Zum Jahreswechsel
Erlotinib
Neue Option bei nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom
Erlotinib (Tarceva®) hemmt die Tumorzellproliferation, indem es den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) blockiert. Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nichtkleinzelligem Lungenkarzinom konnte das Überleben mit Erlotinib in der Second-Line-Therapie im Vergleich zu Plazebo signifikant verlängert werden. Häufigste unerwünschte Wirkung ist ein Akne-ähnlicher Hautausschlag. Hämatologische Toxizitäten sind gering, vor allem verglichen mit anderen Alternativen in der Second-Line-Therapie des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms wie Pemetrexed oder Docetaxel. Außerdem verlängerte Erlotinib in Kombination mit Gemcitabin in der First-Line-Therapie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom das Überleben signifikant im Vergleich zu einer Gemcitabin-Monotherapie.
Arzneimitteltherapie 2006;24:408–10.
Insulintherapie des Diabetes mellitus Typ 1 bei Erwachsenen
Beim Diabetes mellitus Typ 1 sind die Insulin-produzierenden Beta-Zellen des endokrinen Pankreas durch einen Autoimmunprozess zerstört. Die Therapie kann deshalb nur in einer Insulinsubstitution bestehen, die das physiologische beta-zelluläre Sekretionsverhalten bestmöglichst imitiert. Der gängige Therapiemodus hierfür ist die so genannte intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT), bei der durch die subkutane Injektion eines Verzögerungsinsulins die physiologische Basalinsulinrate und durch mahlzeitenbezogene Gaben von kurz wirkenden Insulinen die nahrungsstimulierte Insulinsekretion ersetzt wird. Die intensivierte konventionelle Insulintherapie ist dabei kein starres Therapiekonzept, sondern erfordert eine flexible Anpassung beispielsweise bei körperlicher Betätigung/Sport, Zeitverschiebung im Rahmen von Reisen sowie bei besonderen körperlichen Stresssituationen wie Operationen oder einer intensivmedizinischen Therapie. Durch die Einführung der so genannten Analoginsuline stehen differenzialtherapeutisch Präparate zur Verfügung, die den herkömmlichen Normal- und Verzögerungsinsulinen in ihrer Pharmakokinetik überlegen sein sollen. Der hieraus erwachsende mögliche Nutzen für den Typ-1-Diabetiker wird kontrovers beurteilt.
Arzneimitteltherapie 2006;24:411–22.
Thiazolidindione
Stellenwert in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2
Für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 stehen derzeit einige orale Substanzen mit unterschiedlichem Wirkungsmechanismus zur Verfügung. Neben insulinotropen Wirkstoffen, wie Sulfonylharnstoffen, spielen Insulinsensitizer eine wichtig Rolle. Zu den Insulinsensitizern zählen die beiden Thiazolidindione Pioglitazon und Rosiglitazon. In dieser Übersichtsarbeit werden der Wirkungsmechanismus der Thiazolidindione und ihre klinische Wirksamkeit sowohl in Monotherapie als auch in Kombination mit verschiedenen anderen Substanzen beschrieben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf den Daten der Proactive-Studie. Abschließend wird der Stellenwert der Thiazolidindione in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 dargestellt.
Arzneimitteltherapie 2006;24:423–31.
Diabetische Ketoazidose und nicht-ketoazidotisches hyperosmolares diabetisches Koma
Therapiemöglichkeiten
Die aktuelle Therapie des ketoazidotischen und des hyperosmolaren Coma diabeticum, insbesondere die bei der Erstbehandlung und auf der Intensivstation durchzuführenden Maßnahmen (z. B. Volumen-, Insulintherapie, Kaliumsalz-Ersatz), werden in dieser Arbeit zusammengefasst. Die Grundlagen heutiger Konzepte der niedrig sowie der sehr niedrig dosierten Insulintherapie zur Vermeidung eines Disäquilibriumsyndroms werden dargestellt. Ferner werden die Indikationen zur Hydrogencarbonat-Therapie sowie zur Phosphat- und Magnesiumsalz-Substitution kritisch diskutiert. Die Zusammenfassung berücksichtigt die aktuellen Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Mit den heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten kann durch eine optimale Behandlung des diabetischen Komas eine niedrige Letalität erreicht werden.
Arzneimitteltherapie 2006;24:432–43.
Risikoreduktion von KHK-Ereignissen
Gemfibrozil Therapieeffekt durch LDL- und HDL-Subklassen-Veränderungen
Bei Männern mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und niedrigen HDL- und hohen Triglycerid-Werten kann die Gabe von Gemfibrozil die Ereignisrate senken. In einer nachträglichen Analyse, bei der LDL- und HDL-Partikel und deren Subklassen mit NMR-Spektroskopie gemessen wurden, ergab sich, dass der therapeutische Effekt unter anderem mit einem Anstieg der Zahl der HDL-Partikel und der kleinen HDL-Subklassen assoziiert war.
Brustkrebs-Vorbeugung
Raloxifen und Tamoxifen gleich wirksam
Beim Vergleich der beiden Antiestrogene im Rahmen der größten je durchgeführten Brustkrebs-Präventionsstudie reduzierten beide Medikamente das relative Risiko für invasives Mammakarzinom um etwa 50 %. Raloxifen hat ein etwas günstigeres Nebenwirkungsprofil und scheint sich besonders für postmenopausale Frauen zu eignen.
Arzneimittel in der klinischen Entwicklung
Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA)
Hepatitis B
Entecavir erzielt bessere Behandlungserfolge als Lamivudin
Sowohl bei Patienten mit HBeAg(Hepatitis-Be-Antigen)-positiver als auch mit HBeAg-negativer chronischer Hepatitis B konnte Entecavir die histologischen, virologischen und biochemischen Befunde im Vergleich zu Lamivudin signifikant verbessern. Das Sicherheitsprofil beider Substanzen war vergleichbar. Die Langzeitwirkung von Entecavir muss noch näher untersucht werden.
Akute Pharyngitis
Antibiotika-Überverordnung trotz Leitlinien
Eine retrospektive Analyse der Behandlung erwachsener Patienten mit akuter Pharyngitis kam zu einem überraschenden Ergebnis: Das Problem ist nicht, welche Leitlinie die behandelnden Ärzte favorisieren, sondern dass häufig überhaupt keine Leitlinie beachtet wird. Dadurch wird bei leichter Pharyngitis viel zu häufig ein Antibiotikum verschrieben.
Postzosterische Neuralgie
Antivirale Therapie lindert die Schmerzen
Bei Patienten mit einer postzosterischen Neuralgie bessern sich durch die Gabe von Aciclovir i. v. und anschließend Valaciclovir oral die Schmerzen bei über der Hälfte der Patienten deutlich. Dies ergab eine Pilotstudie.