Cilostazol
Phosphodiesterase-Hemmer zur Behandlung der Claudicatio intermittens
Cilostazol (Pletal®) wurde im Dezember 2006 in Deutschland zur Therapie von Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit im Stadium II (= Claudicatio intermittens) zugelassen. Der Phosphodiesterase-3-Hemmer ist seit Januar 2007 in Deutschland verfügbar. In anderen Ländern wie England, Japan und den USA wird Cilostazol bereits seit mehreren Jahren in dieser Indikation eingesetzt.In doppelblind, randomisiert und Plazebo-kontrolliert durchgeführten Studien wurde eine deutliche Verlängerung der maximalen und der schmerzfreien Gehstrecke durch die Therapie mit Cilostazol gezeigt. Dies war mit einer verbesserten Lebensqualität der Patienten verbunden. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen der Therapie waren Kopfschmerzen, Diarrhö und Stuhlveränderungen.
Arzneimitteltherapie 2008;26:230–6.
English abstract
Cilostazol – phosphodiesterase inhibitor for the treatment of intermittent claudication
Cilostazol (Pletal®) was approved in Germany in December 2006 for the treatment of patients with peripheral arterial disease (Fontaine stage II; = intermittent claudication). The phosphodiesterase type 3 inhibitor has been available in Germany since January 2007. In other countries like United Kingdom, Japan and USA cilostazol has already been used for a couple of years.
In double-blind, randomised and placebo-controlled trials treatment with cilostazol resulted in a significant increase in absolute (maximum) and initial (pain-free) walking distance. This effect was associated with an improved quality of life. Most frequently reported adverse events were headache, diarrhoea and changes in faecal consistency.
Keywords: Cilostazol, peripheral arterial disease, phosphodiesterase type 3 inhibitor
Therapie gastrointestinaler Stromatumoren (GIST)
Die Therapie der gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) wurde in den letzten Jahren durch Fortschritte im molekularen Krankheitsverständnis und den Einsatz von Tyrosinkinase-Inhibitoren revolutioniert.Bei lokalisierter Erkrankung sollte die komplette chirurgische Resektion angestrebt werden. Sie bildet den einzigen kurativen Therapieansatz. Die Erstlinientherapie metastasierter oder inoperabler GIST erfolgt mit Imatinib (Glivec®). Bei Progress wird die Dosis von Imatinib erhöht oder eine Zweitlinientherapie mit Sunitinib (Sutent®) durchgeführt. Multimodale Therapiekonzepte umfassen die neoadjuvante und adjuvante Therapie sowie lokale Verfahren bei der metastasierten Erkrankung. Diese Ansätze sind jedoch größtenteils in ihrem Stellenwert noch nicht gesichert.
Arzneimitteltherapie 2008;26:239–45.
English abstract
Therapy of gastrointestinal stromal tumors (GIST)
Therapy of gastrointestinal stromal tumors (GIST) has been revolutionized during the last years by progress in molecular understanding of pathogenesis and the coming up of tyrosine kinase inhibitor therapy. In localized disease, complete surgical resection should be performed. This is the only curative approach. First line therapy of metastasized or inoperable GIST is imatinib. In case of progress, imatinib dosing is increased or sunitinib is used as second line therapy. Multimodal concepts comprise neoadjuvant and adjuvant therapy as well as local procedures in metastasized disease. Nevertheless the benefits of these methods have not yet been proven for the most part.
Keywords: GIST, gastrointestinal stromal tumor, tyrosine kinase inhibitor, imatinib, sunitinib
Antiangiogenese in der Tumortherapie
Neuer Ansatz mit dem dualen Tyrosinkinase-Inhibitor Brivanib
Die Prozesse der Neovaskularisierung, ausgehend von bestehenden Blutgefäßen (Angiogenese), spielen eine wichtige Rolle sowohl für das Tumorwachstum als auch für die Metastasierung bei zahlreichen Tumoren. Die Tumorangiogenese stellt heute ein attraktives Target für die zielgerichtete Tumortherapie dar, wobei das VEGF/VEGF-R-System (Vascular endothelial growth factor receptor) und das FGF/FGF-R-System (Fibroblast growth factor receptor) als Schlüsselfaktoren für die Neoangiogenese identifiziert werden konnten. Zwischenzeitlich sind eine Reihe von antiangiogenetisch wirksamen Substanzen entwickelt worden, von denen einige bereits routinemäßig in der onkologischen Therapie eingesetzt werden. Obwohl das FGF/FGF-R-System synergistisch mit VEGF-Komponenten wirken kann, stehen bislang nur sehr wenige spezifische Inhibitoren der FGF-Rezeptoren zur Verfügung. Brivanib (BMS-582664) ist ein neuer oral verfügbarer und selektiver Inhibitor der Rezeptor-Tyrosinkinasen VEGF-R2 und FGF-R2, die beide eine entscheidende Rolle in der Tumor-Neoangiogenese spielen. Brivanib befindet sich derzeit in Phase III der klinischen Entwicklung und hat bisher eine viel versprechende klinische Aktivität mit einem akzeptablen Nebenwirkungsprofil gezeigt. Vor dem Hintergrund, dass VEGF-R2 mit Kollagen IV koexprimiert wird und durch VEGF-R2-Antagonisten depletiert werden kann, scheint Kollagen IV ein geeigneter Biomarker (Surrogat-Endpunkt) für die antiangiogenetische Aktivität von Brivanib zu sein. Das Potenzial dieses Biomarkers für Brivanib wird in den laufenden Studien untersucht.
Arzneimitteltherapie 2008;26:246–51.
English abstract
Brivanib, a novel dual VEGF-R2/bFGF-R inhibitor
The process of neo-vascularization from preexisting blood vessels (angiogenesis) plays a critical role in both, tumor growth and dissemination in multiple cancer types. Tumor angiogenesis appears therefore to be an attractive target for cancer treatment, and the VEGF/VEGF-R and the FGF/FGF-R systems have been identified as key factors for neo-angiogenesis. Several active compounds have been developed so far and some of them are already widely used in clinical protocols. However, currently only very few drugs are available to target the FGF receptor although the FGF/FGF-R system has been shown to act synergistically with VEGF. Brivanib (BMS-582664) is a novel orally available and selective receptor tyrosine kinase inhibitor that targets the key angiogenesis receptors VEGF-R-2 and FGF-R-2. The drug is currently under clinical evaluation (phase III) and has shown promising clinical activity and manageable side effects. Moreover, since VEGF-R2 is co-expressed with collagen IV and downregulated by VEGF-R-2 antagonists, collagen IV may be a suitable biomarker (surrogate end point) for the anti-angiogenetic activity of brivanib in clinical trials. The potential of such biomarkes for brivanib is currently addressed in the ongoing clinical studies.
Keywords: Brivanib, dual tyrosine kinase inhibitor, clinical development, biomarkers
Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragen der Therapie und Prävention
Eine Einführung in Frage und Antwort
Alzheimer-Demenz
Acetylsalicylsäure nicht wirksam
Die Gabe von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure kann die Progression einer Alzheimer-Demenz nicht aufhalten. Die Gabe von Acetylsalicylsäure führt zu vermehrten Blutungskomplikationen.
Parkinson-Krankheit
Pergolid und Herzklappenschädigungen
Eine Fall-Kontroll-Studie und eine größere Metaanalyse zeigen, dass es einen dosisabhängigen Zusammenhang zwischen der Behandlung mit dem Dopaminagonisten Pergolid und Herzklappenschäden bei Parkinson-Krankheit gibt.
Multiple Sklerose
Reduktion der Entzündungsherde durch oralen Fumarsäureester BG-12
Fumarsäureester werden bereits seit fast 15 Jahren in der Therapie der Psoriasis eingesetzt. Nun wurde die Wirksamkeit des Fumarsäuredimethylesters BG-12 bei Patienten mit einem schubförmig remittierenden Verlauf der multiplen Sklerose in einer Phase-II-Studie gezeigt. In zwei Phase-III-Studien mit jeweils über 1 000 Patienten soll nun die Wirksamkeit, auch im Vergleich zu einer Standardtherapie mit Glatirameracetat, gezeigt werden. Die aktuelle Datenlage wurde auf einer von der Firma Biogen Idec veranstalteten Pressekonfernz in Frankfurt am 4. April 2008 präsentiert.
Schlaganfall und systemische Embolien bei Vorhofflimmern
Erhöhtes Blutungsrisiko durch Idraparinux
Unter der Langzeitbehandlung mit Idraparinux traten bei Patienten mit Vorhofflimmern und erhöhtem Risiko für Schlaganfälle und systemische Embolien im Vergleich zur klassischen Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten signifikant häufiger Blutungen auf. Bei der Reduktion der Inzidenz von Schlaganfällen und systemischen Embolien zeigte sich Idraparinux gegenüber der Standardtherapie als nicht unterlegen.
Muskeldystrophie Typ Duchenne
Exon-Skipping: auf dem Weg zur personalisierten molekularen Medizin?
Der Einsatz von Antisense-Oligonucleotiden bei der Muskeldystrophie Typ Duchenne konnte in einer klinischen Prüfung bei Patienten mit spezieller Mutation die lokale Bildung des fehlenden Proteins Dystrophin wiederherstellen.
Ovarialkarzinom
Schutz durch orale Kontrazeptiva – auch noch lange nach dem Absetzen
Orale Kontrazeptiva bewirken einen Schutz vor Ovarialkarzinomen. Dieser Effekt ist sogar mehr als dreißig Jahre nach Beendigung der Einnahme noch nachweisbar. Die Einnahmedauer korreliert hierbei direkt mit der Reduktion des Erkrankungsrisikos. Dies sind die Ergebnisse einer Analyse der Daten von 45 epidemiologischen Ovarialkarzinom-Studien.
Postoperative Schmerztherapie
Patientenkontrollierte Analgesie mit iontophoretisch appliziertem Fentanyl
Zur patientenkontrollierten postoperativen Analgesie steht seit Januar 2008 eine Applikationsform zur Verfügung, bei der Fentanyl iontophoretisch transdermal appliziert wird (Ionsys®). Im Vergleich mit einer Schmerzmittelpumpe hat diese Applikationsform – bei vergleichbarer analgetischer Wirkung – den Vorteil eines geringeren logistischen und personellen Aufwands, wie bei zwei Pressekonferenzen der Firma Janssen-Cilag GmbH ausgeführt wurde.
Durchbruchschmerzen in der Tumortherapie
Erste Daten für nasal applizierbares Fentanyl
Als Bedarfsmedikation bei Durchbruchschmerzen wird ein schnell anflutendes Opioid mit kurzer Wirkungsdauer benötigt. Eine Option ist die transmukosale Gabe von Fentanyl. In Entwicklung ist außerdem ein nasale Applikationsform, die anscheinend weitere pharmakokinetische Vorteile hat. Aktuelle Daten hierzu wurden auf einem von der Firma Nycomed veranstalteten Symposium im Rahmen des Deutschen Schmerz- und Palliativtags in Frankfurt am 6. März 2008 präsentiert.
Metastasiertes kolorektales Karzinom
Irinotecan als Kombinationspartner
Bei Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom empfiehlt sich je nach Ausgangssituation und dem sich daraus ergebenden Therapieziel eine individualisierte Behandlung. In randomisierten Vergleichsstudien hat sich das Irinotecan-haltige FOLFIRI-Regime als wirksam und sicher erwiesen. Nach neueren Studien kann durch eine Kombination dieses Regimes mit monoklonalen Antikörpern oder einem weiteren Zytostatikum, nämlich Oxaliplatin, die Ansprechrate weiter verbessert werden, so das Fazit eines von der Firma Pfizer im Rahmen des 28. Deutschen Krebskongresses in Berlin im Februar 2008 veranstalteten Satellitensymposiums.
Venöse Thromboembolien
Orale Primärprophylaxe mit Dabigatran
Der orale direkte Thrombin-Inhibitor Dabigatran (Pradaxa®) wurde in Europa am 27. März 2008 zur Primärprävention venöser thromboembolischer Ereignisse bei Erwachsenen nach einer elektiven Hüft- oder Kniegelenkersatz-Operation zugelassen. Aktuelle Daten wurden im Rahmen eines von Boehringer Ingelheim veranstalteten internationalen Journalistentreffens in Ingelheim am 5. März 2008 präsentiert.
Chronische Hepatitis C
Therapie der Problempatienten
Die Standardtherapie für Patienten mit einer chronischen Hepatitis C ist heute die Kombination von pegyliertem Interferon alfa plus Ribavirin. Doch ein Teil der Patienten spricht auf diese Therapie nicht an. Darüber hinaus kann nach Therapieende ein Rückfall auftreten oder nach primärem Ansprechen auf die Therapie kommt es im weiteren Verlauf zu einem Wiederanstieg der Hepatitis-C-Virus(HCV)-RNS im Serum. Solche Problempatienten erfordern neue Therapiestrategien. Aktuelle Daten zur Therapie von Problempatienten wurden im Rahmen der XII. Gastroenterologie-Seminarwoche, Titisee, am 17. Februar 2008 präsentiert.
Tuberkulose 2008
Das Problem der zunehmenden Resistenz
Auch wenn die Tuberkulose in Deutschland rückläufig ist, so ist sie jedoch keinesfalls ausgerottet. Probleme sind die fehlende klinische Erfahrung mit Tuberkulose bei der Ärzteschaft und die zunehmende Ausbreitung resistenter Tuberkulosestämme. Aktuelle Daten wurden im Rahmen eines Vortrags beim 49. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. in Lübeck am 11. April 2008 zusammengefasst.