Diabetes mellitus Typ 2
Paradigmenwechsel in der Arzneimitteltherapie
Diabetes mellitus Typ 2 ist eine komplexe Stoffwechselstörung mit erhöhtem Risiko für makro- und mikrovaskuläre Komplikationen. Das Kernziel einer Diabetestherapie besteht in der Reduktion von Morbidität und Mortalität. In den letzten Jahren haben kardiovaskuläre Endpunktstudien den Horizont der Diabetestherapie fachübergreifend erweitert und wesentliche Änderungen des Therapiealgorithmus hervorgerufen. Diese Übersicht ordnet die neuen Studiendaten in die klinische Praxis ein.
Arzneimitteltherapie 2019;37:389–401.
English abstract
Diabetes mellitus type 2: drug therapy
Diabetes mellitus type 2 is a complex disorder with increased macro- and microvascular complications. Treatment aims for reduction of diabetes-associated morbidity and mortality. In recent years cardiovascular outcome trials interdisciplinary expanded the horizon of diabetes therapy and lead to relevant changes in treatment algorithms. This review aims to integrate those novel study data into current praxis.
Key words: Diabetes mellitus type 2, drugs, treatment
Biosimilars
Rückblick, aktueller Stand und Perspektiven
Da sich bisher alle in der EU zugelassenen Biosimilars als sehr sicher erwiesen haben, hat sich in Deutschland auf der Basis der aktuellen Verordnungszahlen die anfängliche Skepsis gelegt. Auch das Verfahren der Extrapolation wird mittlerweile nicht mehr infrage gestellt. Teilweise konnten die Hersteller von Biosimilars sogar vorteilhafte Formulierungen und weitergehende physikalisch- chemische Stabilitätsdaten zur Verfügung stellen, sodass nicht allein der günstigere Preis den Einsatz voranbrachte. Während kaum etwas gegen eine Umstellung zwischen zwei Präparaten spricht, sollte bis auf weiteres außerhalb von Studien keine großzügige Aut-idem-Substitution wie bei Generika unterstützt werden.
Arzneimitteltherapie 2019;37:404–11.
English abstract
Biosimilars – retrospection, current status and perspectives
Based on current prescription statistics in Germany, EU-approved biosimilars have been increasingly accepted including the procedure of extrapolation. Besides lower drug costs, it was of great concern that some manufacturers of biosimilars offered advantages in respect to novel formulations as well as drug stability data in comparison with the reference drug. In contrast to a single switch from one product to another, multiple aut-idem substitution, which is common practice with generics, shouldn’t be enforced with biosimilars outside from clinical trials.
Key words: biosimilar, approval, extrapolation, prescription statistics, switch
Akuter Schlaganfall
Behandlung erhöhter Blutzuckerwerte beim akuten ischämischen Insult: die SHINE-Studie
Mit einem Kommentar des Autors
Bei Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall und Hyperglykämie hat eine intensive Therapie mit intravenösem Insulin versus einer Standard-Glucosekontrolle für bis zu 72 Stunden keinen Einfluss auf den funktionellen Outcome nach 90 Tagen.
Diabetes mellitus Typ 2
Semaglutid in neuer Verpackung
GLP-1-Rezeptoragonisten (Glucagon-like-Peptide-1) gelten als wirksame Substanzen zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2. Aufgrund ihrer Peptidstruktur können diese bislang aber nur als subkutane Injektion appliziert werden. In den vorliegenden Pioneer-Studien erwies sich eine neuartige orale Formulierung von Semaglutid wirksamer als Placebo und war im Vergleich zu subkutan appliziertem Liraglutid nicht unterlegen. Das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse bewegte sich unter oral gegebenem Semaglutid auf Placeboniveau.
Diabetes mellitus Typ 1
Später Diabetiker dank Teplizumab
Mit dem Anti-CD3-Antikörper Teplizumab kann bei Personen mit hohem Risiko für Typ-1-Diabetes die Manifestation der Erkrankung um etwa zwei Jahre hinausgezögert werden. Das legten zumindest Daten einer Phase-II-Studie nahe.
Diabetes mellitus Typ 1
Einfluss von Sotagliflozin auf kardiovaskuläre und renale Parameter
Sotagliflozin, ein dualer Inhibitor des Natrium-Glucose Cotransporters 1 und 2, konnte bereits seine Wirksamkeit bezüglich glykämischer Parameter bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 zeigen. Welche Effekte er auf renale und kardiovaskuläre Parameter hat, wurde anhand einer Post-hoc-Analyse bereits abgeschlossener Studien ermittelt.
Diabetes mellitus Typ 2
Intensive Blutzuckerkontrolle ohne Langzeit-Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko
Die alleinige intensive Blutzuckerkontrolle schützt Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 nicht vor makrovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall über das Behandlungsende hinaus. Die 15-Jahres-Ergebnisse der VADT-Studie (Veterans affairs diabetes trials) zeigen keinen positiven Effekt auf makrovaskuläre Komplikationen sowie die Mortalität der Patienten. Ein Legacy-Effekt konnte nicht nachgewiesen werden.
Diabetes mellitus Typ 2
Zusatztherapie mit Dapagliflozin plus Saxagliptin direkt nach Metformin-Versagen
Die Frage, wie die Therapieeskalation bei Typ-2-Diabetes-Patienten nach Metformin-Versagen gestaltet werden kann, wurde in zwei randomisierten, kontrollierten Studien untersucht, die kürzlich in „Diabetes Care“ und in „Diabetes, Obesity and Metabolism“ erschienen sind. Im Zentrum beider Studien stand die Zusatztherapie mit Dapagliflozin plus Saxagliptin: Sie war in der ersten Studie effektiver als die Zusatzgabe der jeweiligen Einzelkomponenten und in der zweiten Studie ähnlich wirksam wie die Einführung einer Basalinsulintherapie.
Typ-2-Diabetes
SGLT2-Hemmer und Harnwegsinfektionen? Kohortenstudie gibt Entwarnung
Patienten, denen ein SGLT2-Inhibitor neu verordnet wird, haben laut einer in den „Annals of Internal Medicine“ publizierten Kohortenstudie kein erhöhtes Risiko, eine Harnwegsinfektion zu erleiden. Verglichen wurden die „Gliflozin“-Anwender mit Patienten, die ihnen in mehr als 90 Basischarakteristika ähnelten, jedoch keinen SGLT2-Hemmer, sondern einen DPP4-Inhibitor oder einen GLP-1-Rezeptor-Agonisten erhielten.
Antikoagulation nach Koronarintervention bei VHF-Patienten
Duale Therapie mit Edoxaban versus VKA-basierte Dreifachtherapie
Bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF), die sich einer perkutanen Koronarintervenion (PCI) unterziehen, war ein Edoxaban-basiertes Zweifach-Regime in der Rate der Blutungskomplikationen einer Vitamin-K-Antagonisten(VKA)-basierten Dreifachtherapie nicht unterlegen. Dies ergab die ENTRUST-PCI-AF-Studie, die beim ESC-Kongress 2019 in Paris vorgestellt und parallel in Lancet publiziert worden war.
Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie
Langwirksamer Komplement-Inhibitor ermöglicht größere Infusionsintervalle
Die durch eine Mutation des PIG-A-Gens ausgelöste chronische Hämolyse führt bei Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) unter anderem zu potenziell lebensbedrohlichen Thrombophilien. Um die der Zerstörung der roten Blutkörperchen zugrundeliegende Immunaktivierung zu verhindern, wird die Bildung des C5-Proteins gehemmt. Erstmals kann nun die C5-Komplement-Inhibition auf eine achtwöchentliche Gabe ausgedehnt werden, berichteten Experten auf einem von Alexion initiierten Symposium im Rahmen des Update Hämatologie/Onkologie.
Metastasiertes Magenkarzinom
Trifluridin/Tipiracil für Patienten nach der Zweitlinienbehandlung
Mit Trifluridin/Tipiracil steht jetzt für Patienten mit einem metastasierten Magenkarzinom eine Drittlinientherapie zur Verfügung, die nach den Ergebnissen der TAGS-Studie das mediane Gesamtüberleben um 2,1 Monate verlängert. Die Studie wurde im Rahmen eines von der Firma Servier veranstalteten Fachpressegesprächs vorgestellt.