Nicht-hämodynamische Wirkungen organischer Nitrate und unterscheidende Charakteristika von …
Organische Nitrate gehören zu den ältesten und immer noch meist eingesetzten Arzneimitteln für die Langzeittherapie von Erkrankungen der Koronararterien und der chronischen Herzinsuffizienz. Trotz der langjährigen Erfahrung mit diesen Arzneimitteln in der klinischen Praxis, bleibt unser Verständnis für ihre Wirkungsweise und Nebeneffekte unvollständig. So zeigen aktuelle Befunde, dass bisher nicht berücksichtigte, nicht-hämodynamische Eigenschaften der Nitrate sowohl nützliche als auch toxische Wirkungen hervorrufen können (z. B. ein Phänomen, das an die hochgradig protektive ischämische Präkonditionierung erinnert, aber auch die schädliche endotheliale und autonome Dysfunktion, „Rebound Angina” und Toleranz). Die heutzutage klinisch breit eingesetzten Nitrate sind Isosorbiddinitrat und -mononitrat sowie Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin). Ein weiteres Nitrat, Pentaerithrityltetranitrat (PETN), wurde in Amerika entwickelt, dann lange Zeit in osteuropäischen Ländern eingesetzt und wird zurzeit auch in westlichen Ländern wieder eingeführt. Im Hinblick auf die weite Verbreitung der Nitrate und die Wiedereinführung von PETN in westlichen Märkten konzentriert sich die aktuelle Übersichtsarbeit auf neue Nebeneffekte der organischen Nitrate, beschreibt ihre mögliche klinische Anwendung und diskutiert Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzen.
Arzneimitteltherapie 2008;26:290–8.
English abstract
Non-hemodynamic effects of organic nitrates and the peculiar characteristics of pentaerithrityl tetranitrate
Organic nitrates are among the oldest and yet most commonly employed drugs in the chronic therapy of coronary artery disease and congestive heart failure. While they have been used in clinical practice a lomg time, our understanding of their mechanism of action and their side effects remains incomplete. For instance, recent findings provide evidence of previously unanticipated, non-hemodynamic properties that include potentially beneficial mechanisms (such as the induction of a protective phenotype that mimics ischemic preconditioning), but also toxic effects (such as endothelial and autonomic dysfunction, rebound angina, tolerance). Today, the most commonly employed nitrates are isosorbide mononitrate and dinitrate and nitroglycerin. Another nitrate, pentaerithrityl tetranitrate (PETN), has long been employed in eastern European countries and is currently being reintroduced also in western countries. In light of their wide use, and of the (re)introduction of PETN in western markets, the present review focuses on the novel effects of nitrates, describing their potential clinical implications and discussing differences among different compounds.
Keywords: organic nitrates, stable angina, congestive heart failure, reactive oxygen species, nitric oxide, endothelium
Temsirolimus
mTOR als neue Zielstruktur in der Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms
Mit dem mTOR-Inhibitor Temsirolimus (Torisel®) ist in Deutschland seit Ende 2007 eine neue Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom im Handel. Temsirolimus kann nach der Zulassung durch die EMEA bei Patienten mit hohem Risiko (≥ 3 von 6 Risikofaktoren) eingesetzt werden. In einer randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie wurde gezeigt, dass das Gesamtüberleben dieser Patienten durch die Therapie mit Temsirolimus gegenüber der Standardtherapie mit Interferon alfa signifikant verlängert werden kann: Das durchschnittliche Überleben lag in der Temsirolimus-Gruppe bei 10,9 Monaten, in der Interferon-Gruppe bei 7,3 Monaten (p = 0,0069). Dies bedeutet, dass durch Temsirolimus das Überleben um relativ 49 % verlängert wurde – bei um relativ 39 % verbesserter Lebensqualität. Zudem war die Rate schwerwiegender Nebenwirkungen (Grad 3/4) unter Temsirolimus um relativ 14 % geringer.Die Therapie mit Temsirolimus wird in der Leitlinie der European Association of Urology (EAU) für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung und hohem Risiko empfohlen.
Arzneimitteltherapie 2008;26:275–82.
English abstract
Temsirolimus – mTOR as a new target for treatment of advanced renal cell carcinoma
The mTOR inhibitor temsirolimus (Torisel®) as a new treatment option for patients with advanced renal cell carcinoma is officially acquirable in Germany since the end of 2007.
Temsirolimus is indicated for patients with high risk renal cell carcinoma (≥ 3 of 6 risk factors). A significant improvement of overall- and progression-
free survival versus therapy with IFN-α was shown for single treatment regimen with temsirolimus in a phase III clinical trial. Median overall survival was 10,9 months in the temsirolimus group vs. 7,3 months in the IFN-α group (p = 0.0069). Through therapy with temsirolimus survival could be prolonged for 49 % going along with an 39 % increase of quality of life. Furthermore therapy with temsirolimus results in a 14 % decrease of severe adverse events. According to the the guidelines of the European Association of Urology (EAU) treatment with temsirolimus is officially recommended for patients with advanced high risk renal cell carcinoma.
Keywords: Temsirolimus, mTOR inhibitor, renal cell carcinoma
Das noradrenerg-dopaminerge Antidepressivum Bupropion
Wirkungsmechanismus und klinisches Profil
Trotz steigender Anzahl verfügbarer Antidepressiva auf dem deutschen Markt ist die effektive Behandlung depressiver Erkrankungen häufig unzureichend und bedarf komplexer Behandlungsregime. Bupropion ist eine selektiv dopaminerg-noradrenerge Substanz, die seit 1989 auf dem amerikanischen Markt zur antidepressiven Behandlung zugelassen ist und weit verbreitet zum Einsatz kommt. Eine Vielzahl Plazebo-kontrollierter Studien belegt die antidepressive Wirksamkeit der Substanz. Bupropion (Elontril®) besitzt wegen seiner guten Verträglichkeit ein besonderes klinisches Profil. So liegt die Häufigkeit von sexuellen Funktionsstörungen und Gewichtszunahme unter der antidepressiven Behandlung mit Bupropion auf Plazebo-Niveau. Seit 2007 ist die Substanz nun auch von der europäischen Zulassungsbehörde EMEA als Antidepressivum zugelassen und auf dem deutschen Markt seit April 2007 verfügbar.
Arzneimitteltherapie 2008;26:285–89.
English abstract
The noradrenergic and dopaminergic
antidepressant bupropion: mechanism of action and clinical profile
In spite of an increasing number of available antidepressant agents, pharmacological treatment of depression has frequently remained insufficient and consequently requires complex treatment regimens. The substance bupropion was released into the American market in 1989 for the treatment of depression, and has meanwhile gained widespread use as an antidepressant in North-America. A large number of placebo-controlled trials has supported the antidepressant efficacy of bupropion. In terms of tolerability, clinical experience indicates a unique profile, as – unlike to most other antidepressants – the prevalence of sexual dysfunction and weight gain is comparable to placebo. In 2007 the European regulatory agency EMEA has approved the use of bupropion as an antidepressant. Since April of the same year the agent is now available on the German market.
Keywords: Bupropion, antidepressants, depression, augmentation, sexual dysfunction
Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragen der Therapie und Prävention
Eine Einführung in Frage und Antwort
Koronarinterventionen
Stent, beschichteter Stent oder Bypass?
Stent, beschichteter Stent oder Bypass?
Bei einem Vergleich der Behandlungsergebnisse 1,5 Jahre nach einer Bypass-Operation oder nach Implantation eines beschichteten Stents schnitt die Bypass-Operation besser ab. So das Ergebnis einer Analyse der Daten von 50 000 Patienten aus New Yorker Registern.Im Vergleich zu unbeschichteten Stents waren die beschichteten Stents in der Vergangenheit als möglicherweise risikobehafteter in die Diskussion geraten. Auch dazu liegt eine neue Analyse vor, die wiederum Vorteile für die beschichteten Stents aufzeigt.
Fortgeschrittenes Lungenkarzinom
Cetuximab plus Platin-basierte Chemotherapie verbessert Überleben
Der EGFR-Antikörper Cetuximab (Erbitux®) verbesserte zusätzlich zur Standardtherapie gegeben das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), wie die Ergebnisse der FLEX-Studie (First-line in lung cancer with erbitux) belegen. Die Ergebnisse der FLEX-Studie wurden im Rahmen der 44. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago im Juni 2008 vorgestellt.
Nierenzellkarzinom
Everolimus verlängert progressionsfreies Überleben
Der mTor-Hemmer Everolimus (RAD001) verlängerte im Vergleich zu optimaler supportiver Therapie (BSC) das progressionsfreie Überleben bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom, die auf eine Therapie mit Tyrosinkinase-Hemmern nicht mehr ansprachen. Dies ergab die RECORD-1-Studie (Renal cell cancer treatment with oral RAD001 given daily), deren Ergebnisse bei der 44. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago am 31. Mai 2008 vorgestellt wurden.
Polyneuritis
Intravenöse Immunglobuline sind wirksam
Eine große Plazebo-kontrollierte Studie mit 117 Patienten mit einer chronischen inflammatorischen Erkrankung peripherer Nerven zeigt, dass intravenöse hoch dosierte Immunglobuline bei dieser Krankheit wirksam sind.
Echinocandine
Caspofungin bei Kindern
Das Antimykotikum Caspofungin (Cancidas®) zeigte in verschiedenen Untersuchungen bei invasiven Pilzinfektionen bei Kindern ohne und mit Neutropenie eine gute Wirkung und Verträglichkeit. Neue Daten wurden bei einem von MSD SHARP & DOHME veranstalteten Satellitensymposium im Rahmen des 18th European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID) vom 19. bis 22. April in Barcelona vorgestellt und diskutiert.
Metastasiertes Kolorektalkarzinom
Patienten mit K-ras-Wildtyp profitieren von Cetuximab
Patienten, deren metastasiertes Kolorektalkarzinom das Wildtyp-K-ras-Gen exprimiert, sprechen auf eine Therapie mit EGFR-Hemmern wie Cetuximab (Erbitux®) signifikant besser an als Patienten, bei denen dieses Gen mutiert ist. Neue Daten wurden bei der 44. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago im Juni 2008 vorgestellt.
Brustkrebs
Anastrozol: Carry-over-Effekt auch noch nach fünf Jahren
Frauen mit hormonsensiblem Brustkrebs in frühen Stadien profitieren von einer adjuvanten „Upfront-Therapie“ mit dem Aromatasehemmer Anastrozol im Vergleich zu einer adjuvanten Therapie mit Tamoxifen – selbst fünf Jahre nach Absetzen der aktiven Behandlung. Die erhöhten Frakturraten während der Anastrozol-Behandlung gehen nach Ende der aktiven Therapie zurück. Aktuelle Daten der ATAC-Studie wurden auf einer von der Firma AstraZeneca veranstalteten Pressekonferenz in Hamburg im Januar 2008 vorgestellt.
Koronare Herzkrankheit
Frequenzsenkung als antianginöses Therapieprinzip
Bei Patienten mit symptomatischer koronarer Herzkrankheit (KHK) wird in den entsprechenden Leitlinien eine Einstellung der Herzfrequenz auf 55 bis 60 Schläge/Minute empfohlen. Dadurch wird der Sauerstoffverbrauch reduziert, die myokardiale Sauerstoffversorgung des Herzens verbessert und somit die Belastbarkeit erhöht. Mit dem If-Kanal-Hemmer Ivabradin (Procoralan®) steht eine Substanz zur Verfügung, die eine effektive und gut verträgliche Senkung der Herzfrequenz garantiert, so das Fazit eines von der Firma Servier im Rahmen der 74. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung e.V. veranstalteten Satellitensymposiums.