheidung bilden die Studie PANORAMA-HF zur pädiatrischen Herzinsuffizienz und Daten aus der Studie PARADIGM-HF bei Erwachsenen mit Herzinsuffizienz.

Seite 248 - 251
PressekonferenzDr. Corinna Kolac, Schöffengrund

Hämatoonkologie

Duale Immuntherapie beim r/r DLBCL

In der Zweitlinientherapie des aggressiven diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) werden Chemotherapie-basierte Regime jetzt von einer dualen Immuntherapie mit Tafasitamab und Lenalidomid abgelöst. Die 5-Jahres-Daten der L-MIND-Studie wurden im Rahmen des EHA-Kongresses bei einer Pressekonferenz der Firma Incyte Biosciences im Juni 2023 vorgestellt.

Seite 248 - 251
PressekonferenzMichael Koczorek, Bremen

Chronische Hepatitis D

Bulevirtid als erste antivirale Therapie der chronischen HDV-Infektion zugelassen

Der Entry-Inhibitor Bulevirtid hat nach der bedingten Zulassung von 2020 nun auch die Vollzulassung für die Therapie der chronischen Hepatitis-D-Virus(HDV)-Infektion erhalten. Grundlage sind die positiven Daten der Studie MYR301, deren Ergebnisse im Rahmen einer von der Gilead Sciences GmbH unterstützten Pressekonferenz vorgestellt wurden.