Reaktionswege der Komplementkaskade und Möglichkeiten der therapeutischen Blockade


Aktueller Überblick zu verfügbaren Inhibitoren und ihren möglichen Einsatzgebieten

Hans-Peter Lipp, Tübingen

Das Komplementsystem stellt für den Menschen eine effektive Strategie dar, Fremdkörper (z. B. bekapselte Bakterien) schnell zerstören zu können, während körpereigene Zellen des Endothels oder Erythrozyten vor den zytolytischen Effekten geschützt sind. Allerdings kann es im Rahmen von Mutationen, wie bei der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie, zu einem Verlust dieser Schutzmechanismen und einer hämolytischen Anämie kommen. Über viele Jahre wurde mit den Antikörpern Eculizumab und Ravulizumab, die gegen den Komplementfaktor C5 gerichtet sind, die Destruktion der Erythrozyten effektiv aufgehalten. Allerdings konnten damit extravasale Hämolysen, die über eine C3-assoziierte Opsonisierung von Erythrozyten erklärt werden können, nicht eingedämmt werden. Inhibitoren, die im proximalen Segment der Komplementkaskade angreifen, wie C3- und Faktor-B-Inhibitoren, spielen daher inzwischen eine zunehmend größere Rolle. Sie sind mit deutlich weniger Hämolysen verbunden. Einige der Wirkstoffe lassen sich zu Hause subkutan (z. B. Pegcetacoplan) oder oral (z. B. Iptacopan) verabreichen, sodass die Anwendung für die betroffenen Patienten einfacher geworden ist. Da die pharmakotherapeutische Eindämmung des Komplementsystems auch bei anderen seltenen Erkrankungen in der Neurologie (z. B. Myasthenia gravis) oder Nephrologie (z.B. C3-Glomerulopathien) eine Rolle spielt, wird der Einsatz einer vereinfachten Therapie mit Komplementinhibitoren in naher Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
Arzneimitteltherapie 2025;43:54–65.

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