Best of EHA 2021
CAR-T-Zell-Therapie – Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen
Die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen hat sich in der Routineversorgung von Patienten mit ausgewählten hämatologischen Neoplasien etabliert. In naher Zukunft ist mit der Einführung einer Fülle weiterer CAR-T-Zell-Anwendungen in die klinische Routine, auch jenseits der Hämato-Onkologie zu rechnen. Im Folgenden sollen Wirkweise, Anwendungsgebiete, Studienlage und mögliche Nebenwirkungen der CAR-T-Zelltherapie dargestellt werden.
Arzneimitteltherapie 2021;39:329–36.
English abstract
Therapy with chimeric antigen receptor (CAR) T-cells
Chimeric antigen receptor (CAR)-T-cells combine the antigen-binding properties of antibodies with effector functions of T-cells and have demonstrated clinical efficacy in B-cell malignancies including acute lymphoblastic leukemia (ALL), non-Hodgkin’s lymphoma (NHL) or multiple myeloma (MM). Commercially manufactured CAR-T-cells have been established as standard-of-care. Alternative CAR-T-cells targeting different tumor antigens and malignancies are under development expanding the number of diseases that can be targeted by CAR-T-cells and the CAR-T-cell product variety. Hence, in the near future the number of patients with an indication for a CAR-T-cell therapy will increase, further establishing the role of CAR-T-cells within the clinical medical routine and health care system.
Key words: acute lymphoblastic leukemia; CAR-T; chimeric antigen receptor; multiple myeloma; non-Hodgkin’s lymphoma
Therapie der Osteoporose
Entsprechend den derzeit gültigen Leitlinien
Mit Einführung der Bisphosphonate in die Therapie der Osteoporose begann vor etwa 25 Jahren eine neue Ära im Umgang mit dieser Erkrankung. War sie zuvor noch als „Modekrankheit“ oder als unabwendbares Altersschicksal eingestuft worden, wurden nun in immer größeren klinischen Studien entsprechend den Kriterien einer auf Evidenz basierenden Medizin durchgeführt, die eindeutig zeigten, dass es möglich ist, das Risiko für Osteoporose-assoziierte Wirbelkörperfrakturen um 50 bis 70 % zu senken. Auch eine Senkung für andere typische Frakturen, wie beispielsweise Hüft- und Radiusfrakturen konnte nachgewiesen werden. Während zu Beginn mit Alendronsäure und Risedronsäure nur eine täglich einzunehmende Tablette und später eine Wochentablette zur Verfügung stand, gelang im Verlauf der Jahre mit Ibandronsäure die Entwicklung einer Monatstablette und die Möglichkeit einer vierteljährlich zu applizierenden Injektion. Zuletzt war es möglich, die Wirksamkeit einer nur einmal jährlich durchzuführenden Kurzinfusion mit Zoledronsäure nachzuweisen. Parallel hierzu wurden mit Raloxifen und Teriparatid Substanzen zugelassen, die in den Hormonstoffwechsel eingreifen und schließlich mit den monoklonalen Antikörpern Denosumab und Romosozumab eine Therapieschiene eröffnet, die möglicherweise noch gar nicht abgeschlossen ist. Seit 2003 werden kontinuierlich S3-Leitlinien aktualisiert, was schließlich 2020 auch die Einführung eines Disease-Management-Programms Osteoporose begünstigte.
Zu diesem Artikel existiert ein Korrekturhinweis.
Arzneimitteltherapie 2021;39:337–45
English abstract
Therapy of osteoporosis – clinical guidelines
The introduction of bisphosphonates into the therapy of osteoporosis approximately 25 years ago was associated with a new approach to this disease. Now large randomized controlled trials (RCT) according to the criteria of evidence-based medicine were conducted showing a 50 to 70 % risk reduction for vertebral fractures due to osteoporosis. This was also the case for other typical fractures associated with osteoporosis such as hip or radius fractures. At the beginning alendronate and risedronate were available for oral daily and later also for weekly use. With ongoing time ibandronate was developed for monthly oral use or quarterly intravenous injections. Finally, zoledronate was shown to be effective concerning risk reduction for fractures due to osteoporosis as well as to reduce overall mortality. In parallel, raloxifene and teriparatide were approved. Both substances interact with hormone metabolism. The newest developments include human monoclonal antibodies against sclerostin. So far, denosumab and romosozumab represent the newest substances in this field. Since 2003 clinical guidelines have been continuously actualized. Consequently, osteoporosis was included into the disease management programs in 2020.
Key words: osteoporosis, therapy, bisphosphonates, monoclonal antibodies
Cabotegravir/Rilpivirin als Langzeitdepottherapie bei HIV
Seit Dezember 2020 ist in der europäischen Union die erste HIV-Therapie zugelassen, bei der Patienten auf eine tägliche Einnahme von Tabletten verzichten können. Der Integraseinhibitor Cabotegravir und der nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitor Rilpivirin werden dabei jeden Monat oder alle zwei Monate jeweils als separate Injektion in einen Gesäßmuskel verabreicht.
Arzneimitteltherapie 2021;39:348–50.
English abstract
Cabotegravir/rilpivirine as long-acting formulation for HIV
In December 2020 the first therapy for HIV was authorised within the European Union for which patients have not to take tablets every day. The integrase inhibitor cabotegravir and the non nucleoside reverse transcriptase inhibitor rilpivirine are administered every or every other month as separate gluteale injections.
Key Words: HIV, therapy, cabotegravir, rilpivirine
Cabotegravir/Rilpivirin als Langzeitdepottherapie bei HIV
Aus Expertensicht
Arzneimitteltherapie 2021;39:351.
Achondroplasie
Vosoritid: ein C-Typ-natriuretisches Peptid-Analogon zur Therapie der Achondroplasie
Bei Achondroplasie handelt es sich um einen Gendefekt, der zu dysproportionalem Kleinwuchs führt. Eine Therapie mit Vosoritid beschleunigt das Wachstum bei Kindern von 5 bis unter 18 Jahren. Zudem deuten die Zweijahresdaten laufender Studien auf eine Verbesserung der Körpersegmentproportionen hin. Ob dadurch potenziell später auftretende Skelettkomplikationen vermieden werden können, müssen Langzeitdaten erst belegen.
Behandlung des schweren Asthma bronchiale
Astegolimab: Vorteil bei niedriger Eosinophilenzahl?
Astegolimab ist ein neuer Wirkstoffkandidat für die Behandlung des schweren Asthma bronchiale. Kürzlich wurden die Ergebnisse einer Phase-IIb-Studie veröffentlicht. Eine Subgruppenanalyse ergab, dass Patienten mit niedrigen Blutkonzentrationen an eosinophilen Granulozyten (Eosinophilen) stärker profitierten als Patienten mit höheren.
Asthma bronchiale
Tezepelumab zur Behandlung von schwerem und unkontrollierbarem Asthma bronchiale
Ist der Einsatz von Tezepelumab bei Patienten mit schwerem und unkontrollierbarem Asthma geeignet, um eine Reduktion der Exazerbationen zu ermöglichen? Wie effektiv und sicher ist eine Therapie mit Tezepelumab?
Kastrationsresistentes Prostatakarzinom mit Metastasen
Ipatasertib nur vorteilhaft bei PTEN-Verlust
Die Erstlinienbehandlung eines metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) setzt üblicherweise auf eine Hormontherapie mit dem Androgenrezeptor-Antagonisten Abirateron plus Immunsuppression mit Prednisolon. Für eine zusätzliche Kombination mit dem AKT(Proteinkinase B)-Inhibitor Ipatasertib ergab sich in der IPATential150-Studie ein geringfügiger Vorteil bei gestörter PTEN(Phosphatase and Tensin homolog)-Funktion.
Thrombosen bei Tumorpatienten
Behandlung asymptomatischer venöser Thromboembolien
Die Prognose und optimale Behandlung zufällig entdeckter venöser Thromboembolien bei Tumorpatienten ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Wie sich die Art der Diagnose auf die Prognose der Patienten auswirkt, untersuchten nun Autoren einer Metaanalyse.
Hormonrezeptorpositives Mammakarzinom
Verlängerung der Hormontherapie mit Aromatasehemmern ohne Nutzen?
Wie lange postmenopausale Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs eine adjuvante Aromatasehemmer-Therapie erhalten sollen, ist immer noch Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. In einer aktuellen prospektiven Studie wurde eine endokrine Therapie über sieben Jahre mit einer über zehn Jahre andauernden Einnahme verglichen.
Zervixkarzinom
Adjuvante Chemotherapie verlängert Überleben nicht
Eine adjuvante Chemotherapie nach Platin-basierter Radiochemotherapie bei Frauen mit lokal fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs verbesserte weder das Gesamtüberleben noch das progressionsfreie Überleben, so das Ergebnis der randomisierten Phase-III-Studie OUTBACK, die in der Plenarsitzung bei der virtuellen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) am 6. Juni 2021 vorgestellt wurde.
Tripelnegatives Mammakarzinom
Checkpoint-Inhibitoren bieten neue Chancen für die Therapie
In der Therapie des fortgeschrittenen PD-L1-positiven tripelnegativen Mammakarzinoms (TNBC) ist Atezolizumab bereits seit einigen Jahren als Standard etabliert. Auch Patientinnen mit frühem TNBC (eTNBC) können von dem Checkpoint-Inhibitor profitieren. Auf der Jahrestagung 2021 der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) stellten Experten in einem von der Firma Roche veranstalteten Symposium aktuelle Daten vor.
Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre
Immunbehandlung neuer Standard in der Erstlinientherapie
Nivolumab in Kombination mit Chemotherapie oder in Kombination mit Ipilimumab verlängerte bei unbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Plattenepithelkarzinom der Speiseröhre das Gesamtüberleben im Vergleich zur Standard-Chemotherapie signifikant von 10,7 auf 13,2 Monate (Nivolumab + Chemotherapie) bzw. 12,8 Monate (Nivolumab + Ipilimumab). Die Immuntherapie wirkte besonders gut bei Patienten mit positivem PD-L1-Nachweis. Es wurden keine neuen, bislang nicht bekannten Nebenwirkungen gesehen. Diese Ergebnisse der Phase-III-Studie CheckMate-648 wurden beim virtuellen Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) im Juni vorgestellt.
Rückfällige oder metastasierte Nasopharynx-Karzinome
Mit Toripalimab länger leben
Eine Gemcitabin/Cisplatin-(GP-)Chemotherapie ist zurzeit der Erstlinienstandard für die Therapie von lokal fortgeschrittenen, rückfälligen oder metastasierten Nasopharynx-Karzinomen (r/m NPC). Wenn aber dieser Chemotherapie-Kombination noch der PD-1-Inhibitor Toripalimab hinzugefügt wird, führt das zu einem signifikant längeren progressionsfreien Überleben (PFS). Das konnte in der JUPITER-02-Studie gezeigt werden, die in der Plenarsitzung des amerikanischen Krebskongresses ASCO vorgestellt wurde.
Vorbehandeltes NSCLC
Sotorasib wirkt auch bei nichtkleinzelligem Lungenkrebs mit KRAS-G12C-Mutation
Der irreversible KRAS-G12C-Inhibitor Sotorasib führte bei Patienten mit vorbehandeltem KRAS-G12C-mutiertem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) zu einem anhaltenden klinischen Nutzen. Dies ergab die einarmige Phase-II-Studie CodeBreak 100, deren aktualisierte Ergebnisse bei der virtuellen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) am 4. Juni 2021 vorgestellt und parallel online im New England Journal of Medicine publiziert wurden.
Malignes Melanom
Den Krebs in die Zange nehmen mit zwei Immuntherapien an zwei verschiedenen Checkpoints
Durch Immuntherapien hat sich in den letzten Jahren die Perspektive für Patienten mit fortgeschrittenem malignem Melanom grundlegend geändert. Offensichtlich ist es auch nützlich, zwei Immuntherapeutika, die an verschiedenen Stellen wirken, miteinander zu kombinieren. Das zeigte sich in der Studie RELATIVITY-047, die während des amerikanischen Krebskongresses vorgestellt wurde.
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD)
Satralizumab als erste subkutane Therapieoption zugelassen
Unter Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen werden mehrere seltene, nicht heilbare Autoimmunerkrankungen zusammengefasst, die vor allem Sehnerven und Rückenmark schädigen. Seit Kurzem steht der Interleukin-6-Inhibitor Satralizumab zur Therapie zur Verfügung. Die Studiendaten wurden im Juli 2021 auf einem virtuellen Symposium der Firma Roche vorgestellt.
Leitliniengerechte Krebstherapie
Supportiv-Therapie nicht vernachlässigen
In der Behandlung von Tumorpatienten steht die antineoplastische Therapie im Vordergrund. Für die Patienten ist außerdem die Lebensqualität ein sehr wichtiger Aspekt. Beeinträchtigende Beschwerden, ob tumor- oder therapieassoziiert, können mittels einer guten Supportiv-Therapie deutlich gemindert werden. Was sie leisten kann und worauf es dabei ankommt, erläuterten verschiedene Experten im Rahmen eines interdisziplinären Onkologie-Talks von RIEMSER.