Therapie des Status epilepticus
Status epilepticus (SE) ist einer der häufigsten Notfälle in der Neurologie, der mit erheblicher Mortalität und Morbidität assoziiert ist. Die Inzidenz des Status epilepticus nimmt im Alter zu, sodass mit dem Altern der Bevölkerung mit einer zunehmenden Inzidenz des Status epilepticus zu rechnen ist. Eine Minimalschätzung für Deutschland geht von mindestens 16000 Fällen von Status epilepticus pro Jahr aus [14]. In einer populationsbasierten Studie zu Kosten der Epilepsie im Landkreis Marburg-Biedenkopf verursachten Patienten mit einem Status epilepticus rund ein Viertel (24,4%) der gesamten Kosten für Krankenhausbehandlungen [28]. Deutschlandweit entstehen somit jährliche Kosten von über 80 Mio. Euro für die stationäre Behandlung des Status epilepticus. Momentan steht eine große Zahl von antikonvulsiven Substanzen zur Therapie der verschiedenen Statusformen zur Verfügung, die in sehr unterschiedlichen Therapieregimen eingesetzt werden. Das vorliegende Manuskript diskutiert die aktuelle Therapie des generalisiert tonisch-klonischen Status epilepticus auf der Basis der aktualisierten und konsensbasierten S2k-Leitlinie, die eine Fortentwicklung der entsprechenden Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) von 2008 darstellt [23].
Arzneimitteltherapie 2013;31:35–8.
Therapiestrategien urogenitaler Infektionen nierentransplantierter Patienten
Asymptomatische Bakteriurie und Harnwegsinfektionen sind die häufigsten infektiösen Komplikationen nach Nierentransplantation. Besonders problematisch sind Infektionen innerhalb des ersten halben Jahres nach Transplantation. Prädisponierende Faktoren sind neben der immunsuppressiven Therapie auch die fortbestehende chronische Niereninsuffizienz, eine instabile Stoffwechseleinstellung bei Posttransplantationsdiabetes sowie Harnabflussstörungen. Unkomplizierte Infektionen können rasch in eine Transplantatpyelonephritis oder Urosepsis übergehen, die die Transplantatfunktion nachhaltig beeinträchtigen können. Durch die Zunahme multiresistenter Erreger haben Diagnostik und Therapie von Infektionen eine hohe Bedeutung um schwere Verläufe zu vermeiden.
Arzneimitteltherapie 2013;31:41–5.
S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen – Pharmakotherapie
Die S3-Leitlinie „Bipolare Störungen“ wurde im Mai 2012 zur Veröffentlichung freigegeben. „S3“ (Stufe 3) steht für die bestmöglichste evidenzbasierte Methodik, die eine Leitlinie derzeit haben kann. Dies bedeutet unter anderem, dass die gesamte internationale wissenschaftliche Fachliteratur systematisch aufzubereiten und zu bewerten war, und dass sich alle relevanten Gruppen in einem Konsensusverfahren auf die Empfehlungen der Leitlinie einigen mussten. In diesem Beitrag wird ausschließlich auf die Pharmakotherapie bipolarer Störungen eingegangen. Das Leitlinienkapitel zur Therapie gliedert sich in die verschiedenen Ziele der Behandlung (Grundsätzliches, Behandlung der akuten Manie, Behandlung der akuten bipolaren Depression, Phasenprophylaxe, spezielle Patientengruppen und spezielle Therapiesituationen). Innerhalb dieser Abschnitte wird die Pharmakotherapie neben den anderen Therapieverfahren dargestellt. Bezüglich vieler pharmakotherapeutischer Fragen stellten sich Erkenntnisdefizite und Forschungsbedarf heraus. Daher konnten nur in seltenen Ausnahmefällen Empfehlungen mit dem höchsten Empfehlungsgrad A („soll eingesetzt werden“) vergeben werden. Dennoch bemüht sich die Leitlinie, für alle klinisch relevanten Konstellationen Empfehlungen oder Hinweise zu geben. Grafiken fassen die Empfehlungen für die Initialbehandlung und für die nachfolgenden Schritte im Falle unzureichender Response zusammen.
Arzneimitteltherapie 2013;31:46–51.
Metastasiertes HER2-positives Mammakarzinom
Vorteile durch zusätzliche Gabe von Pertuzumab
Frauen mit metastasiertem HER2-positivem Mammakarzinom profitieren von der Gabe des neuen Anti-HER2-Antikörpers Pertuzumab zusätzlich zu der Kombination mit dem bereits etablierten Anti-HER2-Antikörper Trastuzumab plus Docetaxel. Das progressionsfreie Überleben unter dem doppelten HER2-Angriff plus Chemotherapie verlängert sich im Vergleich mit der einfachen Anti-HER2- plus Chemotherapie um sechs Monate, das Sterberisiko war um 34% verringert. Die Rate kardialer Nebenwirkungen nahm nicht weiter zu. Nachdem Trastuzumab bereits in den USA zugelassen ist, wurde die europäische Zulassung aufgrund dieser überzeugenden Studiendaten im Dezember 2012 von der CHMP der EMA empfohlen.
Colitis ulcerosa
Behandlungserfolge mit dem Janus-Kinase-Inhibitor Tofacitinib
Patienten mit mittlerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die mit dem Janus-Kinase-Inhibitor Tofacitinib behandelt wurden, zeigten in einer klinischen Studie der Phase II häufiger eine klinische Antwort und Remission als solche unter Plazebo.
Antikörpertherapie
Ustekinumab wirkt bei refraktärem Morbus Crohn
Bei Patienten, deren Crohn-Krankheit sich als TNF-α-Blocker-resistent erwiesen hatte, konnte in einer Phase-IIb-Studie mit Ustekinumab (Stelara®) zu einem relevanten Anteil eine klinische Besserung erreicht werden.
Multiple Sklerose
Behandlungserfolge mit Alemtuzumab
Der monoklonale Antikörper Alemtuzumab, der ursprünglich zur Behandlung von Leukämien entwickelt wurde, ist auch bei multipler Sklerose wirksam. In zwei Phase-III-Studien war Alemtuzumab sowohl in einer Ersttherapie als auch bei Patienten mit therapierefraktären Erkrankungen einer Standardtherapie mit Interferon beta-1a überlegen.
Rheumatoide Arthritis
Kein generell erhöhtes Krebsrisiko durch Biologika
Patienten mit rheumatoider Arthritis, die nicht auf herkömmliche Antirheumatika ansprechen, können oftmals erfolgreich mit Biologika behandelt werden. Bedenken, dass die Anwendung dieser Medikamente mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen könnte, wurden in einer Metaanalyse von 63 klinischen Studien nicht bestätigt.
Neue Wirkstoffklasse SGLT-2-Inhibitoren
Dapagliflozin zur Therapie des Typ-2-Diabetes
Dapagliflozin ist ein neues Antidiabetikum zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes. Der neue Wirkstoff fördert die Glucoseausscheidung mit dem Urin, indem er ein Transportprotein hemmt, den Natrium-Glucose-Cotransporter 2 (SGLT-2).
Diabetes mellitus Typ 2
Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Hemmung mit Empagliflozin
Außer dem Pankreas und dem Dünndarm spielen auch die Nieren bei der Blutzuckerkontrolle eine wichtige Rolle; denn über spezifische Transporter wird ein Großteil der primär über die Nephrone ausgeschiedenen Glucose wieder rückresorbiert. Mit Empagliflozin steht ein selektiver Inhibitor der Natrium-Glucose-Cotransporter-Proteins 2 (SGLT-2) zur Verfügung, der als Monotherapie oder in Kombination mit Metformin nicht nur den Nüchternblutzucker und den HbA1c-Wert, sondern auch Körpergewicht und Blutdruck senkt, so das Fazit eines von den Firmen Boehringer Ingelheim und Lilly anlässlich der 48. Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Berlin veranstalteten Pressegesprächs.
Diastolische Herzinsuffizienz
Neue Substanz mit dualem Wirkprinzip verspricht günstige Wirkung
Für die Behandlung der diastolischen Herzinsuffizienz gibt es bisher keine evidenzbasierten und etablierten medikamentösen Therapiestrategien. Mit LCZ696 wurde eine Substanz entwickelt, die sowohl die Angiotensin-Rezeptoren als auch das Enzym Neprilysin hemmt. In der PARAMOUNT-Studie wurde die Substanz mit dem Angiotensin-Rezeptorblocker Valsartan verglichen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im Rahmen der Hot-Line-Session beim Europäischen Kardiologenkongress Ende August 2012 in München präsentiert und diskutiert.
Helicobacter pylori
Vierfachtherapie überwindet Resistenzen
Mit Pylera® steht seit Oktober 2012 eine Dreifachkombination zur Verfügung, die zusammen mit Omeprazol zur Eradikation von Helicobacter pylori eingesetzt werden kann. In der zulassungsrelevanten Studie wurde damit auch bei Patienten mit Infektionen durch Clarithromycin- und Metronidazol-resistenten Erregern eine hohe Wirksamkeit erzielt [1]. Das wurde bei einer Veranstaltung der Firma Aptalis im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten im September 2012 berichtet.
Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
Mukosaheilung ist ein Behandlungsziel
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind nicht heilbare chronisch entzündliche Darmerkrankungen, die in der Regel schubförmig verlaufen. Für die Therapie stehen verschiedene antientzündliche und immunsuppressiv wirkende Therapiestrategien zur Verfügung. Neben den etablierten Therapiezielen sollte nach neueren Erkenntnissen auch die Mukosaheilung als Behandlungsziel angestrebt werden, so das Ergebnis eines von der Firma Abbott im Rahmen der 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Hamburg veranstalteten Pressegesprächs.
Metastasiertes Kolorektalkarzinom
Neuer Therapiealgorithmus mit Bevacizumab
Der Angiogenesehemmer Bevacizumab kann nun auch über die erste Tumorprogression hinaus und damit sowohl im Rahmen der First-Line-, als auch, fortgesetzt, in der Second-Line-Therapie gegeben werden. Bei geringer Toxizität verlängert Bevacizumab das Leben der Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom signifikant. Die Studienergebnisse, die letztendlich zu einem erweiterten Therapiealgorithmus geführt haben, wurden im Rahmen eines Pressegesprächs der Firma Roche Mitte Januar in Berlin vorgestellt.
Renale Angiomyolipome bei TSC
Neue Indikation für Everolimus
Patienten mit renalen Angiomyolipomen bei tuberöser Sklerose (TSC) profitieren von Everolimus. Eine randomisierte Doppelblindstudie mit deutlichem Behandlungserfolg des m-TOR-Inhibitors führte zu seiner Zulassung in dieser Indikation. Die Studienergebnisse wurden bei einer Pressekonferenz der Novartis Oncology vorgestellt und Anfang Januar in Lancet publiziert.
Idiopathische Lungenfibrose
Nintedanib verlangsamt die Progression
Nach der Zulassung des Immunsuppressivums Pirfenidon zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose 2011 wird derzeit der Tyrosinkinase-Hemmer Nintedanib in Phase-III-Studien untersucht, der bereits von der FDA als Orphan-Drug eingestuft wurde. Ergebnisse der Phase-II-Studie und die laufenden Phase-III-Studien wurden auf einer Pressekonferenz der Firma Boehringer Ingelheim im Oktober 2012 in Biberach vorgestellt.