Anti-Zytokintherapie in der Gastroenterologie
Anti-Zytokintherapien haben die Behandlungsoptionen im Bereich der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) erheblich erweitert. Initial handelte es sich dabei um gegen den Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) gerichtete monoklonale Antikörper. In dieser Übersicht wird auf die Entwicklung des ersten Anti-TNF-α-Antikörpers eingegangen. Daten zu Applikation, Wirksamkeit und Nebenwirkungen der zugelassenen Anti-TNF-α-Antikörper werden vorgestellt. Im Anschluss wird das neue Feld der gegen Interleukin(IL)-12 und IL-23 gerichteten Antikörper zusammengefasst. Diese Klasse hat den Eintritt in die Klinik für den Morbus Crohn bereits geschafft – für die Therapie der Colitis ulcerosa wird dies vermutlich ebenfalls bald der Fall sein. Abschließend nehmen die Autoren kurz aus nationaler und europäischer Sicht zum aktuellen Umgang mit Biosimilars Stellung.
Arzneimitteltherapie 2019;37:306–11.
English abstract
Anti cytokine therapy in gastroenterology
The introduction of anti-cytokine therapies, initially antibodies directed against tumor necrosis factor-alpha (TNF-α), has led to a significant expansion of the therapeutic options in chronic inflammatory bowel disease (IBD). In this review, the development of the first antibody against TNF-α is discussed, followed by data on application, efficacy and side effects for the approved anti-TNF-α antibodies. Subsequently, the new field of antibodies against IL-12 and IL-23 is summarized – a class that has already gained entry into the clinic for Crohn’s disease and will probably soon follow for ulcerative colitis. Finally, a brief statement on the current handling of biosimilars from a national and European perspective is presented.
Key words: anti-cytokine antibodies; inflammatory bowel disease; tumor necrosis factor alpha; interleukin-12; interleukin-23
Fluticasonfuroat/ Umeclidinium/Vilanterol
G-BA-Beschluss vom Mai 2019
Arzneimitteltherapie 2019;37:313–4
Migräneprophylaxe
Erenumab bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln
Mit einem Kommentar des Autors
Erenumab ist bei Patienten mit chronischer Migräne und Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln im Vergleich zu Placebo wirksam und reduziert signifikant die Zahl der Migränetage pro Monat, die Zahl der Tage mit Einnahme von spezifischen Migränemitteln und führt zu einer signifikant höheren 50%-Responderrate verglichen mit Placebo.
Alzheimer-Erkrankung
Verubecestat bei beginnender Alzheimer-Demenz nicht wirksam
Mit einem Kommentar des Autors
Verubecestat, ein BACE-1-Inhibitor, hat den Übergang der Prodromalphase der Alzheimer-Erkrankung in das Vollbild der Krankheit im Vergleich zu Placebo nicht beeinflusst. Einige der kognitiven Funktionen waren bei Patienten, die mit der hohen Dosis von Verubecestat behandelt wurden, sogar schlechter als unter Placebo. Damit muss das Konzept der Hemmung der Amyloid-beta-Ablagerung im Gehirn als Therapieprinzip der Alzheimer-Erkrankung hinterfragt werden.
Morbus Huntington
Hat die Therapie mit Antisense-Oligonukleotiden eine Zukunft?
Mit einem Kommentar des Autors
In einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-I-IIa-Studie wurde die intrathekale Gabe eines Antisense-Oligonukleotids gegen Huntingtin-Messenger-RNA gut vertragen. Es kommt zu einer dosisabhängigen Reduktion der Konzentration des mutierten Huntingtins im Liquor.
Akute Migräneattacken
Der orale CGRP-Antagonist Rimegepant
Dem Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP) wird eine zentrale Rolle bei der Pathogenese von Migräneattacken zugeschrieben. In der vorliegenden Phase-III-Studie konnte gezeigt werden, dass der oral verabreichte niedermolekulare CGRP-Antagonist Rimegepant bezüglich der Schmerzlinderung Placebo überlegen ist.
Rehabilitation nach Schlaganfall
Co-careldopa zusätzlich zu einer Rehabilitationsbehandlung: die DARS-Studie
Mit einem Kommentar des Autors
Eine Behandlung mit Levodopa in Kombination mit einem peripheren Decarboxylasehemmer ist nicht in der Lage, die Wirksamkeit einer Krankengymnastik und Beschäftigungstherapie bei Patienten nach Schlaganfall zu verbessern.
Zerebrale Blutung
Deferoxamin zur Therapie zerebraler Blutungen
Mit einem Kommentar des Autors
Deferoxamin, ein Eisenchelator, war in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie in der Therapie der zerebralen Blutung nicht wirksam.
RESTART-Studie
Wiederbeginn einer Behandlung mit Thrombozytenfunktionshemmern nach einer intrazerebralen Blutung …
Mit einem Kommentar des Autors
Die randomisierte RESTART-Studie zeigte, dass Patienten mit einer intrazerebralen Blutung unter antithrombotischer Therapie kein erhöhtes Risiko haben, eine weitere intrazerebrale Blutung zu erleiden, wenn sie erneut mit einem Thrombozytenfunktionshemmer behandelt werden. Die Studie zeigte allerdings auch keinen Unterschied zwischen Thrombozytenfunktionshemmern und keinen Thrombozytenfunktionshemmern für thrombotische Ereignisse. Zerebrale Mikroblutungen in der Kernspintomographie sind kein Prädiktor für erneute intrazerebrale Blutungen.
Akuter ischämischer Insult
Systemische Thrombolyse im Zeitfenster von 4,5 bis 9 Stunden: die EXTEND-Studie
Mit einem Kommentar des Autors
Bei Patienten mit einem akuten ischämischen Insult, die in der Perfusionsbildgebung des Gehirns eine potenziell rettbare Penumbra aufweisen, ist eine systemische Thrombolyse mit Alteplase im Zeitfenster zwischen 4,5 und 9 Stunden wirksamer als eine Behandlung mit Placebo. Allerdings führt diese Behandlung zu einem leicht erhöhten Risiko intrazerebraler Blutungen.
Vorhofflimmern
Frühe oder verzögerte Kardioversion bei kürzlich aufgetretenem Vorhofflimmern
Bei kürzlich aufgetretenem Vorhofflimmern (VHF) wird in der Regel frühzeitig kardiovertiert. Dieser Strategie ist aber auch ein abwartendes Vorgehen ebenbürtig, wie kürzlich in einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie gezeigt wurde.
Chronische Migräne
Therapie mit Botulinumtoxin A bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln
Mit einem Kommentar des Autors
Bei Patienten mit chronischer Migräne und Medikamentenübergebrauch bietet Onabotulinumtoxin A (BTA) keinen Zusatznutzen gegenüber dem akuten Entzug allein. Daher sollte zunächst ein Medikamentenentzug durchgeführt werden, bevor eine Therapie mit BTA begonnen wird.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Mortalität auch in Zeiten von Biologika noch erhöht
Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben bekanntermaßen eine erhöhte Mortalität, verglichen mit gleichaltrigen Kontrollpatienten ohne chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED). Die Autoren einer schwedischen Registerstudie untersuchten dies für den Zeitraum von 1964 bis 2014 genauer. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Sterblichkeit der CED-Patienten auch heutzutage noch erhöht ist. Ein Trend zur Besserung seit der Jahrtausendwende war allerdings zu erkennen.
Gicht
Kardiovaskuläres Risiko bei Allopurinol versus Febuxostat
Erst kürzlich warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in einem Rote-Hand-Brief vor einem signifikant höheren Risiko für Gesamtmortalität und kardiovaskulär bedingte Todesfälle unter Febuxostat als unter Allopurinol. Dies war das Ergebnis einer Phase-IV-Studie (CARES) bei Gichtpatienten mit einer schweren kardiovaskulären Erkrankung in der Vorgeschichte. Die hier vorliegende Studie kommt allerdings zu einem völlig anderen Ergebnis.
Rheumatoide Arthritis
Switch zwischen Rituximab-Original und Biosimilar
Mit einem Kommentar des Autors
Das Rituximab-Biosimilar CT-P10 ist zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen. Eine aktuelle Studie beantwortet die Frage, ob Patienten, die bislang mit dem Originalpräparat behandelt werden, auf das Biosimilar umgestellt werden sollten.
Geburtshilfe
Prophylaktische Antibiotikagabe bei vaginal-operativer Entbindung
Die routinemäßige prophylaktische Antibiotikagabe bei der Entbindung per Kaiserschnitt ist weitgehend etabliert. Für die vaginal-operative Geburt gibt es dagegen bislang keine Empfehlung für eine solche Prophylaxe. Ein Cochrane-Review [5] konnte nur eine kleine Studie unzureichender Qualität aus dem Jahr 1989 [3] zu dieser Fragestellung identifizieren. Ob die generelle Gabe von Antibiotika nach vaginal-operativer Entbindung die mütterliche Morbidität senken kann, sollte daher die kürzlich publizierte ANODE-Studie klären.